Viele Konzepte, jetzt geht’s an die Umsetzung

Bürgerdialog mit OB Eisenlohr im Bärensaal zur Entwicklung in der Talstadt

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Die Oberbürgermeisterin hatte zum Bürgerdialog in der Talstadt eingeladen und etwa 150 bis 200 Besucherinnen und Besucher waren Dorothee Eisenlohrs Einladung gefolgt. Im halb vollen Bärensaal erfuhren sie viel über Stadtplanung, die Wirtschaftsförderung, Sanierungsgebiete und große Bauprojekte. Und ganz zum Schluss auch eine echte Neuigkeit: Die Berneckschule wird wohl bleiben, wo sie ist.

Schramberg. In ihrer Einführung erinnerte Eisenlohr an die Pläne für eine Landesgartenschau und die Vorgängerideensammlung Step 2020+: „Viele Ideen warten noch auf die Umsetzung.“

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Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

Fachbereichsleiter Bent Liebrich ging dann näher auf die Stadtplanung ein, die sich auch mit Mobilität, Bildung und Tourismus, nicht nur mit Bebauungsplänen befasse. Dabei könne sich jeder und jede einbringen. Zu den Landesgartenschau- und Step 2020+ Plänen kündigte er an, diese werde man in den nächsten ein, zwei Jahren in Bürgerbeteiligung überarbeiten.

Drei Sanierungsgebiete

In drei Sanierungsgebieten geschehe dank Bundes- und Landeszuschüssen viel. Derzeit abgerechnet werde „Talstadt West“, das von 2007 bis 2023 lief. Die Umgestaltung des Busbahnhofgeländes und die Freilegung des Lauterbachs im Junghans-Areal waren die großen Themen, beides habe noch nicht geklappt. Andere Punkte aber schon.

Beim Gebiet „Brestenberg / Sängerstraße“ habe man noch bis 2026 Zeit, erst letzte Woche habe das Regierungspräsidium ein Jahr zugegeben. „Die Aufwertung entlang der Schiltach“ sei da das große Ziel. Den Bereich ums Rathaus habe man hinzugenommen. Mit mehr Bäumen und einem direkten Durchgang von der Hauptstraße zur Sängerstraße könne die Stadt „einen großen Mehrwert im öffentlichen Raum“ schaffen, hofft Liebrich.

Der Rückbau von Gebäuden sei oftmals strittig. Die Stadtplanung müsse aber auf neue Entwicklungen reagieren. Die zunehmende Erderwärmung bedeute, dass es mehr Freiflächen und Schatten in der Innenstadt geben müsse. „Nicht nur Verdichtung auch Entsiegelung ist wichtig.“

Der große Platz hinter dem Rathaus könne wegen der Märkte und zahlreicher Versorgungsleitungen im Untergrund nicht einfach umgebaut werden. Er soll deshalb weitere „mobile Bäume“ bekommen, kündigt Liebrich an.

Das dritte Sanierungsgebiet „Bühlepark“ mit dem ehemaligen Krankenhaus, dem Personalwohnheim und Pfaff und Schlauder beschäftige die Stadtplaner sehr. Das Programm läuft noch bis 2028. Erstmals habe die Stadt einen Sanierungsträger mit ins Boot geholt.

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Das Sanierungsgebiet „Bühlepark. Foto: him

Ziele seien, ein attraktives Wohnumfeld zu schaffen, Leerstände zu beseitigen und Verkehrswege zu verbessern. „Der Gemeinderat hat dann letztes Jahr Sammelunterkünfte dort ausgeschlossen.“

Beim Krankenhaus „fast wieder bei null“

Zum Thema Krankenhaus sprach Eisenlohr selbst. Sie erinnerte an den Investoren-Wettbewerb im vergangenen Jahr, der „sehr professionell“ aufgezogen worden sei.

Die Jury aus Fachleuten und Kommunalpolitikerinnen und -politikern habe einen eindeutigen Sieger ermittelt, der den hinteren Bettentrakt zu Sozialwohnungen und den vorderen in ein Hotel mit 60 Betten umbauen wollte. Der OP-Trakt sollte abgerissen werden.

Außerdem wollte der Wettbewerbssieger „Häuser mit kleineren Eigentumswohnungen ums Krankenhaus“ platzieren, so Eisenlohr.

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Die möglichen Entwicklungen beim Krankenhaus. Foto: him

„Leider ist uns der Investor von der Stange gegangen“, bedauert Eisenlohr. Gründe seien die gestiegenen Baukosten und Zinsen. Bei den neuen Preisen hätte der Investor keine Käufer für die Eigentumswohnungen gefunden. „Nun sind wir wieder fast bei null“, bekannte sie und bat „willige Menschen“, sich doch als Investoren zu melden.

