Weil die Beschäftigten seit Mai keine Löhne mehr erhalten haben, droht dem Schiltacher Felgenhersteller die erneute Insolvenz. Erst im vergangenen Jahr hatte ein türkischer Konzern BBS gekauft und große Investitionen angekündigt. Doch dann tauchten Probleme mit den Markenrechten auf und BBS konnte seine Felgen nicht wie geplant verkaufen.
Schiltach. Für die IG Metall war der heutige Montag entscheidend. „Werden heute die fälligen Löhne für Mai und Juni nicht bezahlt, kann jemand Insolvenz beantragen“, kündigt IG-Metallsekretär Stefan Prutscher im Gespräch mit der NRWZ an. Es wäre die fünfte Insolvenz in den vergangenen Jahrzehnten.
Nachdem die neuen Eigentümer schon die Mai-Löhne, „nicht einmal für die Azubis“, bezahlt hätten, hätten die Leute “echt Schwierigkeiten und sind verzweifelt“.
Bei den Markenrechten sei wieder alles offen, es gebe wohl Klauseln, dass bei Zahlungsunfähigkeit die Rechte nicht übertragen werden. Auch wenn das abgewendet werden könnte, wird es bis August dauern, bis die Markenrechte dann wirklich übertragen sind, so Prutscher.
Im vergangene Dezember war die İş Global Teknik İnşaat A.S. aus Beykoz in der Türkei als Käufer aufgetreten. Im Januar stellten sich die neuen Geschäftsführer Ilkem Şahin und Karani Güleç der Öffentlichkeit vor. Die beiden Cousins kündigten an. sie wollten in die BBS investieren. Damals gab es bei BBS Kurzarbeit.
Kompletter Stillstand
Inzwischen liegt der Betrieb komplett still, bis auf wenige Leute, etwa in der Instandhaltung seien alle noch verbliebene 240 Beschäftigten zu Hause. Für den IG-Metallsekretär ist unverständlich, dass sich die Geschäftsleitung so bedeckt hält.
Der Betriebsrat habe heute einen Brief an die Geschäftsführer und Gesellschafter geschrieben und ihnen eine letzte Frist bis Donnerstag gesetzt.
Sanierungstarifvertrag geschlossen
Noch im April hatte die Gewerkschaft mit dem Unternehmen einen Sanierungstarifvertrag abgeschlossen. Der frühere Geschäftsführer und heutige Betriebsleiter Jürgen Klingelmeyer hatte dem „Schwarzwälder Boten“ erklärt, man sei mit dem neuen Investor „besser abgesichert als je“. Es sei aber noch ein hartes Stück Arbeit, das Geschäft wieder aufzubauen.
Ein Besuch Klingelmeyers in der Türkei in der vergangenen Woche hat allerdings nach Informationen der NRWZ zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Die Lohntüten jedenfalls blieben leer.