Kaum ein Ambiente wäre für die Mitgliederversammlung des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg geeigneter gewesen als das „Gut Berneck“. Dort fand sie am Dienstagabend um 19 Uhr unter der Leitung der 1. Vorsitzenden Annette Fuchs statt. Der Veranstaltungsort lockte zahlreiche Mitglieder an die Weihergasse, da viele noch nie in der ehemaligen Fabrikantenvilla zu Gast waren.
Schramberg. Annette Fuchs begann zunächst mit einem Dank an den Hausherrn, Dr. Hans-Jochem Steim, bevor es mit der Tagesordnung losging. Unter anderem standen die Wahlen des Vorstandes sowie des Ausschusses an. Denn um an die Erfolge des vergangenen Jahres anzuknüpfen, sei ein motiviertes Team nötig, wie Fuchs betonte.
Zahlreiche Veranstaltungen
Unter dem ersten Tagesordnungspunkt berichtete Fuchs von den Veranstaltungen im vergangenen Veranstaltungszeitraum. Zu diesen zählten eine Exkursion nach Offenburg, zum ehemaligen Gasthaus „Salmen“, welches „spannende Einblicke in die demokratische Geschichte der Region“ bot. Ende November erschien schließlich die neue Ausgabe der „D’Kräz“, wozu der Verein den Redakteur und die Autoren ins Gasthaus „Hirsch“ einlud. Damit wolle der Verein persönlich für die geleistete ehrenamtliche Arbeit danken.
Im April fand eine Führung durch Museumsleiter und Stadtarchivar Carsten Kohlmann im Lichtspielhaus statt. Keine andere Veranstaltung im vergangenen Jahr konnte die Besucherzahl bei der Führung im Kinogebäude von über 100 Personen toppen. Im Juni folgte bereits die nächste Führung zu den Sandwäschereien des Kirnbachtals. David Kuhner, der seine Ergebnisse in der „D’Kräz 43“ präsentierte, leitete die Interessierten zu den Betrieben der Familie Seckinger und Rapp/Kuhner.
Den Tag des offenen Denkmals fand in diesem Jahr in der Schönbronner Kirche statt. Sie sei die „älteste evangelische Kirche der Stadt“, wie Fuchs betonte. Deshalb war es dem Verein ein Anliegen sie zugänglich zu machen und ihre Bedeutung hervorzuheben. Weiterhin hob sie den regelmäßig stattfindenden „Kräz-Stammtisch“ und die ein breites Publikum erreichenden Facebook-Artikel von Dieter Kohlmann hervor, die das Vereinsprogramm gut ergänzen.
Heimathausgruppe überaus aktiv
Die Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus blickt auf 16 behandelte Themen an 28 Tagen zurück, wie Alfred Moosmann als Sprecher des Vorstandsteams informierte. Insgesamt zählte das Heimathaus wohl zwischen 1000 und 1500 Gästen bei diesen Veranstaltungen. Am 25. Oktober 2023 stellte Ulrich Grießhaber die Tennenbronner Bestattungskultur in einem Vortrag im katholischen Pfarrsaal vor. Durch die konfessionelle Spaltung im Dorf gab es auch zwei Friedhöfe.
Am 22. November 2023 folgte ein Vortrag von Carsten Kohlmann zum Thema „175 Jahre badische Revolution“ mit dem Hauptaugenmerk auf den katholischen Lehrer Karl Falk. Ende Februar hielt Rocco del Colle einen sehr gut besuchten Vortrag zu Gastarbeitern in Tennenbronn. Ebenfalls thematisiert hat die Heimathausgruppe das 125-jährige Bestehen der freiwilligen Feuerwehr.
Den letzten Vortrag hielten die Studenten Robin Wußler und David Kuhner am 25. September zum Thema „Tennenbronner Aussiedler im 19. Jahrhundert“. Weiterhin gab es verschiedene Ausstellungen, Cegoabende, Dorfführungen durch den Dorfbüttel Ulrich Grießhaber und Führungen mit dem „Martibeck“ durch das Heimathaus.
Neben den Veranstaltungen seien natürlich auch Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung des Gebäudes nötig. Unter anderem der Multimediaraum konnte renoviert werden und die Beleuchtung optimiert werden, wie Alfred Moosmann berichtete. Sorgen mache sich das Heimathaus um Nachwuchs, weshalb die Veranstaltungsfrequenz wohl künftig ein wenig reduziert werden muss. Trotz allem sei das Heimathaus „ein funktionierendes Museum“.
