Schramberg. Seit Jahren brennt das Thema Wohnmobilstellplätze insbesondere Räten aus den Fraktionen der Freien Liste und der CDU unter den Nägeln. Die bisherigen Transitplätze etwa beim Fischerparkplatz oder an der H.A.U. sind auch nicht wirklich attraktiv. Alternativvorschläge etwa am Skaterplatz im Wittumgelände fanden keine Mehrheit. Nun gibt es einen neuen Anlauf.
Veronika Schneider vom Fachbereich 4- Stadtplanung hat akribisch untersucht, wo im Schramberger Stadtgebiet aber auch in Waldmössingen und Tennenbronn geeignete Flächen für Wohnmobilstellplätze wären. Am Donnerstag beschäftigt sich der Ausschuss für Umwelt und Technik einmal mehr mit dem Thema.
Fünf Flächen hat Schneider herausgearbeitet, auf denen sich ein Wohnmobil-Stellplatz ausweisen ließe: Tennenbronn Tennisplätze, Talstadt H.A.U., Sulgen Wittum-Schule neu, Sulgen Wittum Schießacker und Waldmössingen Weiherwasen.
Schneider weist darauf hin, dass es inzwischen vier Transitplätze in Schramberg gebe. Der Wunsch nach langfristig nachhaltigen, touristisch eingebundenen Wohnmobil-Stellplätzen sei aber weiter vorhanden. Um eine Übersicht über mögliche Stellplatzflächen zu erhalten, hat sie eine Art „Wohnmobil-Matrix“ ausgearbeitet.
Umfangreiche Untersuchung
Sie hat 22 Flächen gefunden, die schon in der Diskussion waren. In einer Übersichtstabelle hat sie Informationen über die potenziellen Wohnmobil-Stellplätze zusammengetragen. „Neben der Stellplatz-Hauptgruppe und den Eigentumsverhältnissen, ist eine mögliche Platzgröße sowie eine realisierbare Stellplatzanzahl angegeben.“
Weiter ist aufgeführt, welche Nutzungen der Flächennutzungsplan (FNP) sowie der Bebauungsplan (BPlan) für die Fläche vorsehen.
Geeignete Plätze (Priorität 1) hat sie mit Grün hervorgehoben. Hier sind folgende Kriterien erfüllt:
Die Stellplatznutzung stimmt mit der FNP- und der BPlan-Nutzung überein, die Zufahrtsbreite beträgt mindestens 5,5 Meter, die Erschließung ist gesichert, die touristische Einbindung ist gegeben, der Platz befindet sich in Zentrumsnähe und eine Attraktivität der Fläche ist bereits zum jetzigen Zeitpunkt vorhanden.
Außerdem hat Schneider Datenblätter angefertigt, auf denen zu jedem möglichen Platz genauere Informationen zu finden sind.
Fünf mögliche Plätze
Im Ergebnis hat die Stadtplanerin in Schramberg „insbesondere im Hinblick auf eine beabsichtigte touristische Einbindung der Plätze, fünf der potenziellen Stellplatzflächen als geeignet angesehen.
Der Stellplatz bei den Tennisplätzen in Tennenbronn hat Potenzial für einen attraktiven Campingplatz mit etwa 14 Stellplätzen und eigenem Sanitärgebäude. Dafür eigne sich der Kiosk, der allerdings noch nicht in städtischem Besitz ist. Allerdings müsste der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden und ein „Sondergebiet Camping“ ausgewiesen werden.
„Insbesondere die Nähe zum Ferienpark bietet die Möglichkeit eines ergebnisorientierten Zusammenwirkens beider Nutzungen“, heißt es in der Vorlage.
