Laut ging es her beim Thema Motorradlärm im Schramberger Gemeinderat. Dass Lärm krank macht und vermieden werden sollte, darin waren sich alle einig. Nur die Methode und die Auswahl der zu bekämpfenden Lärmquellen waren umstritten.
Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß bekannte, selbst begeisterter Motorradfahrer zu sein. Dennoch wolle er etwas gegen den Lärm unternehmen, denn die Stadtverwaltung erhalte regelmäßig Klagen über Motorradlärm. Zwei Maßnahmen schlage die Verwaltung vor. Den Beitritt zur Initiative gegen Motorradlärm und den Kauf eines Lärmdisplays.
Der Beitritt zur Initiative, der schon weit mehr als 80 Kommunen angehörten sei „eher ein symbolischer Akt“, so Rehfuß, gebe der Initiative aber mehr Gewicht. Das Motorradlärmdisplay kläre auch Lastwagen– und Autofahrer darüber auf, wenn sie zu laut unterwegs seien. Die Tafel zeige an, ob ein vorbeifahrendes Fahrzeug zu laut oder korrekt unterwegs ist. Da keine Mittel für dieses Jahr eingeplant seien, möchte die Verwaltung im Herbst bei den Haushaltsberatungen den Kauf im kommenden Jahr vorschlagen.
Hexenjagd auf Biker? Mitnichten!
CDU-Sprecher Thomas Brantner, ebenfalls bekennender Biker, bestätigte, dass Lärm krank machen kann, wandte sich aber gegen die Stigmatisierung allein der Motorradfahrer. „Auch andre machen Lärm.“
Achim Bendigkeit (Freie Liste), der dritte Biker als Redner berichtete von unzähligen Whatsapp-Nachrichten empörter Motorradfahrer, die von einer „Hexenjagd“ sprächen. Jürgen Winter (CDU) widersprach Brantner, es werde niemand stigmatisiert. Es sei doch im Interesse aller Motorradfahrer, „wenn die Rowdies ausgebremst werden“. Es werde auch niemand bestraft, lediglich aufmerksam gemacht.
Sehr unpassend angesichts der tatsächlichen Hexenverfolgungen früherer Jahrhunderte fand Oberbürgermeisterin Eisenlohr den Begriff „Hexenjagd“: Man bitte die Biker mit Hilfe des Lärmdisplays lediglich, leiser zu fahren.
Kenntnisnahme ablehnen: Wie geht das denn?
Ralf Rückert (Freie Liste) berichtete, wie deutlich der Verkehrslärm in der Oberndorfer Straß0e zurück gegangen sei, seit hier Tempo 30 gelte. Dominik Dieterle (CDU) fand, die Kosten von 16.000 Euro für das Lärmdisplay machten derzeit keinen Sinn. Thomas Koch (ÖDP) fragte nach einem Zuschuss und Rehfuß berichtete, dass das Land 4000 Euro beim Kauf gewähre.
Schließlich stimmte der Rat bei lediglich drei Gegenstimmen zu, der Initiative gegen Motorradlärm beizutreten. Die Abstimmung zum Lärmdisplay brachte ein Kuriosum: Die Verwaltung bat darum, man möge davon „Kenntnis nehmen“, dass die Verwaltung den Kauf in den Haushaltplanberatungen 2021 vorschlagen wolle. Dagegen stimmten sechs Ratsmitglieder. Wie man allerdings dagegen sein kann, etwas gehört zu haben, konnten die Sechs zu später Stunde auch nicht erklären.