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    „Energie und Brot für alle“ – Bäcker Krachenfels will Energiepreisdeckel für Privat und Mittelstand

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    Mit einer Petition will Georg Krachenfels einen Energiepreisdeckel für private Haushalte und Mittelstandsunternehmen in Deutschland erkämpfen. Der Grundbedarf müsse gedeckt sein, um Haushalte und Mittelständler vor einer Versorgungskrise zu bewahren. Das sagt der Inhaber der gleichnamigen Mönchweiler Bäckerei mit ihren rund 40 Filialen von Aldingen bis Waldshut-Tiengen. Er habe mit der Aktion ein Zeichen setzen wollen, so der Bäckermeister zur NRWZ. „Ein Ausrufezeichen.“ Nun setzt er auf möglichst viele Mitstreiter.

    Die Bäcker-Innung Tuttlingen-Rottweil erfährt durch die NRWZ von Krachenfels‘ Schritt. Obermeister Daniel Link, Bäcker aus Trossingen: „Die Petition ist lobenswert und wir unterstützen dies. Bisher haben wir davon noch nichts mitbekommen. Gern leite ich dies aber meinen Innungskollegen zur Kenntnis weiter. Ich bin sicher, dass viele dabei mitmachen.“ Denn das Bäckerhandwerk befinde sich, wie viele andere Gewerke auch, in einer schwierigen Situation, sagt Link.

    Signet von Krachenfels‘ Kampagne.

    Der Unternehmer Krachenfels wendet sich dieser Tage an seine Kundschaft. In den Filialen liegen Postkarten aus, vor seinen Türen stehen Reiter, die auf seine Aktion hinweisen. Sie zeigen ein Brot und eine Kerze. Krachenfels erklärt: „Großvater Eugen gründete 1936 unser Unternehmen und war im Zweiten Weltkrieg. Unfassbar aber wahr – wir stehen heute vor der gleichen Situation: Europa ist im Krieg!“ Dadurch sei eine Energiekrise ausgelöst worden, „die die Kraft hat, alles zu zerstören, was bisher aufgebaut wurde.“

    So stehe sein Unternehmen vor der Herausforderung, neben der Absicherung der Preiserhöhungen im Rohstoffbereich eine Verzehnfachung des Arbeitspreises für Strom zu verkraften. „Da wir weitere Preissteigerungen vermeiden wollen, gehen wir in massive Sparmaßnahmen. Dies gilt nicht nur für die Produktion, sondern auch bei der Beleuchtung unserer Läden“, kündigt Krachenfels an.

    Genug Strom, um ihn zu exportieren. Zu wenig für die „eigenen Unternehmen“?

    Was er schon beobachtet hat: „Wir haben eine Filiale an der Schweizer Grenze. Unsere Kunden aus dem Nachbarland haben kein Verständnis für die Sparmaßnahmen“, sagt Krachenfels zur NRWZ. So habe er Briefe bekommen, in einem beschwert sich ein Schweizer, dass die Filiale schlecht beleuchtet gewesen sei. Er wolle seinen Kaffee in angemessener Atmosphäre trinken. Die Leute in der Schweiz verstünden die Energieprobleme der Deutschen nicht, folgert Krachenfels. Kein Wunder: „Wir exportieren unseren Strom ja auch in die Schweiz und nach Frankreich. Können ihn aber selbst kaum mehr bezahlen.“

    Er sieht ein Energieproblem, das nur politisch zu lösen sei. „Wir haben keine Versorgungsknappheit, die Stromversorgung ist eigentlich gesichert“, so der Unternehmer. „Wir haben genügend Energie im eigenen Land.“ Aber wenn zu viel davon hergegeben werde, „sterben die Unternehmen hier.“ Atomausstieg – da sei er nicht dagegen. Aber jetzt, in der existenziellen Krise, daran festhalten? Für ihn ein „Selbstkasteiungsprozess“. Es gehe um in Jahrzehnten aufgebaute Existenzen. „Die zerstören wir gerade in einem halben Jahr.“

    Es gehe nicht darum, den Staat auszunehmen. Dieser verdiene, darauf verweist Krachenfels im Gespräch mit der NRWZ, an den steigenden Energiekosten über die Mehrwertsteuer massiv mit. Vielmehr werde der Mittelstand nicht richtig wahrgenommen, würden dessen Probleme nicht korrekt erkannt „in einem entfesselten Markt“. Hin zu einem Wirtschaftsminister Habeck, der sich mit Insolvenzen dem Anschein nach nicht auskenne.

