Schramberg (him) – Zwischen der Geschäftsleitung von Kern-Liebers und der Gewerkschaft IG Metall gibt es Streit um eine im Tarifvertrag vereinbarte jährliche Sonderzahlung, einen sogenannten Transformationsbaustein (Trafobaustein). Am Dienstagmorgen hat die IG-Metall deshalb vor den Werkstoren von Kern-Liebers ein Flugblatt verteilt. Darin geht es um das Nicht-Auszahlen des sogenannten Transformationsbaustein (Trafo-Baustein).
Bei Tarifabschluss 2021 hatten die Metallarbeitgeber und die Gewerkschaft vereinbart, im Februar 22 statt einer Tariferhöhung einen einmaligen Zuschlag in Höhe von 18,4 Prozent eines Monatsentgeltes auszuzahlen.
Im nächsten Jahr soll es 27,6 Prozent geben. Um Arbeitsplätze zu sichern, können die Betriebe in schwierigen Zeiten auch statt des Geldes entsprechend mehr Freizeit gewähren. Das Trafogeld soll auch in Zukunft gezahlt werden.
Unterschiedliche Interpretation des Ergänzungstarifvertrags
Nun hat die IG- Metall bei Kern-Liebers einen Ergänzungstarifvertrag geschlossen. Darin steht, dass es in diesem Jahr keine Sonderzahlungen geben wird. „Darüberhinausgehende Anspruche auf tarifliche Einmalzahlungen bestehen im Kalenderjahr 2022 nicht.“ Laut IG Metall bezog sich dieser Satz aber nur auf Weihnachts- und Urlaubsgeld, T-ZUG und Zusatzbetrag.
Der Trafobaustein sei keine Einmalzahlung, sondern eine „jährlich wiederkehrende Sonderzahlung“. Sie entspreche etwa 2,3 Prozent mehr Gehalt pro Monat. Die IG Metall habe natürlich nicht mit der Geschäftsleitung vereinbart, „dass die Beschäftigten, auf in der Zukunft liegende Tariferhöhungen oder auf andere zukünftige Tarifverträge verzichten sollen“, heißt es weiter.
Die Einsparung für das Unternehmen liege bei etwa 800.000 Euro, war von der IG-Metall zu hören. Seit Juni 2020 hätten die Kern-Liebers-Beschäftigten auf etwa 7,3 Millionen Euro verzichtet, strellt die Gewerrkschaft in ihrem Flugblatt fest.
IG-Metall will verhandeln
Gewerkschaftssekretär Georg Faigle hat auf Nachfrage der NRWZ erklärt, er habe den Vorsitzenden der Geschäftsleitung Dr. Erek Speckert um einen Gesprächstermin gebeten. Darin soll es um das Trafo-Bausteinproblem gehen. Er warte noch auf eine Rückmeldung.
Ihn verwundert die Haltung der Geschäftsleitung, denn im vergangenen Jahr habe Kern-Liebers die vereinbarte Coronaprämie von 500 Euro ausgezahlt – „und sogar noch einen Hunderter drauf gelegt.“
Dr. Speckert: Kein Kommentar
Die NRWZ hat Dr. Speckert um eine Stellungnahme gebeten. Sie fällt knapp aus: „Die Kern-Liebers Firmengruppe bittet um Verständnis, dass interne Themen seitens des Unternehmens grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit kommentiert und diskutiert werden.“