Ein möglicher Touristikplatz an der H.A.U. in der Schramberger Talstadt war in der Vergangenheit im Gespräch. Es fanden auch bereits erste Planungen für eine Platzgestaltung statt. Zudem liegt ein Lärmgutachten vor. Auch hier fehlt allerdings ein Bebauungsplan und müsste der Flächennutzungsplan geändert werden. Mit bis zu sieben weiteren Wohnmobil-Stellplätzen an der H.A.U. wären Sanitäreinrichtungen erforderlich. „Diese könnten gegebenenfalls in der Museumswelt mitbenutzt werden.“
Schneider sieht die Nähe zur B 462 vorteilhaft. „Allerdings wird die gute Anbindung an die Bundesstraße ebenso als störend und damit als Grund für eine verminderte Attraktivität des Platzes herangezogen.“ Touristisch hätte der Stellplatz an der H.A.U. einiges zu bieten: „Verschiedenste Museen befinden sich in direkter Nachbarschaft und die Innenstadt, mit Geschäften und Gastronomieangeboten, ist fußläufig zu erreichen.“
Die Ausweisung von Wohnmobil-Stellplätzen an der Wittum-Schule in Sulgen biete sich mit einer Erweiterung oder Neugestaltung des dortigen Parkplatzes an. Je nach konkreter Parkplatzplanung seien an dem Standort acht bis zehn Wohnmobil-Stellplätze denkbar. Die Lage der Stellplätze soll im weiteren Planverfahren festgelegt werden. Auch hier wären Sanitäreinrichtungen Pflicht. „Eventuell können in dieser Hinsicht Synergieeffekte mit dem Umfeld genutzt werden.“
Ein Touristikplatz auf dem neuen Parkplatz bei der Wittum-Schule hätte ein attraktives Umfeld vorzuweisen. Das Hallenbad „Badschnass“ ist nicht weit entfernt, es gibt Lebensmittelgeschäfte in der Nähe und es ist ein ausreichendes Gastronomie-Angebot vorhanden.
Der Wohnmobilhafen auf dem Wittumgelände in Sulgen könnte Platz für mehr als 20 Wohnmobile bieten. „Allerdings ist die Herstellung des Platzes frühestens mit der Umgestaltung des kompletten Gebietes Schießacker/Wittumpark vorgesehen und damit perspektivisch zu betrachten.“
Für die Ausweisung des Wohnmobilhafens müsste eine FNP-Änderung erfolgen sowie ein neuer BPlan aufgestellt werden.
Ein weiterer, attraktiver Wohnmobilstellplatz in Waldmössingen könnte laut Vorlage nahe des Weiherwasengeländes, östlich der Kastellhalle errichtet werden. Mit rund sechs Stellplatzflächen wäre der Touristikplatz eher klein. Für die Ausweisung von Wohnmobil-Stellplätzen am Weiherwasen wäre die Änderung des FNP sowie die Neuaufstellung eines BPlanes notwendig. Auch hier schreibt die Campingplatzverordnung ein Sanitärgebäude vor.
Möglicherweise ist für die Errichtung der Stellplätze am Weiherwasengelände sogar der Erlass einer straßenrechtlichen Sondernutzungssatzung ausreichend. Damit könnte auf die Vorschriften der Campingplatzverordnung verzichtet werden. Das Umfeld der Kastellhalle sei insbesondere für Familien– sehr attraktiv. In direkter Umgebung befinden sich ein Abenteuerspielplatz, ein Erlebnisbauernhof und das Römerkastell.
Die Stadtverwaltung hält die fünf vorgestellten Stellplatzflächen für die geeignetsten, insbesondere im Hinblick auf eine touristische Einbindung der Plätze. Sie sollen deshalb bei weiteren Planungen vorrangig betrachtet werden.
Planungsrecht fehlt in allen Fällen
Schneider warnt allerdings vor übertriebenen Hoffnungen: „Eine schnelle Herstellung von Wohnmobil-Stellplätzen auf bereits befestigten Flächen, wie beispielsweise auf kommunalen Parkplätzen, ist in Schramberg nicht möglich.“ Dafür fehlten geeignete Flächen, die bereits eine entsprechend erforderliche Bauleitplanung aufweisen.
Ein weiteres Problem sei, dass bei mehr als drei Stellplätzen Sanitäreinrichtungen erforderlich wären, „ um ein rechtssicheres Vorgehen zu gewährleisten“. Ansonsten könnte man drei Transitplätze ausweisen. „Dies wäre allerdings wieder nur eine Übergangslösung.“ Gewünscht werde aber eine langfristige, nachhaltige Lösung und damit die Errichtung attraktiver Stellplätze, die den Tourismusstandort Schramberg fördern.