Schramberg. „Bitte bringt das vor das große Fenster.“ Martin Kasper dirigiert Rémy Trevisan und Andreas Krause von Podium Kunst im Schramberger Schloss. Die beiden haben eine von vier großen Leinwänden des „Sur le murs“ genannten Werks in die Ausstellungsräume getragen.
Am Freitag hat Kasper mit Helferinnen und Helfern seine erste Ausstellung in Schramberg aufgebaut. Ab Sonntag ist sie im Schloss bis zum 6. März zu sehen. Als Titel hat der in Schramberg geborene und aufgewachsene Kasper „Zeitsprünge“ gewählt. Wie können Zeitsprünge in einem Bild passieren?
„Mein Thema ist das Atelier als Raumkonstrukt“, erläutert Kasper. „Das Atelier ist mein Arbeits-, Lebens- und Erinnerungsraum.“ Hier arbeite er an aktuellen Bildern, aber auch mit denen, die er schon gemalt habe und noch malen werde. So entstehen Räume in Räumen „Und das hat auch eine zeitliche Dimension.“
Verschachtelungen
Auf dem großen Bild „Sur les murs“ entdeckt man dasselbe Bild an der Wand in einem Ausstellungsraum. Eine „Fotografie“ auf einem Seitenteil zeigt den Raum im leeren Zustand – also bevor die Bilder dort aufgehängt wurden. Oben auf der Galerie findet sich ein Frauenporträt. Das Original hängt ebenfalls im schramberger Schloss. „Der Prozess selbst ist dargestellt“, sagt Kasper. Seine Bilder sind immer weiter verschachtelt. Er habe den Titel Zeitsprünge gewählt, „weil mehrere Zeitebenen auf den Bildern dargestellt werden“.
Auf einem weiteren großen Werk aus zwei Bildtafeln entdeckt der Betrachter einen Farbspachtel, mit dem der Maler seine Farben aufträgt. Das ganze aber verselbständigt sich. Kasper ist die realistische Wiedergabe der Räume wichtig. Der Betrachter wird in diese Räume hineingezogen, verguckt sich. „Was ist da los?“ Die Bilder passen nicht genau zueinander, aber es entsteht ein Bildeindruck.
In seinen jüngeren Werken hat Kasper Spiegelungen eingebaut: Topfdeckel im Bild, die die Räume verzerrt wiederspiegeln. Kasper nimmt den Betrachter auf eine visuelle Entdeckungsreise. Was sehe ich? Vielleicht ein Selbstporträt?
Inspirierender Kunstunterricht
Für Kasper ist die Ausstellung in seiner Heimatstadte eine Premiere. Seit Ende der 90er Jahre hat er schon etliche Ausstellungen in Deutschland, Frankreich, in der Schweiz, Russland, Belgien und der Türkei gehabt. Auch im Schloss Glatt waren seine Bilder schon zu sehen. In Schramberg noch nicht. Erstaunlich, denn Kasper hat seine ersten Malversuche in Schramberg gemacht. Am Gymnasium habe er bei Kunsterzieher Werner Siepmann Unterricht gehabt: „Das war sehr inspirierend für mich.“
Mit 14 oder 15 Jahren sei ihm klar gewesen, dass er in die Richtung Kunst gehen werde. Nach einem Jahr Studium in Freiburg wechselte Kasper 1982 an die Akademie in Karlsruhe und arbeitet nach dem Abschluss seit 1988 als freischaffender Künstler in Freiburg. Oft ist er auch in Frankreich unterwegs und stellt dort in Galerien aus: „Paris ist für mich näher als Berlin.“
Nun also Schramberg. Hier leben noch zwei Brüder. Auch zu einigen alten Freunden hat er Kontakt. Am Sonntag wird es wegen Corona einen Kunstdialog statt einer Eröffnung geben. Von 11 bis 14 Uhr ist Kasper im Schloss und beantwortet Fragen.
Die vier Bildteile von „Sur le murs“ sind inzwischen vor den großen Fenstern aufgereiht. Irgendwie scheint es nicht so recht zu passen. „Verfremdungseffekt?“ überlegt ein Beteiligter. „Nein, nur falsch zusammengesetzt“, lacht Kasper und rückt die Leinwände zurecht.
Kunstdialog am Sonntag gut besucht
Zum angekündigten Kunstdialog m Sonntag um die Mittagszeit hatten sich zahlreiche Kunstfreunde im Schloss eingefunden. Lars Bornschein begrüßte im Namen von Podium Kunst die Gäste. Museumsleiter Carsten Kohlmann lobte die Ausstellungsmacher für die gelungene Schau. Es freue ihn, dass Podium Kunst seit Jahren eine der drei Ausstellungen im Jahr einem Künstler oder eine Künstlerin aus Schramberg widme. Martin Kasper bedankte sich für die Möglichkeit, nun in Schramberg seine Bilder ausstellen zu können. Es habe „früher eben einfach nicht gepasst“.
Am Beispiel seines großen Hauptwerks erläuterte er den Besucherinnen und Besuchern, was er unter Zeitsprüngen verstehe und weshalb seine Bilder so „verschachtelt“ sind. Und diese begaben sich auf Spurensuche in der Ausstellung, ließen sich von einer Stehleiter zum Ausweichen verleiten oder versuchten eine Klebstreifen wieder festzudrücken…..
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