Handball-Bezirksoberliga Männer: HSG Rietheim-Weilheim – SG Dunningen/Schramberg 24:19 (9:13)
Einen denkwürdigen Abend erlebten die Spieler wie Fans beider Seiten beim Auswärtsspiel der SG Dunningen/Schramberg in Rietheim-Weilheim. Am Ende muss sich die SG nach zuletzt drei Siegen in Folge nach etwa zwei Stunden Spielzeit und großem Kampf mit 19:24 (9:13) geschlagen geben.
Die SGDS erwischte keinen guten Start in die Begegnung, lief schnell einem kleinen Rückstand hinterher. Schon früh zeigte sich, dass sich die „Luchse“ vor allem im Angriff schwertaten. Die beiden Unparteiischen zeigten über den kompletten Spielverlauf eine sehr strenge Regelauslegung zum passiven Spiel, was auf beiden Seiten zu Problemen und vielen unvorbereiteten Abschlüssen führte. Schramberg/Dunningen hatte zudem im Aufbau mit einfachen Fehlern zu kämpfen, die gepaart mit vergebenen Großchancen folgerichtig zu einem 3:7-Rückstand nach 14 Minuten führten.
Nach einer Auszeit wusste die SG zwar auf zwei Tore zu verkürzen (5:7, 15.). Sie geriet dann aber kurz darauf in doppelte Unterzahl: Erst wurde Tobias Fleig des Feldes verwiesen, ehe die Luchse in einer unübersichtlichen Situation Laurin Kugler gar mit einer roten Karte verloren. Ob er den Ball weggeschlagen haben, ein Bein gestellt haben will oder unglücklich in den Gegenspieler geschoben wurde: Am Ende stand die Disqualifikation für den flinken SG-Angreifer.
Die Gastgeber wussten die daraus resultierenden Überzahl-Situationen auszunutzen und bauten den knappen Vorsprung wieder auf drei bis vier Tore aus. Diesen nahm die HSG dann auch mit in die Pause (9:13).
Auftakt nach Maß
Nachdem es in der SG-Kabine zum Pausentee ordentliche „rauchte“, sahen die Dunninger und Schramberger Fans einen Auftakt der zweiten Halbzeit nach Maß. Tim Hirt mit drei schönen Treffern binnen weniger Minuten, zudem Tore von Angelo Broghammer und Tobias Fleig: binnen sechs Minuten stellte der SG-Angriff den 14:14-Ausgleich her.
Dann begannen sie, die „wilden zehn Minuten des Spiels“. Zunächst mit der fünften Zeitstrafe gegen die SGDS und dem erneuten Führungstreffer der gastgebenden HSG. Just in der Sekunde, als die „Luchse“ nach abgesessener Zeitstrafe wieder auffüllen durften, setzte der Linksaußen der Gastgeber zum Wurf an und traf SG-Keeper Markus Holzer im Gesicht. Nach mittlerweile nicht mehr ganz so neuer Regel und zum Schutze der Torhüter sieht ein direkter Kopftreffer bei unbedrängtem Wurf eine progressive Strafe gegen den Schützen vor. Beide, Torhüter und Schütze, signalisierten den Kopftreffer deutlich. Der danebenstehende Unparteiische war jedoch anderer Ansicht und deutete einen Treffer des erhobenen Armes an. Folglich würde das Spiel mit Abwurf weitergehen.
Dass Kopftreffer stets mit emotionalen Reaktionen der Torhüter verbunden sind, ist hinlänglich bekannt und sieht man von der Champions League bis in die Kreisklasse. Dass die Geste „Kopftreffer“, mit der flachen Hand den Kopftreffer anzeigen, jedoch dermaßen fehlinterpretiert werden kann, so dass damit eine blaue Karte gegen Torhüter Markus Holzer gerechtfertigt wäre, ist einigermaßen kurios und zeigt wenig Fingerspitzengefühl in einem hochemotionalen Moment.
Nächster Rückschlag
Erneut in Unterzahl und voller Wut im Bauch erzielte Angelo Broghammer den Ausgleichstreffer zum 15:15, ehe der nächste Rückschlag für die SG wartete.
Im Angriff „verdaddelten“ die „Luchse“ den Ball, daraufhin wurde es unübersichtlich. In der zweiten Welle der Gastgeber knallten Adrian Väth und sein Gegenspieler im Kampf um den freien Ball mit den Köpfen gegeneinander. Darauf blieben beide mit einem tiefen Cut blutüberströmt liegen.
Die Erstversorgung der beiden Verletzten dauerte etwas an, so dass das Spiel für mehrere Minuten unterbrochen werden musste. „In der Hoffnung, dass beide Spieler keine schlimmeren Verletzungen von sich tragen, wünschen wir Adrian und dem Gegenspieler der HSG gute Besserung“, schreibt die SGDS.
Mit Eintreffen der Rettungssanitäter zogen die Unparteiischen die dritte rote Karte am Abend und schickten Adrian für diese Abwehraktion auch ihrerseits farbenfroh in den warteten Krankenwagen.
Vergebene Siebenmeter
Zwar überstand die SG die phasenweise doppelte Unterzahl anständig. Dennoch benötigte sie in der Folge etwas, um den Schock zu verdauen. Durch zwei vergebene Siebenmeter und bedingt durch eine weitere Zeitstrafe lag die SG acht Minuten vor dem Ende mit 16:19 zurück. Doch die Schramberger und Dunninger steckten nicht auf und kämpften um das Comeback. Dazu müssen jedoch Tore erzielt und nicht nur Torchancen kreiert werden. Davon hatten die „Luchse“ auch in den letzten Spielminuten genügend in ausreichender Qualität. Dass man die Partie nicht mehr umbiegen konnte und letztlich keine Punkte mit in den Luchsbau brachte, lag sicherlich zu einem Großteil an der mangelhaften Chancenverwertung. Oder auch im Speziellen in den Schlussminuten. Freistehend vergab man an den Pfosten oder warf den HSG-Torhüter ab.
Die Gastgeber schlugen daraus speziell in den letzten beiden Minuten Kapital. Sie erzielten mit drei schnellen Treffern den für die Gäste bitteren 19:24-Endstand. Dass die SG in den letzten 120 Sekunden der Begegnung erneut in Unterzahl antreten musste, Tobias Fleig sah nach dritter Zeitstrafe die vierte rote Karte des Abends, verkommt bei einem Zeitstrafen-Verhältnis von 2:22 Minuten am Ende fast zu einer Randnotiz.
Ein Spiel, das an vielen Stellen zu denken geben sollte, endete mit Enttäuschung im Dunninger und Schramberger Lager. Der Sieg der Gastgeber geht sicher in Ordnung, war aus SG-Sicht jedoch mehr als vermeidbar angesichts der großen Anzahl an vergebenen Chancen. So wäre ein Sieg trotz widriger Umstände möglich gewesen, hätte man die sich bietenden Chancen etwas konsequenter genutzt.
SG Dunningen/Schramberg
Marlon Krissler, Markus Holzer; Marvin Werner (2/1), Marco Meyer, Angelo Broghammer (5/1), Tobias Fleig (1), Tim Hirt (5), Felix Hirt (1), Marius Lieb, Laurin Kugler (1), Jan Bantle (2), Lennart Kugler, Philipp Weidenauer (2), Adrian Väth.