Medien meldeten am Montag, tausende Bankkunden könnten ihre Kredite nicht mehr bedienen. Hintergrund sei die Corona-Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Folgen wie Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Nur Panikmache? Oder tägliche Tatsache, mit der auch örtliche Rottweiler Banken zu tun haben? Das wollten wir von beiden, der Kreissparkasse und der Volksbank Rottweil wissen. Beide Institute haben ausführliche Antworten vorgelegt. Wir veröffentlichen sie im Wortlaut – zunächst, dem Alphabet entsprechend, die der Kreissparkasse, darunter die der Volksbank (direkt dorthin springen).
Kreissparkasse Rottweil
Können Sie bereits einen Krisenverlauf sehen, hat sie ihren Höhepunkt vielleicht schon überschritten?
Die Corona-Pandemie stellt uns alle weiterhin vor große Herausforderungen. Die Krise als überwunden zu bezeichnen, wäre fahrlässig und unzutreffend. Auch, wenn Schritt für Schritt wieder ein Stück Normalität Einzug hält.
Die wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen, aber auch Privatpersonen sind auch heute nur schwer abschätzbar. Ob die Krise ihren Höhepunkt schon erreicht oder gar überschritten hat, hängt nicht zuletzt vom Verhalten jedes Einzelnen ab. Die Frage der Einschätzung zur wirtschaftlichen Entwicklung folgt also dem Pandemiegeschehen. Die Lage im Kreis Rottweil dürfte dabei mit der Entwicklung in Deutschland weitgehend deckungsgleich verlaufen. Ein Großteil unserer Kunden musste in den vergangenen Monaten spürbare Umsatzverluste hinnehmen. Nur wenige Branchen wie beispielsweise das Handwerk, die Baubranche und einzelne Industrieunternehmen verzeichnen eine normale Geschäftsentwicklung, ohne oder mit nur geringem Corona-Einfluss. Dem gegenüber sind die Reisebranche und die Gastronomie fast ganz zum Erliegen gekommen. Inzwischen normalisiert sich auch hier die Situation etwas. Besonders stark betroffen waren auch Industrieunternehmen aus den Bereichen Automotive und im Maschinenbau.
Wie sieht es im Unternehmensbereich aus? Fordert Sie das Kreditgeschäft derzeit stark – werden günstige Überbrückungskredite von Unternehmen besonders stark angefragt?
Die Kreissparkasse Rottweil steht nach wie vor bereit, von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen, Selbstständigen und ihren privaten Kunden Hilfe durch Förderkredite und Liquiditätshilfen zu geben. Und, ganz wichtig: Das wird auch so bleiben.
Die aktuelle Situation belastet zwar die Liquidität. Bei betroffenen Kunden wurden Förderdarlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der L-Bank beantragt und ausbezahlt, um deren Liquidität zu stärken. Inzwischen sind das Beträge im zweistelligen Millionen-Bereich. Die KfW und die L-Bank sind dabei gut aufgestellt und die Abwicklung über die Kreissparkasse Rottweil gestaltet sich reibungslos und schnell, um die notwendige Hilfe gezielt und möglichst unbürokratisch an die richtige Stelle zu bringen.
Wie gehen die Kunden vor – stellen sie vermehrt Stundungsanträge oder setzen sie die Zahlung von Monatsraten aus? Oder können diese schlicht durch Unterdeckung nicht mehr bedient werden?
Die Kreissparkasse Rottweil verzeichnet im Verhältnis wenige Stundungsanfragen, die im Zeitverlauf wegen der anstehenden Lockerungen sogar noch zurückgehen dürften. Insgesamt handelte es sich bisher um 420 Anfragen in einem Gesamtvolumen von 4,2 Millionen Euro Zins- und Tilgungsleistungen. Gemessen am Gesamtkreditportfolio in Höhe von 1.788 Millionen Euro ist davon also nur jeder 400. Kredit betroffen, was die verantwortungsvolle Kreditvergabe der Kreissparkasse Rottweil einmal mehr unterstreicht.
Die Kreissparkasse Rottweil agiert vor Ort, kennt ihre Kunden und die Kunden wissen, dass sie sich auf die Kreissparkasse verlassen können. Dieses vertrauensvolle Verhältnis ist die Basis, auf der die Gespräche mit betroffenen Kunden geführt werden. Ziel ist immer, passende, maßgeschneiderte Lösungen zu finden, die einen bestmöglichen Umgang mit der Krise gewährleisten. Bei den Stundungen werden in der Regel drei bis neun Monate vereinbart. Damit hält sich die Kreissparkasse Rottweil – selbstverständlich – an die in Deutschland geltenden Vorgaben, geht aber sogar noch weit über das in weiten Teilen der EU geltende Stundungsrecht von sechs Monaten hinaus. Manchmal zeichnet sich in den Gesprächen mit den Kundinnen und Kunden aber auch ab, dass der Abruf von Fördermitteln für den Kunden sinnvoller ist. Dabei hat die Kreissparkasse Rottweil ein Volumen von fast 20 Millionen Euro vermittelt.
Der Absatz von Privatkrediten bewegt sich – unbeeindruckt von Corona – auf einem „normalen“ Niveau. Unternehmenskunden legen den Fokus indes verstärkt auf die Liquidität, und Investitionen werden eher zurückgehalten. Die Kostenstruktur wird genau untersucht und auf Einsparungspotenzial hin geprüft.
Wie reagieren Sie als Bank auf Härtefälle? Und welches Engagement erwarten Sie von Ihren Kunden?
