Die Windpocken breiten sich im Kreis Rottweil aus – die Anzahl der Erkrankten stieg zuletzt deutlich an. Der Grund: gar keiner oder kein ausreichender Impfschutz, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rottweiler Landratsamt. Für Betroffene, meist Kinder, und deren Familien habe das nicht nur gesundheitliche Auswirkungen. Denn Schulen, Kindergärten oder bestimmte Arbeitsplätze sind tabu, wenn jemand in der Familie die Windpocken hat.
Rund 97 Prozent der erkrankten Personen, so teilt das Gesundheitsamt Rottweil mit, seien entweder ungeimpft oder nicht ausreichend immunisiert. Sie haben also die nötigen Auffrischungsimpfungen versäumt. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr breiten sich die Fälle schnell aus und haben bereits mehrere Schulen, Kindergärten sowie Kindertagesstätten im Landkreis erreicht
Was sind Windpocken und wie verbreiten sie sich?
Windpocken werden durch das hochansteckende Varizella-Zoster-Virus verursacht, dass zur Familie der Herpesviren gehört. Die Krankheit äußert sich durch einen juckenden Hautausschlag, typisch sind die mit Flüssigkeitsgefüllten Bläschen. Häufig gehören Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl zum Krankheitsbild. Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion, etwa beim Husten, Niesen oder Sprechen, aber auch durch Schmierinfektion. Bereits der Kontakt mit einem Erkrankten führt in neun von zehn Fällen zur Ansteckung, wenn man nicht durch Impfung oder Vorerkrankung immun ist.
Wer ist betroffen und welche Maßnahmen gelten?
Besonders Kinder, ungeimpfte Erwachsene sowie Schwangere und Neugeborene sind gefährdet. Erkrankten Personen ist es verboten, in Schulen, Kindergärten oder bestimmten Arbeitsplätze zu betreten, bis die letzten Bläschen eingetrocknet sind. Das dauert– in der Regel etwa eine Woche. Für nicht immunisierte Kontaktpersonen, gilt ein 19-tägiges Besuchsverbot für Gemeinschaftseinrichtungen, also Kindergärten, KiTas sowie Alten- oder Pflegeheime – auch wenn sie nicht erkranken.
Warum sind Windpocken gefährlich?
Obwohl Windpocken in den meisten Fällen harmlos verlaufen, können sie insbesondere bei Erwachsenen oder gefährdeten Personengruppen schwerwiegende Komplikationen verursachen. Dazu gehören unter anderem Lungenentzündungen. Besonders gefährlich kann eine Infektion für Schwangere sein, denn Windpocken können Fehlbildungen bei ungeborenen Kindern verursachen. Bei Neugeborenen besteht ebenfalls das Risiko, dass sie durch Windpocken schwer erkranken. Das Virus bleibt nach einer Erkrankung lebenslang im Körper und kann später, im fortgeschrittenen Alter, zu einer Gürtelrose führen.
Wie kann ich mich schützen?
Seit über 20 Jahren steht eine wirksame und gut verträgliche Impfung gegen Windpocken zur Verfügung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird. Das Gesundheitsamt rät dringend, dass ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder, Jugendliche und Erwachsene die fehlenden Impfungen nachholen. Die Kosten werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Wer Fragen zum Thema Impfschutz hat, sollte sich an Kinder- oder Hausarztpraxen vor Ort wenden. Eine rechtzeitige Impfung schützt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern reduziert auch die Verbreitung des Virus und schützt so die Gemeinschaft. Windpocken bleiben eine häufige Kinderkrankheit, doch das Risiko sinkt durch eine hohe Impfquote ganz erheblich.