    Es stimme schon, der Staat verteile bereits Gelder. Etwa über das Hilfsprogramm für energieintensive Industrie, aus dem fünf Milliarden Euro fließen sollen. Und zwar an „Unternehmen, die besonders von den Folgen des Ukrainekriegs betroffen sind.“ Es solle deren Kosten des Erdgas- und Strompreisanstiegs dämpfen. „Prima, dachten wir Bäcker da, da gehören wir dazu.“ Man habe Anträge gestellt. Und erfahren, dass nur die Industrie gemeint sei. „Bahlsen, DeBeukelaer , Golden Toast“, zählt Krachenfels auf. „Wir gehen hier leer aus.“

    Krachenfels: Unruhen drohen, Insolvenzen und Erwerbslosigkeit seien vorprogrammiert

    Jetzt hat der Bäckermeister eine Petition eingeleitet, die sich an den Petitionsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg richtet. Darin fordert er jenen Energiepreisdeckel und erklärt: „Die Regierung muss JETZT handeln!“ Viele Menschen wüssten nicht, wie sie ihre Strom- und Gasrechnungen bezahlen sollen, gibt der Bäcker als Begründung an. Die Preisexplosionen bei flexiblen Verträgen seien exorbitant. Und Nutzern von Fixtarifen würden reihenweise die Verträge gekündigt. Auch Unternehmer seien an der Obergrenze der vertretbaren Preissteigerung für ihre Produkte angelangt und könnten bereits jetzt nicht mehr rentabel produzieren. „Das muss ein Ende finden, weil es einerseits zu sozialen Unruhen führt, andererseits die Zukunft des deutschen Mittelstandes und der Handwerker gefährdet ist“, so Krachenfels weiter. Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste seien vorprogrammiert. Die Teuerungskrise betreffe nicht mehr nur einkommensschwache private Haushalte und Armutsgefährdete. „Ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung ist mit Existenzfragen bedroht. Ein Preisdeckel ist zudem eine wichtige Chance, die Inflation bei Energie zu dämpfen.“

    Ergo: „Der Grundbedarf für private Haushalte und Unternehmen muss gedeckt sein, um private Haushalte und Mittelständler vor einer Versorgungskrise zu bewahren“, so Krachenfels. Für den Endverbraucher bedeute das, er bekomme ein bestimmtes Energievolumen zu regulierten niedrigen Preisen. Alles darüber hinaus an Mehrverbrauch solle zu den erhöhten Marktpreisen abgerechnet werden. „Die Berechnungsgrundlage muss einheitlich sein, damit bisherige Energiesparer nicht benachteiligt werden.“ Als Orientierungspunkt sieht er die Durchschnittspreise von Anfang 2022. Preisobergrenze ist für ihn bei Strom bei 20 Cent pro kWh (Kilowattstunde) und Gas 8 Cent pro kWh, jeweils brutto. 

    Warum Krachenfels das jetzt losgetreten hat? „Ich will mir nicht nachsagen lassen müssen, nichts getan zu haben. Vor allem nicht von meinen Kindern.“

    Er hofft nun auf Mitstreiter. Viele Kollegen würden ähnlich denken wie er, kämen aber noch nicht aus der Deckung.

    Weit entfernt vom Quorum – noch?

    Die Petition ist recht frisch gestartet, wurde am 24. August online gestellt. Rund 140 Menschen aus ganz Deutschland und größtenteils aus Baden-Württemberg haben bislang unterschrieben (Stand: Mittwoch, 7. September, 13.45 Uhr). Das gilt als ein Prozent des nötigen Quorums. Dieses gibt für jede Petition an, wie viele Unterschriften aus der jeweiligen Region benötigt werden, damit openPetition, Plattform von Krachenfels‘ Petition, von den zuständigen Entscheidungstragenden eine Stellungnahme einfordert. Unklar ist für den Moment, wie erfolgreich die Petition ist und ob sie das Quorum erreicht.

    Kommentare der Unterzeichner bestätigen Krachenfels. Einer schreibt: „Ich weiß nicht wie es weiter geht und wovon ich das alles bezahlen soll, ich habe Angst um meinen Arbeitsplatz.“ Eine Nutzerin erklärt: „Ich finde es wichtig, dass der Grundbedarf für Strom und Heizung jeweils zu einem Preis zur Verfügung gestellt wird, der sich jeder leisten kann bzw. die individuelle Kaufkraft nicht einschränkt. Wer sich einen höheren Verbrauch leisten will und kann, entscheidet dann jeder selber.
    Außerdem wird durch einen Energie/Gaspreisdeckel verhindert, dass auch die Preise für Lebensmittel und andere Konsumgüter immer mehr in die Höhe schießen und in der Folge für weite Teile der Bevölkerung „Wohlstand“ zum Fremdwort wird.“

    Innungs-Obermeister Link: „Verzehnfachung der Einkaufspreise ist nicht unrealistisch.“

    Innungs-Obermeister Link unterstützt den Schritt des Kollegen Krachenfels. Um sich ein Bild von der Situation im Bäckerhandwerk zu machen, hat Link, als die NRWZ anfragt, bereits eine Zusammenfassung vorbereitet, aus einer früheren Anfrage einer anderen Redaktion. Darin notiert der Bäckermeister: „Das Bäckerhandwerk ist grundsätzlich energieintensiv. Wir benötigen zum einen große Mengen Energie zum Backen in den Öfen, egal ob diese mit Strom, Gas oder Öl beheizt werden – aber auch für unsere Kühltechnik in der Produktion benötigen wir eine Menge an Strom.“ Er sieht einen „Kosten-Tsunami“ auf die Bäcker zurollen. Zu Beginn des Jahres habe ein durchschnittlicher Bäckereibetrieb je nach Größe zwischen 40 und 50 Prozent Personalkosten gehabt, dazu seien zwischen 20 und 25 Prozent für den Rohstoffeinkauf und rund 5 Prozent für Energie gekommen. Ergibt schon rund 80 Prozent des Umsatzes. Aus den restlichen 20 Prozenthätten die restlichen Kosten gedeckt und Investitionen getätigt werden können. Und zum Schluss sollte der Unternehmer auch noch von seiner Tätigkeit leben können. Mit einem Fortschreiten dieser Entwicklung steigen aber nun laut Link „so ziemlich alle Kosten“. Ein Blick auf die drei Haupt-Kostenblöcke zeige die Brisanz. In Links Worten:

