Rottweil/Oberndorf. Heckler & Koch, größter deutscher Hersteller von Handfeuerwaffen, lädt am heutigen Dienstag seine Aktionäre zur Hauptversammlung. Beginn ist um 10 Uhr. Passenderweise findet die Veranstaltung in der umgebauten ehemaligen Pulverfabrik in Rottweil statt. Dort soll Konzernchef Jens Bodo Koch vor den Anteilseignern über das vergangene Jahr berichten und einen Blick nach vorn werfen. Die wirtschaftlichen Aussichten seien positiv, heißt es. Denn die Nachfrage nach Rüstungsgütern ist angesichts des Ukraine-Krieges weiterhin hoch.
Der Waffenhersteller machte im vergangenen Jahr einen ordentlichen Gewinn. Vor wenigen Jahren noch angeschlagen, steigerte das Unternehmen – in der für einen Waffenhersteller sich positiv verändernden Weltlage – seinen Gewinn auf 183,6 Millionen Euro. 1,1 Millionen daraus sollen als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Unter diesen herrscht nicht nur Freude. Das sogenannte „Bündnis der Kritischen Aktionär*innen“ macht dem Waffenhersteller Vorwürfe. So mache das Unternehmen bei seinem Expansionskurs Ausnahmen von den selbst gesetzten Exportbeschränkungen, der „Grünen-Länder-Strategie“. „Dadurch bleiben Waffenlieferungen von Heckler & Koch in Krisenregionen und an menschenrechtsverletzende Staaten weiter Teil der Geschäftspraxis“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses.
Eigentlich wolle Heckler & Koch laut „Grüner-Länder-Strategie“ nur noch Waffen an EU-, NATO- oder NATO-gleichgestellte Länder liefern. Aktuelle Zahlen belegten jedoch einen deutlichen Anstieg des Umsatzes in Ländern, die nicht darunterfallen. So lieferte der Konzern 2021 und 2022 (bis zur letzten Hauptversammlung) Waffen oder wesentliche Waffenteile nach Angaben des Bündnisses beispielsweise an Jordanien, Katar, den Oman und Singapur.
Allein im vergangenen Jahr seien in den USA mehr als 20.000 Menschen durch Schusswaffengewalt getötet und mehr als 38.000 Menschen verletzt worden. Gleichzeitig sei der Umsatz von Heckler & Koch im Segment USA-Zivil um 30 Prozent auf 116,6 Millionen Euro gestiegen. Das Bündnis wirft dem Waffenhersteller daher vor, auf tödlichem Expansionskurs zu sein.
2020 hatte das USA-Geschäft nach Unternehmensangaben noch 34 Prozent des H&K-Konzernumsatzes ausgemacht, bis 2022 stieg der Anteil auf 43 Prozent. Im Vergleich zu großen Wettbewerbern wie Smith & Wesson und Colt nehme H&K dort aber eher eine Randposition ein, heißt es weiter. Der Anteil des deutschen Rüstungskonzerns am zivilen amerikanischen Handfeuerwaffen-Markt liegt aktuell nach Firmenangaben bei unter einem Prozent.
Die Waffenschmiede, die ihr Stammwerk in Oberndorf am Neckar hat, beschäftigt insgesamt rund 1100 Menschen.