Zu einer Betriebsversammlung hat der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Dr. Dirk Pehl die Belegschaft des Schiltacher Felgenherstellers BBS eingeladen. Am Freitagvormittag will er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber informieren, wie die Lage für sie aussieht. Zugleich sorgt eine Personalentscheidung in der Räderbranche für Aufsehen.
Schiltach. Der vorläufige Insolvenzverwalter prüfe derzeit, wie es mit Insolvenzausfallgeld aussieht und wer die Markenrechte an BBS tatsächlich besitzt. Man habe „noch keine neuen Informationen“ und prüfe, wie die Lage ist, so Ingo Schorlemmer, Pressesprecher von Pehls Kanzlei am Hauptstandort Achern, auf Nachfrage der NRWZ.
Dreh- und Angelpunkt: Die Markenrechte
Die Markenrechte waren offenbar beim Verkauf des Vorbesitzers nicht an die neuen Eigentümer übergegangen. Darüber gab es heftige Diskussionen, bis schließlich eine Einigung erzielt wurde. Die Rechte sollten „im August“ an die neuen Eigentümer übergehen, hieß es zuletzt. Die Frage ist nun, an die BBS-Autotechnik oder an die ISHolding, die die BBS erworben hat.
Wären sie bei der BBS-Autotechnik, gehörten sie zur Insolvenzmasse und würden das Unternehmen entsprechend wertvoller machen. Würden die Markenrechte bei der ISH liegen, könnten deren Eigentümer damit machen, was sie wollen.
Gibt es erneut Insolvenzausfallgeld?
Derzeit ist noch offen, ob die Agentur für Arbeit der Belegschaft Insolvenzausfallgeld zahlen wird. Ansprüche auf Insolvenzgeld müssten entsprechend den Gesamtumständen des jeweiligen Einzelfalls geprüft werden, so Elena Niggemann, die Pressesprecherin der Agentur für Arbeit auf Nachfrage der NRWZ. „Aus Datenschutzgründen kann ich Einzelfälle nicht kommentieren.“
„Wir lassen BBS nicht im Stich“
Erstaunlich findet man in der Branche, dass die neuen Eigentümer von BBS noch vor wenigen Wochen der Belegschaft versichert hatten, man werde BBS auf jeden Fall erhalten. Ilkem Sahin versicherte noch Anfang Juli: „Wir sagen ganz klar: Wir werden die Menschen, die diesen Weg mit uns gegangen sind, niemals im Stich lassen.“
Sein Unternehmen werde die Marke BBS „niemals aufgeben. Wir haben einen Plan, und wir sind fest entschlossen, ihn umzusetzen.“
Welchen Plan haben die neuen Eigentümer?
Gerade mal drei Wochen nach diesem Versprechen folgt der Antrag für die Aufnahme eines Insolvenzprüfungsverfahrens.
Superior-Managerin eingestellt
Was das neuerliche Insolvenzverfahren noch merkwürdiger erscheinen lässt: Mitte Juli engagieren die neuen Eigentümer eine Top-Frau aus dem Rädergeschäft: Sabine Maier-Paselk wird neue Verkaufs- und Marketing-Chefin von BBS-Autotechnik, wie das Unternehmen inzwischen heißt.
Christine Schönfeld vom Fachmagazin Reifenpresse.de berichtet, dass Maier-Paselk mehr als 30 Jahre Erfahrung im Rädergeschäft mitbringt und zuletzt bei Superior als „Vice-President Aftermarket“, sprich die Verantwortliche für den Zubehörhandel, tätig war.
Sie hatte ihre Karriere 1993 beim Felgenhersteller Rial begonnen. Über eine Zwischenstation hatte Superior 2017 Rial übernommen. Superior wiederum produziert in Werdohl: „Sie kennt sich nicht nur mit Rädern aus, sondern auch mit dem Superior-Werk in Werdohl, welches BBS-Autotechnik gerade aus der Insolvenz gekauft hat“, fasst Schönfeld ihren Bericht zu Maier-Paselk zusammen.
Sollten Sahin und sein Co-Geschäftsführer Karani Gülec Maier-Paselk ganz bewusst engagiert haben? Weil sie sich in Werdohl gut auskennt? Wenn die beiden tatsächlich die Namensrechte hätten, könnten sie die BBS-Räder auf Anlagen und Maschinen im viel moderneren Werk in Werdohl fertigen lassen. Ist das der Plan?
Dass das S in BBS für Schiltach steht, wissen wohl die wenigsten Felgenkäufer. Heinrich Baumgartner und Klaus Brand hatten das Unternehmen 1970 in Schiltach gegründet.