    1. Rohstoffe sind momentan nicht einschätzbar. Unser Hauptrohstoff Getreide hat sich um 60 % erhöht. Zucker ist aktuell doppelt so teuer wie vor einem Jahr und auch Molkereiprodukte sind erheblich teurer geworden. Uns erreichen jede Woche neue Hiobsbotschaften. Verpackungsmaterial +90 %, Servietten +80 %, Konfitüren und Marmeladen sind wohl als Nächstes mit einem gewaltigen Aufschlag dran. Es ist momentan kein Ende absehbar.
    2. Die Personalkosten werden bis Jahresende steigen. Zwar sind nur wenige Mitarbeiter im Bäckerhandwerk unterhalb des Mindestlohns, allerdings führt die Anhebung der Lohnuntergrenze ab Oktober zu einer gesamten Steigerung des Lohngefüges. Um Abstände innerhalb der unterschiedlichen Lohngruppen zu wahren, sind hier Anpassungen und Steigerungen nötig. Und natürlich haben auch unsere zahlreichen Mitarbeiter die Wertschätzung verdient, welche die Strapazen der Berufsgruppe mit sich bringt. Insbesondere in der Produktion, aber auch im Verkauf, leisten die Mitarbeiter einen tollen Job – oft mit Nachtarbeit verbunden und auch körperlich anstrengend – damit unsere Kunden schon früh morgens einen Frühstücksgenuss haben oder sich den ganzen Tag über in Bäckereien der Region verpflegen können.
    3. Die Energiekosten explodieren momentan. Je nach Laufzeit von Verträgen stehen dramatische Erhöhungen bevor oder sind bereits eingetreten. Eine Verzehnfachung der Einkaufspreise ist hier nicht unrealistisch. Aktuell würden z.B. bei meinem Betrieb mit 60 Mitarbeitern im kommenden Jahr mit dem aktuellen Preis rund 320.000 € mehr Stromkosten anfallen. Die Energiekosten steigen somit von 5 % auf bis zu 20 % vom Umsatz. Somit müssen die Bäcker der Region zwangsläufig ihre Preise anheben, um ihre Kosten zu decken.

    Beim Bäcker wird’s teurer – um 15 bis 20 Prozent

    Das Fazit des Bäckers: „Wir sind leider gezwungen, unsere Preise anzuheben.“ Dies falle dem Bäckerhandwerk aber zunehmend schwer, da es mit den Discountern in einem Wettbewerber steht, der den Bäckern das Leben mit geringen Preisen schwer mache. Die Teiglinge und Brote der Discounter hätten aber oft schon viele tausend Kilometer hinter sich, bevor sie bei den Kunden ankommen, denn die großen Backfabriken stehen laut Link oft in Osteuropa, teils sogar in Fernost.

    Dennoch: Eine Preisanhebung müsse sein. Ohne reiche der Umsatz aktuell nicht aus. „Wir sind also gezwungen, unsere Preise aufgrund der genannten Situation mit Rohstoffen, Energie und Personal anzuheben. Im Raum stehen da je nach Betriebsgröße 15 bis 20 Prozent Preissteigerungen“, rechnet Link vor. Ob das reicht, sei aber unklar. „Mein Ertrag hat sich im ersten Halbjahr mehr als halbiert“, erklärt der Bäcker. „Viele meiner Kollegen sind wie ich von der Situation überrumpelt. Manchmal überschlagen sich die Ereignisse nahezu. Jeden Tag kommen neue Ankündigungen von Erhöhungen. Das ist momentan unglaublich schwer zu kalkulieren und die Preise dementsprechend anzupassen.“

    Das aber ist nicht alles. „Natürlich werden wir uns auch Gedanken machen, wo können wir einsparen“, sagt Link. Die Betriebe arbeiten allerdings schon zu einem großen Teil sehr effizient. Sie verwenden Wärmerückgewinnung der Öfen zur Warmwasserbereitung, LED-Beleuchtung sei heute eigentlich Standard.

    Aber auch die Öffnungszeiten stehen im Fokus. Können wir uns ausgedehnte Öffnungszeiten von Montag bis Sonntag und von morgens 5 Uhr bis teils abends 21 Uhr leisten? Welche Einschränkungen müssen wir im Sortiment vollziehen? Müssen massiv Kosten eingespart werden, geht dies auch zu Lasten der großen und beliebten Sortimentsvielfalt, für die wir in Deutschland bekannt sind. Nicht umsonst ist unsere Brotvielfalt zum Weltkulturerbe ernannt worden.

