Die Grippesaison hat begonnen. Etwa in den öffentlichen Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz und in den Schulen und Kindergärten gehen die Grippe- und Erkältungsviren um. Doch was tun, wenn einen die Grippe am Wochenende oder über die Weihnachtsfeiertage erwischt? Sollte man in so einem Fall gleich in die Notaufnahme des Krankenhauses gehen oder doch besser warten, bis der Hausarzt wieder Sprechstunde hat?
Ganz wichtig: Bei Notfällen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Unfällen immer den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 alarmieren.”
Dominik Haas, ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme in der Helios-Klinik Rottweil.
„Prinzipiell lässt sich sagen, dass Patienten mit einer Influenza, also der echten Virusgrippe, eher ins Bett als in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehören.” Das sagt Dominik Haas, der ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in der Helios-Klinik Rottweil. Dennoch gibt es Ausnahmen. Einige Personengruppen hätten ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen: „Bei älteren, chronisch kranken oder immungeschwächten Personen können Lungenentzündungen oder bakterielle Superinfektionen die Folge der Influenza sein”, so der Arzt.
Sollte sich ein solcher Verlauf abzeichnen, müssen diese Patienten nach seinen Worten „selbstverständlich umgehend” im Krankenhaus stationär behandelt werden. Unbedingt ins Krankenhaus müssen demnach Influenza-Patienten, die nicht mehr in der Lage sind, selbst zu essen und zu trinken. „In der Regel”, so Haas, „werden solche Patienten allerdings dann von ihrem behandelnden Hausarzt zu uns eingewiesen oder von ihren Angehörigen zu uns gebracht.”
Da die Virusgrippe sehr ansteckend ist, besteht immer die Gefahr, dass Influenzapatienten in einer Notaufnahme andere Patienten anstecken. „In Zeiten der extremen Grippewelle stellen wir in unseren Wartebereichen deshalb Mundschutz für alle Wartenden zur Verfügung, um diese Gefahr etwas einzudämmen”, so der ZNA-Chef. Auch das Personal der Notaufnahme trage dann Mundschutz, außerdem biete das Krankenhaus allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, sie direkt in der Klinik zu impfen. „So schützen wir nicht nur unser Personal vor Ansteckung, sondern auch die Patienten”, erklärt Haas.
In einem internen Informationsblatt ruft die Helios-Klinik ihre Beschäftigten dazu auf, die Patienten, aber auch sich selbst vor den Influenza-Viren zu schützen. „Sie haben durch die Vielzahl enger Kontakte zu Patientinnen und Patienten grundsätzlich eine erhöhte Gefahr, sich selbst mit Influenzaviren zu infizieren”, heißt es dort etwa. Und: „Darüber hinaus können Sie die Virusgrippe übertragen, ohne es selbst zu bemerken – und damit Personen mit einem erhöhten Risikofaktor gefährden.” Der Erreger sei hochinfektiös und werde bereits vor Auftreten der ersten Symptome weitergegeben – durch Händedruck, Tröpfchen oder Schmierinfektion. Studien belegten, so die Klinikleitung an die Mitarbeiter weiter, dass ein bestmöglicher Schutz erreicht werde, wenn sowohl Patienten als auch Personal durchgängig gegen Grippe geimpft sind.
Zurück zur Notaufnahme, die ja nicht nur in Zeiten der Grippewelle überfüllt ist. Hier sei es vielleicht interessant zu wissen, welche Patienten denn generell in einer Notaufnahme richtig sind, ergänzt deren Leiter, Dominik Haas. Dies seien „alle echten Notfälle, die eine lebensgefährliche Bedrohung darstellen oder und/oder massive Schmerzen verursachen – Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Verletzungen nach Unfällen, tiefe Schnittwunden, akute Durchblutungsstörungen, Knochenbrüche aller Art, großflächige Verbrennungen, um einige zu nennen.”
Ein großer Teil der Patienten mit solchen Krankheitsbildern komme direkt mit dem Rettungswagen in die Klinik. Aber es gebe durchaus auch Beispiele, dass Patienten mit massiven Herzproblemen von Angehörigen gebracht werden oder nach schweren Verletzungen, etwa einem abgesägten Finger, im Schock noch mit dem Auto allein bis in die Helios-Klinik fahren.
Für sie alle sei die zentrale Notaufnahme genau die richtige Stelle, erklärt Haas.
Aber nicht jede Erkrankung außerhalb der Sprechzeiten sei wiederum ein Fall für die Notaufnahme. „Für alle Krankheitsbilder, mit denen Sie normalerweise zu Ihrem Arzt in die Praxis gehen würden, ist der ärztliche Bereitschaftsdienst der richtige Ansprechpartner”, so Haas weiter. Er berichtet, dass oft auch Menschen in die Klinik kämen, weil sie unsicher sind. Diese müssten sich dann auf längere Wartezeiten einstellen, da in Notaufnahmen das Prinzip der Dringlichkeit gelte. „Behandelt wird nach Schwere der Erkrankung, nicht nach der Reihenfolge des Eintreffens”, so Haas. Dies führe immer wieder zu Verärgerung. Das kann der Chef der Notaufnahme nachvollziehen, das lasse sich aber nicht verhindern. „Haben wir beispielsweise jemanden im Schockraum, ist das Personal der Notaufnahme für längere Zeit stark eingebunden.”
Nochmals zurück zur Influenza: „Hier ist definitiv der Hausarzt der Ansprechpartner Nummer 1”, legt sich Haas fest. Das gelte, sofern der Patient nicht bereits mit Komplikationen kämpft, die einen stationären Aufenthalt sinnvoll erscheinen lassen. Die Hausärzte stellen einen Bereitschaftsdienst, werktags von 19 bis 8 Uhr, am Wochenende durchgehend, unter der Rufnummer 116 117. Dort sollten die Patienten einen kompetenten ärztlichen Ansprechpartner erreichen, der mit ihnen die offenen Fragen klärt. Haas: „Der Anruf lohnt sich also auf jeden Fall, sollte der Verdacht auf eine echte Influenza vorliegen, gibt es entsprechende Handlungsempfehlungen.”
Am Wochenende hat außerdem die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Notdienst, diese Notfallpraxis befindet sich bei in der Helios Klinik Rottweil. Aber auch hier gelte: Falls ein Patient den Verdacht hat, dass er an echter Influenza erkrankt ist, ist ein voll besetzter Wartebereich nicht der optimale Aufenthaltsort – im Zweifel die Bereitschaftsdienst-Rufnummer wählen. Die 116 117.