Trumpf Laser: Beschäftigung gesichert trotz Krise

Arbeitsplätze bleiben dank Tarifvertrag

Bei Schrambergs größtem Arbeitgeber Trumpf-Laser an der Aichhalder Straße in Sulgen gab es viele Jahre nur eine Richtung: Aufwärts, beim Umsatz und den Mitarbeiterzahlen. Doch seit gut einem Jahr ist auch bei Trumpf-Laser die weltweite Wirtschaftsflaute angekommen.

Schramberg. Sogar das Wort Kurzarbeit ist schon gefallen – auch wenn das bisher kein Thema ist, wie der Geschäftsführer in Schramberg Björn Dymke im Interview mit der NRWZ betont.

NRWZ: Herr Dymke, Im Oktober hatten Sie schon die nicht einfache Lage beschrieben. Hat sie sich inzwischen gebessert oder verschlechtert?

Björn Dymke: Die Gründe für die Konjunkturkrise haben sich seit Oktober nicht verändert.

Worauf führen Sie das zurück?

Eine so lange anhaltende, globale wirtschaftliche Schwächephase gab es Jahrzehnte nicht mehr.

Wie reagiert Ihr Unternehmen auf diese Entwicklung?

Wir nutzen die Instrumente, die uns der Tarifvertrag zur Verfügung stellt – dazu zählen die Arbeitszeitkonten oder jetzt auch neu der Tarifvertrag Beschäftigungssicherung. Auch den strikten Sparkurs bei den Sachkosten, der bereits seit mehr als einem Jahr gilt, behalten wir bei.

Wo sparen Sie besonders?

Das betrifft unter anderem den restriktiven Umgang mit Dienstreisen, externen Beratern oder Neuanschaffungen von Möbeln und Geräten.

Nach unseren Informationen sind die bisherigen Möglichkeiten wie Überstundenabbau ausgeschöpft. Gibt es Kurzarbeit oder neue Vereinbarungen?

Wie gesagt, wir nutzen die Instrumente, die uns der Tarifvertrag zur Verfügung stellt – in diesem Fall den Tarifvertrag Beschäftigungssicherung.

Die schwache Weltwirtschaft macht auch Trumpf-Laser zu schaffen. Archiv-Foto: him

Was steht da drin?

Dieser wurde bereits vor längerer Zeit von den Tarifparteien der Metallbranche entwickelt, um wirtschaftlich schwierigen Lagen zu begegnen. Das Ziel ist es, Arbeitsplätze zu sichern und die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit von Unternehmen zu erhalten.

Was bedeutet das konkret?

Der Tarifvertrag beinhaltet, dass die Arbeitszeit um zehn Prozent gesenkt und gleichzeitig das Bruttogehalt um zehn Prozent gekürzt werden. Im Gegenzug erhalten die Mitarbeitenden eine Beschäftigungssicherung. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von einem Jahr. Bei Trumpf Laser in Schramberg trat diese am 1. Februar 2025 in Kraft.

Zehn Prozent weniger Lohn kann ganz schön happig sein.

Trumpf macht bei der Umsetzung jedoch einen Unterschied: Bevor das Bruttogehalt gekürzt wird, werden die Stunden aus Arbeitszeitkonten bis zu einem Stand von minus100 genutzt, das heißt Trumpf geht hier in Vorleistung. Mitarbeitende können zudem persönliche Zeitkonten einbringen. Der Vorteil für viele Mitarbeitenden: Der Zeitpunkt, ab dem ihr Bruttogehalt gekürzt wird, kann hinausgezögert werden oder kommt im besten Fall gar nicht zum Tragen. Für Kurzarbeit hätte Trumpf tiefere Einschnitte machen müssen.

Wie hat sich die Mitarbeiterzahl in Schramberg seit Oktober – da waren es 1570 – entwickelt?

Die Mitarbeiterzahl hat sich bisher nur marginal nach unten verändert. Wir sprechen hier von weniger als einem Prozent. Dass diese Zahl nicht größer ist, ist auf den Einsatz unserer flexiblen Instrumente zum Kapazitätsabbau und dem Tarifvertrag Beschäftigungssicherung zurückzuführen. 

Wollen Sie weiter Stellen abbauen?

Im Augenblick prüfen wir die Nachbesetzung von Stellen, die durch Fluktuation frei werden, genau und besetzen nur Schlüsselpositionen nach.

Auch nachts eindrucksvoll: Die Firmenzentrale in Sulgen. Archiv-Foto: him

Sie sprachen von verschärftem Wettbewerb insbesondere aus China. Wie hat sich das entwickelt und wie reagieren Sie?

Der Wettbewerb aus China ist nach wie vor stark. Wir reagieren darauf mit neuen, innovativen Laserlösungen, mit denen wir uns im Markt differenzieren können.

Ein großes Thema für die deutschen Maschinenbauer ist die Zollpolitik der USA. Ist Trumpf Laser davon direkt oder indirekt betroffen?

Bisher können wir das noch nicht bewerten, weil noch nicht klar ist, welche Zollbestimmungen in welcher Form in Kraft treten.

Erwägen Sie Produktion in die USA zu verlagern?

Trumpf verfolgt schon immer das Produktionsprinzip „local for local“ und hat bereits seit Jahrzehnten eine starke Produktion in den USA, vor allem im Bereich der Werkzeugmaschinen.

Welche Folgen hätte dies für den Standort Schramberg?

Für den Standort Schramberg und damit die Produktion der Laser gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine Überlegungen für Verlagerungen in die USA.

Gerade hat der Bundestag ein 400-Milliarden-Paket für die Rüstung verabschiedet. Automobilhersteller wollen in die Rüstungsproduktion einsteigen. Wie weit sind Überlegungen bei Trumpf, noch doch auch in die Wehrtechnik einzusteigen?

Für unser Haus bleibt es bei dem bereits vor Monaten Kommunizierten, dass sich Gesellschafter, zu denen auch die dritte Generation der Unternehmerfamilie gehört, und Vorstand derzeit intensiv mit einer verteidigungspolitischen Verantwortung von Trumpf vor dem Hintergrund der veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Für uns war und ist maßgeblich, dass Trumpf Produkte nicht als Waffe gegen Menschen eingesetzt werden.

Die Fragen stellte NRWZ-Redakteur Martin Himmelheber




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.



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