    Was will der Kunde?

    Die Frage sei damit, worauf der Kunde Wert lege. „Möchte er billige Brötchen aus Käfighaltung im Supermarkt, die aus großen Fabriken kommen, oder legt er Wert auf regionale Herstellung und kurze Transportwege?“, fragt der Innungs-Obermeister. Trotz Krise dürften die Menschen den ökologischen Gedanken nicht verlieren. „Beim Bäckerhandwerk um die Ecke bleibt die Wertschöpfung in der Region, hier sind die Ausbildungsplätze, hier verdienen unsere Mitarbeiter ihren Lebensunterhalt“, appelliert Link an die Kunden. Allein im Innungsgebiet Tuttlingen-Rottweil arbeiten seinen Worten zufolge fast 2000 Menschen im Bäckerhandwerk. „Dies darf man nicht übersehen.“

    Zentralverband stützt die örtlichen Bäcker – und will einen Rettungsschirm und eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke

    Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks habe ein ausgefeiltes Positionspapier mit zahlreichen Forderungen an die Bundesregierung übergeben, so Bäckermeister Link. Ziel müsse es sein, den Betrieben, die unverschuldet in eine existenzielle Bedrohung abrutschen, schnell und unbürokratisch zu helfen. „Und zwar nicht in Form von vergünstigten Krediten, die wir dann jahrelang wieder zurückzahlen müssen“, so Link. Es gehe um Energiekostenzuschüsse aus dem Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) bei dem die Branche explizit ausgenommen sei. Aber auch Vorschläge, wie ein Strom- oder Gaspreisdeckel oder eine Absenkung der Mehrwertsteuer wären denkbar.

    Der Zentralverband sieht die Handwerksbäckereien in einer existenzbedrohenden Lage, wie er in einem Brief am 26. August 2022 an Finanzminister Christian Lindner schreibt. Der Verband fordert daher „effektive und unbürokratische Unterstützung in Form eines finanziellen Rettungsschirms.“ Aufgrund massiver Verteuerungen zahlreicher Produktionsbedingungen stelle sich die Betroffenheit der Betriebe als Härtefall dar, dem kurzfristig durch finanzielle Entlastungen begegnet werden müsse. In einem Positions- und Forderungspapier. Darin heißt es:

    • Die Bundesregierung muss die Betroffenheit von Handwerksbäckereien als Härtefall anerkennen. Wir erwarten einen finanziellen Rettungsschirm, der schnell und spürbar entlastet. Sei es durch eine Deckelung der Energiekosten oder entsprechende Zuschüsse, eine weitergehende Absenkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und Gastro-Umsätze oder Ausnahmen von der CO2-Abgabe bzw. Gas-Umlage.
    • Zur Finanzierung muss die Schuldenbremse ausgesetzt werden. Nur so wird Deutschland ohne ernst zu nehmenden Schaden die Krise überstehen.
    • Die Vergünstigung von Strom und Gas, indem kurzfristig und unideologisch alle Möglichkeiten genutzt werden, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Dies schließt auch eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ein.

    IHK: Energiekostensteigerungen größtes Unternehmensrisiko für die regionalen Unternehmen

    Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) wendet sich an die Politik. Man vermisse ein Entlastungssignal für Mittelstand, heißt es in einer am Mittwoch versandten Erklärung. Die Bundesregierung setze in ihrem jüngsten Entlastungspaket vor allem auf die Unterstützung einzelner Bevölkerungsgruppen und Einkommensschichten. Was fehle, seien klare Entlastungssignale an mittelständische Unternehmen und für deren Planungssicherheit. Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, betont: „Das Entlastungspaket enthält vor allem Elemente, die den Energiepreisschock bei privaten Haushalten abmildern sollen.“ Das sei gesamtwirtschaftlich nachvollziehbar.

    Allerdings gebe es in dem Entlastungsvorhaben keine unternehmensspezifischen Maßnahmen. „Wir bedauern beispielsweise, dass keine Unternehmenshilfen für energieintensive Unternehmen vorgesehen sind. Ebenso wurde das Antragsverfahren für das Energiekostendämpfungsprogramm nicht korrigiert. Dabei zeigt unsere jüngste Konjunkturumfrage, dass die Energiekostensteigerungen das größte Unternehmensrisiko für die regionalen Unternehmen darstelle“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Für uns ist klar: Die Hürden für die Antragsberechtigung müssen runter, damit mehr Unternehmen profitieren!“ Albiez bekräftigt derweil die Leistung des regionalen Mittelstandes: „Trotz Energiekrise schaffen unsere Unternehmen weiter Arbeitsplätze und bilden aus. Wir tragen die Gaspreisumlage und schultern einen großen Teil der Investitionen, welche für die Transformation der Wirtschaft notwendig sind.“ Deshalb sei es zentral, dass die Regierung ihre Zuschüsse und Unterstützungsprogramme auch auf kleine und mittlere Betriebe anpasst.

