Wegen „Falschparkens“: Hotelbetreiber legt sich mit Rettungskräften an – das hat online Konsequenzen

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Ärger auf sich gezogen hat ein Betreiber eines Hotels in Schramberg-Sulgen. Weil ein DRK-Rettungswagen seine Hotel-Zufahrt blockierte, hängte der Mann dem einen Zettel an die Windschutzscheibe: „Nur weil Sie Blaulicht auf dem Dach haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie sich alles erlauben können.“ Ein Bild davon macht nun online die Runde, man bezeichnet das Vorgehen als „unfassbar“ und „traurig“ und ruft zu schlechten Google-Bewertungen auf. Im Gespräch mit der NRWZ erklärt der Hotelbesitzer seine Position.

Schramberg – Sollte ein Rettungswagen (RTW) auf eine Hoteleinfahrt Rücksicht nehmen? Auch in einem Notfall? Ein solcher lag offenbar heute am Vormittag vor, neben dem RTW rückte wenig später noch ein Notarzteinsatzfahrzeug an, man parkte am Hotel. Es ging um eine in der direkten Nachbarschaft, in ihrer Wohnung verunfallte Patientin. Das machte die beteiligte Notärztin auf Instagram öffentlich:

Die RTW-Mannschaft hat die verunfallte Patientin in der Wohnung bereits stabilisiert und uns zur Schmerzbekämpfung und als Tragehilfe nachgefordert. Unter intravenöser Schmerzmedikation, Antiemese, Ruhigstellung und Lagerung können wir sie gemeinsam unter Monitoring der Vitalparameter durch das Treppenhaus nach unten tragen. Der RTW hat beim vorliegenden Meldebild, Temperaturen knapp oberhalb des Gefrierpunktes und unter Berücksichtigung eines möglichst kurzen Trageweges strategisch günstig so nah wie möglich vor der Eingangstüre geparkt.

Am Einsatz beteiligte Notärztin auf Instagram

Kurz: Eile war geboten, man parkt eben rasch mal beim Hotel, so der Bericht der Ärztin. Sie erzählt weiter: „Als wir die Patientin mittels Trage in den RTW verbringen, springt uns ein Zettel auf unserer Windschutzscheibe an: „Was soll den das“, steht laut einem Foto wörtlich darauf. Und weiter: „Nur weil Sie Blaulicht auf dem Dach haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie sich alles erlauben können.“

„Unverschämt“ und „egoistisch“

Die Notärztin findet dafür klare Worte: „unverschämt“ und „egoistisch“ sei das Verhalten gegenüber Notfallpatienten.

Vor Ort steht der Streit vor der Eskalation: „Kurz vor dem Abtransport der Patientin in die Klinik werden wir vom Urheber der Botschaft nochmals lautstark damit konfrontiert, dass ‚wir uns wohl alles erlauben, nur weil wir Blaulicht auf dem Dach haben!'“, schreibt die Notärztin. Ihr Kollege habe noch mal freundlich zu erklären versucht, dass es sich um einen Notfalleinsatz handelt und das Leben des Patienten in diesem Fall immer Vorrang habe. Das sei abgekanzelt worden mit dem Satz: „Das tut doch nichts zur Sache.“ Fazit: „Ich bin mal wieder maßlos enttäuscht von unserer Gesellschaft“, erklärt die Notärztin.

Der Hotelbetreiber schildert gegenüber der NRWZ seine Sicht der Dinge. Zunächst bestätigt er: Ja, das sei bei ihm auf dem Gelände passiert und ja, er habe den Zettel am Rettungswagen angebracht. Denn: „Der Wagen hat ohne Grund den Hotelbetrieb massiv gestört“. Das habe er reklamieren wollen. „Die haben die Einfahrt bewusst zugestellt, obwohl viel Platz vorhanden war“, sagt er weiter. „Die Herrschaften“ hätten das dann nicht eingesehen, hätten erklärt, weil sie im Einsatz waren, könnten sie stehen, wie sie wollen.

Zugleich hätten über den Zeitraum von einer Stunde aber mehrere Gäste das Hotel nicht mit ihrem Wagen verlassen können. „Die Hotelgäste haben sich bei mir beschwert“, gibt der Hotelier zu bedenken. Außerdem sei das schon öfter vorgekommen, dass ein DRK-Fahrzeug in der Ein- und Ausfahrt des Hotels steht und alles blockiert. Etwa ein Krankentransportwagen, der zu einer der Seniorenwohnungen nebenan fährt. „Maximal zehn Meter weiter sei dagegen genügend Platz, gebe es eine Parkbucht. Und seine Gäste könnten ungehindert passieren.

Öffentlicher Ärger

Dass die Sache nun öffentlich geworden ist – auf dem Zettel, den der Mann an den Rettungswagen gehängt hat, ist der Name des Hotels zu sehen und geht nun von der Instagramseite der Notärztin hinaus in die Online-Welt -, dass also die ganze Geschichte öffentlich geworden ist, die Presse anfragt, das empfindet der Hotelmanager als geschäftsschädigend, wie er der NRWZ weiter sagt.

Der Stress geht für den Hotelbetreiber bereits los. Es gehen schlechte Bewertungen für sein Hotel auf Google ein, während diese Zeilen entstehen allein vier Rezensionen. „Leider null Respekt gegenüber Rettungskräften, also denen, die Tag und Nacht zu jeder Zeit für die Bevölkerung da sind. Besser keinen Notfall in diesem Hotel haben, da dort Parkverbot für Einsatzkräfte herrscht“, ist dort jetzt zu lesen. Und: „… bitte keinen Herzinfarkt im Hotel erleiden. Der Rettungsdienst hat dort leider Parkverbot… Stay healthy“ Oder auch: „

Ein Hotel das Einsatzkräfte nicht leiden kann. Sollten also Bürger oder Hotelgäste einen medizinischen Notfall erleiden und Hilfe von Rettungsmittel benötigen, muss sich darauf einstellen das auf Wunsch und Anweisung des Hotels der Rettungswagen wo anders parken muss und letzlich zum Patienten laufen muss. Warum? Das Fragen sie doch bitte beim Hotel selbst an :)“

Allen Google-Rezensionen ist gemein: Sie enden mit einem von fünf möglichen Sternen für das Hotel, der schlechtestmöglichen Bewertung. Es geht darum, seiner Reputation zu schaden. Der Beginn eines klassischen Shitstorms.

„Woanders parken, nur ein paar Meter weiter“

Unterdessen bittet der Hotelbetreiber um Verständnis und Rücksicht auch gegenüber seinen Belangen: „Ich muss reagieren, wenn die Leute den Bereich zustellen.“ Dass es sich um einen Rettungseinsatz mit dem Gebot der Eile für die Rettungskräfte gehandelt hat, habe er anfangs nicht wahrgenommen („die kamen ohne Signal“). Aber er bleibt auch dabei: „Die hätten woanders parken können, nur ein paar Meter weiter.“

Hinweis: Durch ein Missverständnis gingen wir davon aus, der Einsatz habe in einem Seniorenheim stattgefunden. Das ist falsch. Es gibt dort kein solches, wie uns aufmerksame Leser berichten, sondern betreutes Seniorenwohnen. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Nachsicht.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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