Wohnmobilstellplatz kommt

Zum Thema Tourismus berichtete Fachbereichsleiter Liebrich, dass die Pläne für einen Wohnmobilstellplatz auf dem H.A.U.-Gelände inzwischen „zehn Schritte vorangekommen“ seien. Demnächst werde der Rat entscheiden.

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Demnächst kommt der Wohnmobilstellplatz an der H.A.U. Foto: him

Trauerspiel Gymnasium

Deutlich schlechter sieht es weiterhin bei der Sanierung des Gymnasiums aus, bekannte Liebrich. Das sei eine Maßnahme, die schon sehr lange und „nicht ganz zufriedenstellend“ laufe, untertrieb er.

Wie bisher könne es nicht weitergehen, das sei man Schülern, Eltern und Lehrerschaft schuldig. Ein konkreter Zeit- und Maßnahmenplan soll Transparenz schaffen. Bisher sei man immer punktuell vorgegangen. Die Pläne seien auch wichtig, um Fördermittel erhalten zu können.

Auch Liebrich erinnerte an die Pläne für die Landesgartenschau mit Verbesserungen entlang der Schiltach, um diese erlebbarer zu machen. Wann und wie dies umgesetzt werde, ließ Liebrich offen: „Es geht um Perspektiven. Stadtplanung muss auf aktuelle Entwicklungen reagieren.“

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So könnte die triste Parkfläche beim Tunnelausgang einmal aussehen. Foto: him

Als positive Entwicklungen erwähnte er die Pläne für die Planie mit attraktiven Wohnungen und den „Erich-Hauser-Platz“ am Stadteingang. Sein Fazit: „Wir haben viele Konzepte, jetzt geht es an die Umsetzung.“

Mobilitätskonzept kommt bald

Zur Mobilität berichtete er von der großen Befragung im vergangenen Jahr. Die Daten benötige die Verwaltung für ein Mobilitätskonzept, „um die Verkehrsströme herauszufinden“.

Ziel sei, die unterschiedlichen Verkehrsmittel Auto, Bus, Rad und Fußverkehr besser miteinander zu verknüpfen. Die Verwaltung werde den Rat demnächst unterrichten.

Schulcampus  und Schulmensen

Beim Schulcampus erinnerte Liebrich an den Architektenwettbewerb mit zwei Teilen: dem Realisierungs- und dem Ideenteil. Realisiert werde gegenwärtig der Neubau des Don-Bosco-Kindergartens.

Bei den bestehenden Schulgebäuden der Peter-Meyer-Schule und der Erhard-Junghans-Schule müsse die Stadt gegenüber dem Regierungspräsidium nachweisen, dass die bisherigen Räume „nicht mehr für den schulischen Betrieb geeignet sind“. Ansonsten gebe es keine Zuschüsse für den geplanten Neubau für beide Schulen.bürgerdialog bärensaal don bosco dk 170424 (54)

Zum Thema Schulen betonte Eisenlohr, in der Talstadt seien alle schulischen Abschlüsse möglich. Die Stadt investiere am meisten in Schulen und Kitas „Die ab 2026 geltende Ganztagsbetreuung an Grundschulen wird eine Herausforderung.“

Da dabei ein warmes Mittagessen geboten werde, sei das Thema Mensen für die Berneckschule und die Grund- und Werkrealschule Sulgen wichtig.

Die Berneckschule bleibt wohl am alten Standort

Später in der Diskussion kündigte Eisenlohr an, die Stadtverwaltung werde dem Gemeinderat vorschlagen, die Berneckschule am bisherigen Standort zu lassen und nicht irgendwann auf dem Schulcampus anzusiedeln.

Der Grund: Es gibt bis zu 70 Prozent Zuschüsse für Bauprojekte an bestehenden Grundschulen für die Ganztagsbetreuung. (Wir werden noch berichten.)

Der Don Bosco-Neubau werde vier Kindergarten und eine Krippengruppe aufnehmen. Außerdem soll es Räume für die „präventive Familienförderung“ geben. „Hoffentlich in diesem Jahr“, werde der Kindergarten fertig, so Eisenlohr am Ende des ersten Teils der Bürgerinformation.

Viele Themen in der Aussprache

Weitere Themen waren die Wirtschaftsförderung, Müll und Vandalismus. In der Fragerunde kamen eine Reihe zusätzlicher Themen wie Windkraft und Stadtentwicklung in Sulgen, die medizinische Versorgung und die Bürgerbeteiligung zur Sprache. Wir werden noch berichten.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.