    Info: Hier geht es zur Petition von Georg Krachenfels.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Mit einer Petition will Georg Krachenfels einen Energiepreisdeckel für private Haushalte und Mittelstandsunternehmen in Deutschland erkämpfen. Der Grundbedarf müsse gedeckt sein, um Haushalte und Mittelständler vor einer Versorgungskrise zu bewahren. Das sagt der Inhaber der gleichnamigen Mönchweiler Bäckerei mit ihren rund 40 Filialen von Aldingen bis Waldshut-Tiengen. Er habe mit der Aktion ein Zeichen setzen wollen, so der Bäckermeister zur NRWZ. „Ein Ausrufezeichen.“ Nun setzt er auf möglichst viele Mitstreiter.

    Die Bäcker-Innung Tuttlingen-Rottweil erfährt durch die NRWZ von Krachenfels‘ Schritt. Obermeister Daniel Link, Bäcker aus Trossingen: „Die Petition ist lobenswert und wir unterstützen dies. Bisher haben wir davon noch nichts mitbekommen. Gern leite ich dies aber meinen Innungskollegen zur Kenntnis weiter. Ich bin sicher, dass viele dabei mitmachen.“ Denn das Bäckerhandwerk befinde sich, wie viele andere Gewerke auch, in einer schwierigen Situation, sagt Link.

    Signet von Krachenfels‘ Kampagne.

    Der Unternehmer Krachenfels wendet sich dieser Tage an seine Kundschaft. In den Filialen liegen Postkarten aus, vor seinen Türen stehen Reiter, die auf seine Aktion hinweisen. Sie zeigen ein Brot und eine Kerze. Krachenfels erklärt: „Großvater Eugen gründete 1936 unser Unternehmen und war im Zweiten Weltkrieg. Unfassbar aber wahr – wir stehen heute vor der gleichen Situation: Europa ist im Krieg!“ Dadurch sei eine Energiekrise ausgelöst worden, „die die Kraft hat, alles zu zerstören, was bisher aufgebaut wurde.“

    So stehe sein Unternehmen vor der Herausforderung, neben der Absicherung der Preiserhöhungen im Rohstoffbereich eine Verzehnfachung des Arbeitspreises für Strom zu verkraften. „Da wir weitere Preissteigerungen vermeiden wollen, gehen wir in massive Sparmaßnahmen. Dies gilt nicht nur für die Produktion, sondern auch bei der Beleuchtung unserer Läden“, kündigt Krachenfels an.

    Genug Strom, um ihn zu exportieren. Zu wenig für die „eigenen Unternehmen“?

    Was er schon beobachtet hat: „Wir haben eine Filiale an der Schweizer Grenze. Unsere Kunden aus dem Nachbarland haben kein Verständnis für die Sparmaßnahmen“, sagt Krachenfels zur NRWZ. So habe er Briefe bekommen, in einem beschwert sich ein Schweizer, dass die Filiale schlecht beleuchtet gewesen sei. Er wolle seinen Kaffee in angemessener Atmosphäre trinken. Die Leute in der Schweiz verstünden die Energieprobleme der Deutschen nicht, folgert Krachenfels. Kein Wunder: „Wir exportieren unseren Strom ja auch in die Schweiz und nach Frankreich. Können ihn aber selbst kaum mehr bezahlen.“

    Er sieht ein Energieproblem, das nur politisch zu lösen sei. „Wir haben keine Versorgungsknappheit, die Stromversorgung ist eigentlich gesichert“, so der Unternehmer. „Wir haben genügend Energie im eigenen Land.“ Aber wenn zu viel davon hergegeben werde, „sterben die Unternehmen hier.“ Atomausstieg – da sei er nicht dagegen. Aber jetzt, in der existenziellen Krise, daran festhalten? Für ihn ein „Selbstkasteiungsprozess“. Es gehe um in Jahrzehnten aufgebaute Existenzen. „Die zerstören wir gerade in einem halben Jahr.“

    Es gehe nicht darum, den Staat auszunehmen. Dieser verdiene, darauf verweist Krachenfels im Gespräch mit der NRWZ, an den steigenden Energiekosten über die Mehrwertsteuer massiv mit. Vielmehr werde der Mittelstand nicht richtig wahrgenommen, würden dessen Probleme nicht korrekt erkannt „in einem entfesselten Markt“. Hin zu einem Wirtschaftsminister Habeck, der sich mit Insolvenzen dem Anschein nach nicht auskenne.

