Sieht amtlich aus, das Schreiben der „Regio Media Ltd.“, das derzeit wieder in etlichen Briefkästen von Ärztinnen und Ärzten, Gesundheitsdienstleistern sowie Gewerbetreibenden im Raum Schramberg landet. „Bürgerinfobroschüre“ und „Anzeigenvertrag“ steht drüber. Die Broschüre habe „Gesundheit“ zum Thema. Dahinter verbirgt sich aber mutmaßlich ein Abzockversuch.
Ein HGV-Mitglied habe sie darauf hingewiesen, dass derzeit wieder Schramberger Gewerbetreibende und Freiberufler per Email oder Fax Formulare für Werbeanzeigen in einer „Bürgerinfo-Broschüre“ erhielten, berichtet die Geschäftsführerin des Handels- und Gewerbevereins Manuela Klausmann. „Teilweise gehen dem Formular auch Anrufe voraus, in denen vorgetragen wird, man müsse das Formular unterzeichnen, um ein Abo zu kündigen“.
Bei einem flüchtigen Blick könnte man das erhaltene Formular für eine bloße Korrektur-Bestätigung oder Kündigung einer bestehenden Anzeige halten, so Klausmann. Auf dem Schreiben ist nämlich eine bereits tatsächlich bestehende Werbeanzeige des Angeschriebenen groß abgebildet. Eine Anzeige, die aus einer anderen Publikation kopiert wurde.
Klausmann warnt: „Unterschreibt man das Formular und schickt es zurück, drohen horrende Rechnungen.“ Ob überhaupt eine Infobroschüre erstellt und verteilt werde, sei „mehr als fraglich“.
Briefkastenfirma in London?
Forscht man ein wenig im Internet, findet man die Firma Regio Media mit ihrer Londoner Adresse. Erst im Frühjahr wurde sie gegründet. Dejan Stoilev ist seither „Director“. Über Umsätze, Mitarbeiter, Kapital und so weiter gibt es bisher keine Unterlagen.
Stoilev lebt in Mazedonien. In London besitzt er ein weiteres Unternehmen, das sich ebenfalls mit Werbung und Public Relations befasst. An der angegebenen Adresse im Norden Londons finden sich etwa 15 weitere Firmen.
Die „Kölner Masche“
Auf ganz ähnliche Weise versuchen seit vielen Jahren zwielichtige Firmen Gewerbetreibende abzuzocken. Weil sie vor Jahren erstmals in Köln angewandt wurde, heißt sie in Polizei- und Anwaltskreisen „Kölner Masche“
Dabei wechseln die Namen der Firmen, die Formulare sehen etwas unterschiedlich aus – aber die Masche bleibt immer gleich. Um sich ein wenig abzusichern, steht auf dem Formular im Kleingedrucken noch „behördenunabhängig – ohne öffentlichen Auftrag“.
Juristen raten: Wehren Sie sich
Wer bereits einen Vertrag unterzeichnet und Rechnungen erhalten hat, sollte einen Rechtsanwalt oder eine Anwältin einschalten, rät Klausmann. Da vermutlich keine Gegenleistung, eben die Werbeanzeige in dem besagten Medium, erschienen ist, müsse man auch nicht zahlen.
Wer denkt: ‚um des lieben Friedens willen, zahl‘ ich halt‘, der irrt, wie drei Berliner Fachanwälte berichten. Die nächsten Rechnungen folgten, es seien schließlich drei kostenpflichtige Veröffentlichungen vereinbart. Sie raten, sich möglichst schnell zu wehren. Wegen mangelnder Bestimmtheit sei gar kein wirksamer Vertrag zustande gekommen.
Info: Die IHK Schleswig-Holstein hat in einem Infoblatt bereits ein Schreiben vorformuliert, wie man sich gegen die Abzocker wehren kann.