Falkensteiner Kapelle ist außen saniert
Martin Maurer von der Projektgruppe Förderkreis Falkensteiner Kapelle berichtete ebenfalls knapp von der Arbeit im vergangenen Jahr. Die erfreuliche Nachricht zu Beginn lautete, dass die „ursprünglich vorgesehenen Aufgaben in vollem Umfang erfüllt“ sind. Mit 30.000 Euro gesammelten Spenden und den Zuschüssen konnte die Außensanierung erfolgreich abgeschlossen werden.
Die Innensanierung soll mit der Errichtung des Friedwaldes durch die gräfliche Familie folgen. Nun soll noch eine Gedenktafel finanziert werden, die an die Marienweihe am 29. April 1945 erinnern soll. Ebenfalls geplant sei ein neuer Kapellenführer, da der 1963 erschienene vergriffen ist. In der Mitgliederversammlung im kommenden Jahr soll dann über die Auflösung der Projektgruppe entschieden werden.
Kasse stimmt
Den Kassenbericht nahm der 2. Vorsitzende, Arkas Förstner, für den verhinderten Kassier Robert Mayer vor. Durch Spenden, Beiträge, Zuschüsse und eine aufgelöste Rücklage betragen die Einnahmen 43.402 Euro. Dem gegenüber stehen Ausgaben in Höhe von 27.177 Euro, wodurch sich ein positiver Abschluss von 16.225 Euro ergebe. Durch die Zeitschrift „D’Kräz“ und Eintritte konnten weitere 6634 Euro eingenommen werden, aber durch Druck- und Portokosten stehen auch Ausgaben in Höhe von 18.165 Euro zu Buche. Somit beträgt der Überschuss des vergangenen Rechnungsjahres 4694 Euro. Die Kasse prüfte Uwe Hasenmaile am 26. Juni.
Neuwahlen: Vorstand bestätigt
Nach dem Kassenbericht folgten bereits die Wahlen für die kommenden drei Jahre, die Kreisarchivar a. D. Bernhard Rüth vornahm. Der Rückblick und die finanzielle Situation seien seiner Meinung nach „Grund genug der Vorstandschaft Entlastung zu gewähren.“ Diese bestätigten die Mitglieder – bei Enthaltung der Betroffenen – einstimmig.
Als Kassiererin wählten die Anwesenden Walburga Weißer (Tennenbronn). Schriftführerin ist weiterhin Waltraud Schönherr und für das Jahresprogramm, das Carsten Kohlmann seit nunmehr über einem Vierteljahrhundert erstellt, wiedergewählt. Der Vorschlag für den Ausschuss lautete: Ewald Graf, David Kuhner, Gisela Lixfeld, Cajetan Schaub und Johannes Waldschütz. Die Versammlung stimmte einstimmig, bei Enthaltungen der Betroffenen, zu. Als Kassenprüfer für den Jahresabschluss 2024 ernannten die Mitglieder Uwe Hasenmaile und Josef Broghammer und für das Abschlussjahr 2025 Robert Mayer und Josef Broghammer.
Beitragserhöhung beschlossen
Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um ein „ernstes Thema“, wie Arkas Förstner begann. Thema war die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages um fünf Euro auf künftig 30 Euro jährlich. Seit der Einführung des Euros im Jahr 2002 sei er nie erhöht worden. Als Begründung nannte Förstner die „erheblich gestiegenen Kosten“, vor allem beim Druck der Vereinszeitschrift „D’Kräz“, den Portokosten und weiteren.
Außerdem stand eine Erhöhung des Verkaufspreises der „D’Kräz“ auf der Liste. Die Vorstandschaft schlug 9,50 Euro aus verkaufspsychologischen Gründen vor. Die kostenlose Juniormitgliedschaft bis zum 25. Lebensjahr bleibt bestehen, kommen wird eine Familienmitgliedschaft für 50 Euro im Jahr.
Robert Hermann (Tennenbronn) empfand die Preiserhöhung um 20 Prozent als zu hoch. Viele Tennenbronner seien „nicht wegen Geschichte im Verein, sondern dem Bürgerengagement.“ Dr. Volker Ziegler schlug als Verkaufspreis der „D’Kräz“ zehn Euro vor. Dr. Hans-Jochem Steim betonte, dass man Preiserhöhungen nicht verpassen dürfe, da es schwer sei die Beträge wieder zu erwirtschaften. Aus Übersichtlichkeitsgründen schlug Barbara Kunst vor, die beiden Erhöhungen getrennt zur Abstimmung zu bringen.