    Es stimme schon, der Staat verteile bereits Gelder. Etwa über das Hilfsprogramm für energieintensive Industrie, aus dem fünf Milliarden Euro fließen sollen. Und zwar an „Unternehmen, die besonders von den Folgen des Ukrainekriegs betroffen sind.“ Es solle deren Kosten des Erdgas- und Strompreisanstiegs dämpfen. „Prima, dachten wir Bäcker da, da gehören wir dazu.“ Man habe Anträge gestellt. Und erfahren, dass nur die Industrie gemeint sei. „Bahlsen, DeBeukelaer , Golden Toast“, zählt Krachenfels auf. „Wir gehen hier leer aus.“

    Krachenfels: Unruhen drohen, Insolvenzen und Erwerbslosigkeit seien vorprogrammiert

    Jetzt hat der Bäckermeister eine Petition eingeleitet, die sich an den Petitionsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg richtet. Darin fordert er jenen Energiepreisdeckel und erklärt: „Die Regierung muss JETZT handeln!“ Viele Menschen wüssten nicht, wie sie ihre Strom- und Gasrechnungen bezahlen sollen, gibt der Bäcker als Begründung an. Die Preisexplosionen bei flexiblen Verträgen seien exorbitant. Und Nutzern von Fixtarifen würden reihenweise die Verträge gekündigt. Auch Unternehmer seien an der Obergrenze der vertretbaren Preissteigerung für ihre Produkte angelangt und könnten bereits jetzt nicht mehr rentabel produzieren. „Das muss ein Ende finden, weil es einerseits zu sozialen Unruhen führt, andererseits die Zukunft des deutschen Mittelstandes und der Handwerker gefährdet ist“, so Krachenfels weiter. Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste seien vorprogrammiert. Die Teuerungskrise betreffe nicht mehr nur einkommensschwache private Haushalte und Armutsgefährdete. „Ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung ist mit Existenzfragen bedroht. Ein Preisdeckel ist zudem eine wichtige Chance, die Inflation bei Energie zu dämpfen.“

    Ergo: „Der Grundbedarf für private Haushalte und Unternehmen muss gedeckt sein, um private Haushalte und Mittelständler vor einer Versorgungskrise zu bewahren“, so Krachenfels. Für den Endverbraucher bedeute das, er bekomme ein bestimmtes Energievolumen zu regulierten niedrigen Preisen. Alles darüber hinaus an Mehrverbrauch solle zu den erhöhten Marktpreisen abgerechnet werden. „Die Berechnungsgrundlage muss einheitlich sein, damit bisherige Energiesparer nicht benachteiligt werden.“ Als Orientierungspunkt sieht er die Durchschnittspreise von Anfang 2022. Preisobergrenze ist für ihn bei Strom bei 20 Cent pro kWh (Kilowattstunde) und Gas 8 Cent pro kWh, jeweils brutto. 

    Warum Krachenfels das jetzt losgetreten hat? „Ich will mir nicht nachsagen lassen müssen, nichts getan zu haben. Vor allem nicht von meinen Kindern.“

    Er hofft nun auf Mitstreiter. Viele Kollegen würden ähnlich denken wie er, kämen aber noch nicht aus der Deckung.

    Weit entfernt vom Quorum – noch?

    Die Petition ist recht frisch gestartet, wurde am 24. August online gestellt. Rund 140 Menschen aus ganz Deutschland und größtenteils aus Baden-Württemberg haben bislang unterschrieben (Stand: Mittwoch, 7. September, 13.45 Uhr). Das gilt als ein Prozent des nötigen Quorums. Dieses gibt für jede Petition an, wie viele Unterschriften aus der jeweiligen Region benötigt werden, damit openPetition, Plattform von Krachenfels‘ Petition, von den zuständigen Entscheidungstragenden eine Stellungnahme einfordert. Unklar ist für den Moment, wie erfolgreich die Petition ist und ob sie das Quorum erreicht.

    Kommentare der Unterzeichner bestätigen Krachenfels. Einer schreibt: „Ich weiß nicht wie es weiter geht und wovon ich das alles bezahlen soll, ich habe Angst um meinen Arbeitsplatz.“ Eine Nutzerin erklärt: „Ich finde es wichtig, dass der Grundbedarf für Strom und Heizung jeweils zu einem Preis zur Verfügung gestellt wird, der sich jeder leisten kann bzw. die individuelle Kaufkraft nicht einschränkt. Wer sich einen höheren Verbrauch leisten will und kann, entscheidet dann jeder selber.
    Außerdem wird durch einen Energie/Gaspreisdeckel verhindert, dass auch die Preise für Lebensmittel und andere Konsumgüter immer mehr in die Höhe schießen und in der Folge für weite Teile der Bevölkerung „Wohlstand“ zum Fremdwort wird.“

    Innungs-Obermeister Link: „Verzehnfachung der Einkaufspreise ist nicht unrealistisch.“

    Innungs-Obermeister Link unterstützt den Schritt des Kollegen Krachenfels. Um sich ein Bild von der Situation im Bäckerhandwerk zu machen, hat Link, als die NRWZ anfragt, bereits eine Zusammenfassung vorbereitet, aus einer früheren Anfrage einer anderen Redaktion. Darin notiert der Bäckermeister: „Das Bäckerhandwerk ist grundsätzlich energieintensiv. Wir benötigen zum einen große Mengen Energie zum Backen in den Öfen, egal ob diese mit Strom, Gas oder Öl beheizt werden – aber auch für unsere Kühltechnik in der Produktion benötigen wir eine Menge an Strom.“ Er sieht einen „Kosten-Tsunami“ auf die Bäcker zurollen. Zu Beginn des Jahres habe ein durchschnittlicher Bäckereibetrieb je nach Größe zwischen 40 und 50 Prozent Personalkosten gehabt, dazu seien zwischen 20 und 25 Prozent für den Rohstoffeinkauf und rund 5 Prozent für Energie gekommen. Ergibt schon rund 80 Prozent des Umsatzes. Aus den restlichen 20 Prozenthätten die restlichen Kosten gedeckt und Investitionen getätigt werden können. Und zum Schluss sollte der Unternehmer auch noch von seiner Tätigkeit leben können. Mit einem Fortschreiten dieser Entwicklung steigen aber nun laut Link „so ziemlich alle Kosten“. Ein Blick auf die drei Haupt-Kostenblöcke zeige die Brisanz. In Links Worten:

    1. Rohstoffe sind momentan nicht einschätzbar. Unser Hauptrohstoff Getreide hat sich um 60 % erhöht. Zucker ist aktuell doppelt so teuer wie vor einem Jahr und auch Molkereiprodukte sind erheblich teurer geworden. Uns erreichen jede Woche neue Hiobsbotschaften. Verpackungsmaterial +90 %, Servietten +80 %, Konfitüren und Marmeladen sind wohl als Nächstes mit einem gewaltigen Aufschlag dran. Es ist momentan kein Ende absehbar.
    2. Die Personalkosten werden bis Jahresende steigen. Zwar sind nur wenige Mitarbeiter im Bäckerhandwerk unterhalb des Mindestlohns, allerdings führt die Anhebung der Lohnuntergrenze ab Oktober zu einer gesamten Steigerung des Lohngefüges. Um Abstände innerhalb der unterschiedlichen Lohngruppen zu wahren, sind hier Anpassungen und Steigerungen nötig. Und natürlich haben auch unsere zahlreichen Mitarbeiter die Wertschätzung verdient, welche die Strapazen der Berufsgruppe mit sich bringt. Insbesondere in der Produktion, aber auch im Verkauf, leisten die Mitarbeiter einen tollen Job – oft mit Nachtarbeit verbunden und auch körperlich anstrengend – damit unsere Kunden schon früh morgens einen Frühstücksgenuss haben oder sich den ganzen Tag über in Bäckereien der Region verpflegen können.
    3. Die Energiekosten explodieren momentan. Je nach Laufzeit von Verträgen stehen dramatische Erhöhungen bevor oder sind bereits eingetreten. Eine Verzehnfachung der Einkaufspreise ist hier nicht unrealistisch. Aktuell würden z.B. bei meinem Betrieb mit 60 Mitarbeitern im kommenden Jahr mit dem aktuellen Preis rund 320.000 € mehr Stromkosten anfallen. Die Energiekosten steigen somit von 5 % auf bis zu 20 % vom Umsatz. Somit müssen die Bäcker der Region zwangsläufig ihre Preise anheben, um ihre Kosten zu decken.

    Beim Bäcker wird’s teurer – um 15 bis 20 Prozent

    Das Fazit des Bäckers: „Wir sind leider gezwungen, unsere Preise anzuheben.“ Dies falle dem Bäckerhandwerk aber zunehmend schwer, da es mit den Discountern in einem Wettbewerber steht, der den Bäckern das Leben mit geringen Preisen schwer mache. Die Teiglinge und Brote der Discounter hätten aber oft schon viele tausend Kilometer hinter sich, bevor sie bei den Kunden ankommen, denn die großen Backfabriken stehen laut Link oft in Osteuropa, teils sogar in Fernost.

    Dennoch: Eine Preisanhebung müsse sein. Ohne reiche der Umsatz aktuell nicht aus. „Wir sind also gezwungen, unsere Preise aufgrund der genannten Situation mit Rohstoffen, Energie und Personal anzuheben. Im Raum stehen da je nach Betriebsgröße 15 bis 20 Prozent Preissteigerungen“, rechnet Link vor. Ob das reicht, sei aber unklar. „Mein Ertrag hat sich im ersten Halbjahr mehr als halbiert“, erklärt der Bäcker. „Viele meiner Kollegen sind wie ich von der Situation überrumpelt. Manchmal überschlagen sich die Ereignisse nahezu. Jeden Tag kommen neue Ankündigungen von Erhöhungen. Das ist momentan unglaublich schwer zu kalkulieren und die Preise dementsprechend anzupassen.“

    Das aber ist nicht alles. „Natürlich werden wir uns auch Gedanken machen, wo können wir einsparen“, sagt Link. Die Betriebe arbeiten allerdings schon zu einem großen Teil sehr effizient. Sie verwenden Wärmerückgewinnung der Öfen zur Warmwasserbereitung, LED-Beleuchtung sei heute eigentlich Standard.

    Aber auch die Öffnungszeiten stehen im Fokus. Können wir uns ausgedehnte Öffnungszeiten von Montag bis Sonntag und von morgens 5 Uhr bis teils abends 21 Uhr leisten? Welche Einschränkungen müssen wir im Sortiment vollziehen? Müssen massiv Kosten eingespart werden, geht dies auch zu Lasten der großen und beliebten Sortimentsvielfalt, für die wir in Deutschland bekannt sind. Nicht umsonst ist unsere Brotvielfalt zum Weltkulturerbe ernannt worden.

