Bösinger Fleischwaren: Erneutes Insolvenzverfahren

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Das Amtsgericht Rottweil hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren über die Bösinger Fleischwaren GmbH eingeleitet. Unter anderer Geschäftsführung ging der Betrieb bereits im Mai 2011 in die Insolvenz.

Bösingen – Das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin – der Bösinger Fleischwaren GmbH, sei am 1. Mai 2024 wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet worden, meldet das Amtsgericht Rottweil. Mit der vorläufigen Insolvenzverwaltung wurde Rechtsanwalt Dr. Thorsten Schleich betraut. Er prüft nun die rechtliche und finanzielle Lage des Unternehmens und sondiert, ob Sanierungsmöglichkeiten vorliegen.

Der mittelständische Betrieb ist auf die Herstellung von Schwarzwälder Spezialitäten wie Schinken und Räucherwaren spezialisiert und beschäftigt derzeit etwa 100 Mitarbeiter.

Bereits im Jahr 2011 ist die Bösinger Fleischwaren GmbH in die Insolvenz gegangen. Ein Anstieg der Preise im Nahrungsmittelsektor habe den Einkauf verteuert, ohne dass diese Preissteigerungen an die Kunden hätten weitergegeben werden können, hieß es damals. Außerdem sei der Mittelständler zwischen der Einkaufsmacht von großen Warenhausketten und der Verkaufsmacht weniger Fleischanbieter in eine schwierigere Marktsituation geraten.

Aus diesem Insovenzverfahren entwickelte sich ein Wirtschaftskrimi, der damalige Geschäftsführer ist später wegen Betrugs und Untreue zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt worden. Er habe Schwarzverkäufe an einen Unternehmer eingefädelt, hieß es, um einen guten privaten Lebensstil zu finanzieren. Später flüchtete der Fleischfabrikant sogar, um seine Haftstrafe nicht antreten zu müssen, gegen die er noch in Berufung gegangen war. Ein internationaler Haftbefehl wurde eröffnet.

Parallel hat sich eine neue Bösinger Fleischwaren GmbH aus dem Unternehmen entwickelt, das zunächst unter neuer Führung gute Geschäfte machte. Wortmarken wie „Pöppe lPöps Schinken Chips“, „Kau Boy“ und „Schinken King“ zeugen von einem umtriebigen Unternehmen. Der Jahresgewinn lag 2021 noch bei rund einer Viertelmillion Euro und war leicht aber kontinuierlich auf diese Summe angestiegen. Inzwischen firmiert das Unternehmen unter „Bösinger – die Schwarzwaldmarke“. Unter einem schwäbischen „Grüß Gott“ erzählt man online stolz davon, dass die Geschichte der Firma zurückgeht bis in das Jahr 1958. „Damals wurden die von den örtlichen Bauern aufgezogenen Schweine und Rinder geschlachtet, weiter zu Frischfleisch, Wurst und Schwarzwälder Schinken verarbeitet und regional verkauft. In den darauf folgenden Jahren entwickelte sich die Firma zu einem überregionalen Anbieter und erreichte die ersten Einlistungen im deutschen Handel“, heißt es.

Nun ist Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen gestellt worden. Als eine erste Reaktion hat das Amtsgericht Rottweil sogenannte Sicherungsmaßnahmen erlassen, die es der aktuellen Geschäftsführung etwa verbietet, über Konten und Vermögen zu verfügen. Außerdem hat der vorläufige Insolvenzverwalter nun das Recht, die Geschäftsräume und betrieblichen Einrichtungen der Schuldnerin einschließlich der Nebenräume zu betreten und dort Nachforschungen anzustellen.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.