Die Abstimmung zur Beitragserhöhung auf 30 Euro ergab Zustimmung bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Für die Preiserhöhung bei der „D’Kräz“ auf zehn Euro stimmten 26 Mitglieder, bei zehn Gegenstimmen und vier Enthaltungen.
Jahresprogramm 2025
Carsten Kohlmann informierte daraufhin über das kommende Jahresprogramm. Die erste Veranstaltung finde am 29. April 2025 zum Andenken an den 80. Jahrestag der Marienweihe in der Falkensteiner Kapelle statt. Hierbei soll die bereits erwähnte Gedenktafel eingeweiht werden.
Zudem geplant sei eine weitere Friedhofsführung, da diejenige 2023 auf große Resonanz stieß. Dieses Mal soll der obere Teil und der Waldfriedhof in den Blick genommen werden. Kohlmann wusste weiter zu berichten, dass die Stadt einen Bereich für denkwürdige Gräber schaffen will. Das weitere Jahresprogramm ist dem 150. Jubiläum der H.A.U. gewidmet.
Die junge Schrambergerin Yasmin Hettich wird unter anderem ihr Romanprojekt zu Frieda Landenberger geborene Junghans im Landenberger-Zimmer im Stadtmuseum vorstellen. Weiterhin wird Katharina Frank (Schweiz) als Vorsitzende des „Landenberger Familienvereins“ (https://www.landenberger-familienverein.de/#lf-timeline-anchor-1) die einzelnen Familienarchive vorstellen. Das Programmheft soll zum Jahresende erscheinen.
D’Kräz digital
Im Anschluss gab „Kräz“-Redakteur Ewald Graf einen kleinen Einblick in die kommende 44. Ausgabe der Zeitschrift. Sieben Autoren und Autorinnen berichten vom „Alltags und Wirtschaftsleben“ Schramberg. Viel wichtiger jedoch waren die Neuigkeiten, dass die „D’Kräz“ seit wenigen Wochen digital über die Seite der Universitätsbibliothek Freiburg () zu finden ist. Den Link hierzu gibt es auch auf der Homepage des Museums- und Geschichtsvereins.
Dort erleichtert die Volltextsuche den Forschenden künftig die Arbeit mit den Inhalten. Die aktuellen fünf Hefte sind davon jedoch ausgenommen, da diese nur zum Verkauf stünden, um die Druckkosten besser decken zu können. Die neue Ausgabe erscheint wie üblich zum 1. Adventwochenende und ist auch in den Nachbarorten Aichhalden, Lauterbach, Schiltach, Tennenbronn und Waldmössingen erhältlich.
Ehrungen
Zum Abschluss der Versammlung führte die wiedergewählte 1. Vorsitzende, Annette Fuchs, Ehrungen dreier Mitglieder durch. Uwe Hasenmaile, der seit 2001 Kassier und anschließend Kassenprüfer war, erhielt für seine Verdienste die „Kräz“-Medaille. Diese ging auch an Bernhard Rüth, der viele Jahre im Ausschuss tätig war und durch seine Stelle als Kreisarchivar das Bindeglied zum Landkreis bildete und viele Kontakte vermitteln konnte.
Zuletzt ehrte Fuchs den ehemaligen Vorsitzenden der Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus, Robert Hermann. Seit der Gründung 2009 stand er an der Spitze desselben. Hermann gab den Dank an das ganze Team der Heimathausgruppe zurück und natürlich an die gute Zusammenarbeit mit dem Hauptverein. Über seine Nachfolge in Form eines vierköpfigen Vorstandes sei er überglücklich“. Als Dank für Dr. Hans-Jochem Steim und seine Angestellte Jennifer Knöpfle gab es noch jeweils eine Flasche Wein.
Instrumente spielen
Nach der Mitgliederversammlung stellte Hausherr Steim den Mitgliedern seine Instrumentensammlung im „Gut Berneck“ vor. Die Schiedmayer-Orgel aus den 1920er Jahren mit 599 Pfeifen im Foyer ist das Glanzstück der Sammlung.
Zu Ehren des Besuches und aus Dank für die Unterstützung bei der Restaurierung und dem Buchprojekt zum „Gut Berneck“ ließ Steim eine fünf Liter Flasche Rotwein für seine Gäste öffnen. Im Foyer kam es zu vielen heiteren Gesprächen angeregt vom Ambiente der beeindruckenden Villa des Arthur Junghans.