Als regional tätiges Kreditinstitut ist die Kreissparkasse Rottweil untrennbar mit dem wirtschaftlichen Schicksal des Geschäftsgebietes verwoben, in dem sie tätig ist. Das bedeutet: Die Kreissparkasse Rottweil unterstützt ihre Kunden mit der ganzen Bandbreite der Möglichkeiten, bevor es zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Kunden kommt. Dabei ist aber auch die konstruktive Zusammenarbeit seitens des Kunden notwendig und unverzichtbar. Denn auch im Interesse des Schuldners muss die Rückzahlungsfähigkeit der Schulden und die Kapitaldienstfähigkeit gegeben sein.
Wie sieht es mit drohenden Insolvenzen aus – erwarten Sie jeweils im privaten wie im unternehmerischen Bereich dieses Jahr noch viele?
Nach derzeitigem Stand gehen wir – zumindest in diesem Jahr – nicht von einer wesentlich höheren Zahl an Insolvenzen aus. Derzeit greifen noch staatliche Unterstützungsmaßnahmen, sodass sich mögliche negative Konsequenzen, wenn es denn dazu kommt, erst in den kommenden Monaten auswirken dürften. Auch die Lockerungen im Zusammenhang mit dem Lockdown und die Wirtschaftsprognosen der Zukunft fördern die Zuversicht und lassen hoffen. Darüber hinaus ist die Insolvenzantragspflicht für von der Corona-Pandemie betroffenen Unternehmen bis zum 30.09.2020 ausgesetzt.
Fazit
„Wir wollen also nach wie vor unseren Beitrag dazu leisten, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu begrenzen und stehen unseren Kunden zur Seite“, so Matthäus Reiser, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Rottweil. „Wichtig ist und bleibt das vertrauensvolle Gespräch mit unseren Kundinnen und Kunden. Wir suchen dabei stets die passende, individuelle Lösung. Wegen eines Termins nehmen Sie bitte vorab telefonisch Kontakt zu uns auf“, ergänzt Christian Kinzel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Rottweil.
Für die Kreissparkasse Rottweil antwortete Christian Luippold, Leiter Steuerung/Kommunikation und stellvertretendes Mitglied des Vorstands.
Volksbank Rottweil
Wie sieht das bei Ihnen, bei der Volksbank hier vor Ort aus? Gibt es einen nennenswerten Anteil an Kunden, die in Schwierigkeiten geraten sind?
Selbstverständlich gibt es Branchen, die durch die Corona-Pandemie mit hohen Umsatzeinbrüchen zu kämpfen haben. Bei der Volksbank Rottweil haben wir aber derzeit keine corona-bedingten Kreditausfälle zu beklagen; die Auswirkungen auf unser Kreditportfolio sind aus heutiger Sicht sehr überschaubar.
Was sind aus Sicht der Bank die Gründe, warum Einzelne in Zahlungsschwierigkeiten geraten?
Privatpersonen aber auch Unternehmen, die schon vor Corona wenig oder keine Reserven hatten und nun durch die Pandemie mit finanziellen Einbußen zu kämpfen haben,
trifft die Krise selbstverständlich stärker. Insbesondere Branchen, die von einem kontinuierlichen täglichen Umsatz leben, sind durch den Lockdown natürlich massiv betroffen.
Können Sie schon einen Krisenverlauf sehen, hat sie ihren Höhepunkt vielleicht schon überschritten?
Die Krise ist sicherlich noch nicht überschritten. Es wurden viele Maßnahmen in die Wege geleitet, wie Zuschüsse, die Möglichkeiten zur Ratenaussetzung und Stundungen, sei es bei Krediten als auch beim Finanzamt und Krankenkassen.
Die Maßnahmen haben bisher gegriffen. Aber diese Möglichkeiten sind endlich; Stundungen werden demnächst auslaufen und die Normalität wieder zurückkehren.
Wenn die derzeit sichtbare Zurückhaltung der Verbraucher nach Corona dann anhält und die Umsätze nicht an die Zeiten vor Corona anknüpfen, können Schwierigkeiten erst noch entstehen.
Wie gehen die Kunden vor – stellen sie vermehrt Stundungsanträge oder setzen sie die Zahlung von Monatsraten aus? Oder können diese schlicht durch Unterdeckung nicht mehr bedient werden?
Momentan sind Kreditausfälle bei uns kein Thema. Die Kunden nutzen Ratenaussetzungen und erfragen Liquiditätshilfen, denen wir in der Regel auch unkompliziert nachkommen.
Wie reagieren Sie als Bank auf Härtefälle? Und welches Engagement erwarten Sie von Ihren Kunden? Wie sieht es im Unternehmensbereich aus? Fordert Sie das Kreditgeschäft derzeit stark – werden günstige Überbrückungskredite von Unternehmen besonders stark angefragt?
Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber der regionalen Wirtschaft bewusst und bleiben unseren Firmenkunden selbstverständlich auch in der Krise ein verlässlicher Partner.
Das heißt, wir versuchen gemeinsam mit den betroffenen Kunden, Lösungen zu finden, um diese bestmöglich durch Unternehmenskredite und Liquidität zu unterstützen.
Die Anzahl an Förderkrediten, die von unseren Kunden in Anspruch genommen wurden, ist aber überschaubar. Insgesamt ist die Investitionsneigung im Unternehmensbereich etwas zurückhaltender.
Wie sieht es mit drohenden Insolvenzen aus – erwarten Sie jeweils im privaten wie im unternehmerischen Bereich dieses Jahr noch viele?
Momentan gibt es bei uns keine Anzeichen für drohende Insolvenzen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass durch Kurzarbeit oder folgendem Arbeitsplatzverlust Insolvenzen zustande komme. Hier wird man seriös erst im vierten Quartal dieses Jahres genauere Prognosen geben können.
Für die Volksbank Rottweil antwortete deren Vorstandsvorsitzender, Henry Rauner.