Sie bleiben ein Dauerärgernis: Hundebesitzer, die sich nicht an die Regeln halten wollen. Die Strecke zwischen Gymnasium, Kindergarten Seilerwegle und dem Bernecksportplatz ist eine beliebte Hunde-Gassi-Gehstrecke.
Das wäre ja kein Problem, würden alle Hundebesitzer ihre Tiere an der Leine führen und die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner, wie es sich gehört – und vorgeschrieben ist – beseitigen. Stattdessen, so berichtet es die Leiterin der Kita Seilerwegle, Marion Engelking, gebe es schon seit Jahren Hundehalter, die ihre Hunde den Benno-Weg hinauf scheuchten, „während ihre Besitzer vor dem Gartentor des Kindergartens warten“. Erst wenn die Tiere irgendwo im Wald ihr Geschäft erledigt hätten, nähmen die Besitzer ihre Hunde wieder zu sich. „So lange sind die Hunde freilaufend, ohne Herrchen oder Frauchen, im Wald unterwegs.“
Freilaufende Hunde: Gefahr für Kinder
Der Kindergarten Seilerwegle nutzt den Wald regelmäßig für kleine Ausflüge oder für die Waldwoche: „Im Wald bauten die Kinder nicht nur Hütten und Klettersteige, sondern schnitzten sich auch eigene Joghurt-Löffel“, berichtet Engelking. Die Waldtage wären für die Kinder „eine unbeschwerte Naturerfahrung“ gewesen, wäre da nicht das Hundeproblem.
Dass die freilaufenden Hunde für die im Wald spielenden Kindergartenkinder eine echte Gefahr darstellen, wollten manche Hundebesitzer nicht wahr haben, klagt Engelking. „Kinder reagieren impulsiv und können eine ungewollte Risikosituation bei der Begegnung mit einem Hund hervorrufen.“ Karl Pröbstle, bei der Stadt zuständig für Grünanlagen, betont, dass es ausdrücklich verboten ist, im Wald Hunde unbeaufsichtigt frei laufen zu lassen.
Claudio di Simio, Vorsitzender des Schramberger Tierschutzvereins appelliert an die Hundebesitzer und wünscht sich „gegenseitige Rücksichtnahme“. Einerseits sei es wichtig, dass Hunde Auslauf bekommen, aber an Orten, wo Kinder spielen, sollten die Hunde an die Leine genommen werden. Wer seinen Hund frei laufen lässt, muss sicher sein, dass er „in seinem Einflussbereich bleibt“ und tatsächlich auf Zuruf sofort zurückkommt.
Immer wieder haben die Kindergartenkinder Bilder und Plakate gemalt, um die Hundebesitzer auf das Problem aufmerksam zu machen, so Engelking. „Auch persönliche Ansprachen an Hundebesitzer blieben bisher leider ohne Resonanz.“ Als Antwort erhalte man meist, „dass Hundebesitzer ja Hundesteuer zahlen würden“.
Dazu stellt Pröbstle klar, die Hundesteuer sei eine Luxussteuer, die dazu diene, die Zahl der Hunde zu begrenzen. „Sie wird nicht dazu verwendet, irgendwelche Hinterlassenschaften der Hunde zu beseitigen.“ Die Tabaksteuer finanziert bekanntlich auch nicht die Krebsbehandlung der Raucher, sondern fließt in den allgemeinen Staatshaushalt. „Die immer wieder der Stadtverwaltung zugeschriebene Aussage, die Hundebesitzer sollten doch in der Rochus-Merz-Straße ihre Hunde Gassi führen, ist Unsinn“, versichert Pröbstle. „Das hat bei uns noch nie jemand gesagt.“
70.000 Tüten – jedes Jahr
Die Stadt stelle Tütenspender ausschließlich beim Übergang in die freie Landschaft auf, erläutert Pröbstle. Zum Entsorgen innerhalb von Wohngebieten dienten die öffentlichen Mülleimer, die der Bauhof regelmäßig leert. Die Stadt besorge pro Jahr 70.000 Tüten. Bei etwa 800 Hundebesitzern sollte das genügen.
Die Erfahrung mit Tütenspendern im Stadtgebiet, etwa bei den Doldwiesen auf dem Sulgen, habe gezeigt, „dass weit mehr als die Hälfte der Tüten irgendwo ungenutzt in der Landschaft liegt“. Die Vermüllung der öffentlichen Anlagen finde auch mit Tütenspendern und Mülleimern statt, so die unerfreuliche Erfahrung von Karl Pröbstle. Manche Hundebesitzer würden auch die vollen Tüten einfach in die Landschaft werfen – auch das beobachtet Kita-Leiterin Engelking immer wieder.
Tierhalterführerschein?
Claudio di Simio findet es „generell ärgerlich, dass es Tierhalter gibt, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, ihrer Verantwortung gegenüber ihren Tieren wie gegenüber ihrer Umwelt“. Ihm schwebt eine Eignungsprüfung vor, die jemand ablegen muss, bevor er ein Tier halten darf. „Viele Probleme, auch mit aggressiven Hunden, ließen sich so verhindern“, ist di Simio überzeugt. Doch ob ein solcher „Tierhalterführerschein“ je kommt? Entsprechende Vorstöße auf Bundesebene sind bisher alle gescheitert.
Info:
Die Beutel geben die Rathäuser in Zehner-Päckle an die Hundebesitzer gratis aus, so Monika Pixa von der Bürger- und Tourist-Info. Man kann solche Plastiktüten aber auch einfach in den Drogerie- und Supermärkten kaufen.