    Was will der Kunde?

    Die Frage sei damit, worauf der Kunde Wert lege. „Möchte er billige Brötchen aus Käfighaltung im Supermarkt, die aus großen Fabriken kommen, oder legt er Wert auf regionale Herstellung und kurze Transportwege?“, fragt der Innungs-Obermeister. Trotz Krise dürften die Menschen den ökologischen Gedanken nicht verlieren. „Beim Bäckerhandwerk um die Ecke bleibt die Wertschöpfung in der Region, hier sind die Ausbildungsplätze, hier verdienen unsere Mitarbeiter ihren Lebensunterhalt“, appelliert Link an die Kunden. Allein im Innungsgebiet Tuttlingen-Rottweil arbeiten seinen Worten zufolge fast 2000 Menschen im Bäckerhandwerk. „Dies darf man nicht übersehen.“

    Zentralverband stützt die örtlichen Bäcker – und will einen Rettungsschirm und eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke

    Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks habe ein ausgefeiltes Positionspapier mit zahlreichen Forderungen an die Bundesregierung übergeben, so Bäckermeister Link. Ziel müsse es sein, den Betrieben, die unverschuldet in eine existenzielle Bedrohung abrutschen, schnell und unbürokratisch zu helfen. „Und zwar nicht in Form von vergünstigten Krediten, die wir dann jahrelang wieder zurückzahlen müssen“, so Link. Es gehe um Energiekostenzuschüsse aus dem Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) bei dem die Branche explizit ausgenommen sei. Aber auch Vorschläge, wie ein Strom- oder Gaspreisdeckel oder eine Absenkung der Mehrwertsteuer wären denkbar.

    Der Zentralverband sieht die Handwerksbäckereien in einer existenzbedrohenden Lage, wie er in einem Brief am 26. August 2022 an Finanzminister Christian Lindner schreibt. Der Verband fordert daher „effektive und unbürokratische Unterstützung in Form eines finanziellen Rettungsschirms.“ Aufgrund massiver Verteuerungen zahlreicher Produktionsbedingungen stelle sich die Betroffenheit der Betriebe als Härtefall dar, dem kurzfristig durch finanzielle Entlastungen begegnet werden müsse. In einem Positions- und Forderungspapier. Darin heißt es:

    • Die Bundesregierung muss die Betroffenheit von Handwerksbäckereien als Härtefall anerkennen. Wir erwarten einen finanziellen Rettungsschirm, der schnell und spürbar entlastet. Sei es durch eine Deckelung der Energiekosten oder entsprechende Zuschüsse, eine weitergehende Absenkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und Gastro-Umsätze oder Ausnahmen von der CO2-Abgabe bzw. Gas-Umlage.
    • Zur Finanzierung muss die Schuldenbremse ausgesetzt werden. Nur so wird Deutschland ohne ernst zu nehmenden Schaden die Krise überstehen.
    • Die Vergünstigung von Strom und Gas, indem kurzfristig und unideologisch alle Möglichkeiten genutzt werden, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Dies schließt auch eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ein.

    IHK: Energiekostensteigerungen größtes Unternehmensrisiko für die regionalen Unternehmen

    Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) wendet sich an die Politik. Man vermisse ein Entlastungssignal für Mittelstand, heißt es in einer am Mittwoch versandten Erklärung. Die Bundesregierung setze in ihrem jüngsten Entlastungspaket vor allem auf die Unterstützung einzelner Bevölkerungsgruppen und Einkommensschichten. Was fehle, seien klare Entlastungssignale an mittelständische Unternehmen und für deren Planungssicherheit. Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, betont: „Das Entlastungspaket enthält vor allem Elemente, die den Energiepreisschock bei privaten Haushalten abmildern sollen.“ Das sei gesamtwirtschaftlich nachvollziehbar.

    Allerdings gebe es in dem Entlastungsvorhaben keine unternehmensspezifischen Maßnahmen. „Wir bedauern beispielsweise, dass keine Unternehmenshilfen für energieintensive Unternehmen vorgesehen sind. Ebenso wurde das Antragsverfahren für das Energiekostendämpfungsprogramm nicht korrigiert. Dabei zeigt unsere jüngste Konjunkturumfrage, dass die Energiekostensteigerungen das größte Unternehmensrisiko für die regionalen Unternehmen darstelle“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Für uns ist klar: Die Hürden für die Antragsberechtigung müssen runter, damit mehr Unternehmen profitieren!“ Albiez bekräftigt derweil die Leistung des regionalen Mittelstandes: „Trotz Energiekrise schaffen unsere Unternehmen weiter Arbeitsplätze und bilden aus. Wir tragen die Gaspreisumlage und schultern einen großen Teil der Investitionen, welche für die Transformation der Wirtschaft notwendig sind.“ Deshalb sei es zentral, dass die Regierung ihre Zuschüsse und Unterstützungsprogramme auch auf kleine und mittlere Betriebe anpasst.

    Info: Hier geht es zur Petition von Georg Krachenfels.

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