„Tourismus geht uns alle an“
Schramberger "Unternehmensveschper" beschäftigte sich mit Tourismuskonzept

Etliche Schramberger Unternehmerinnen und Unternehmer, Handwerkerinnen und Handwerker hat Oberbürgermeisterin Dorothee zum Unternehmensveschper in der Szene 64 begrüßt. Am Mittwochabend stand der Tourismus im Mittelpunkt.
Schramberg. Nach einem kurzen „Werbeblock“ zu Pop-up-Stores und Terminen informierte Eisenlohr, dass es beim Industriepark Schießacker weitergehe. Allerdings stehe der Grunderwerb noch aus.
Wirtschaftsförderer Rolf Heinzelmann kündigte eine Veranstaltung zur Anwerbung indonesischer Auszubildender für Ende April an. Er stellte die Mitarbeiterinnen der Abteilung Tourismus vor, die seit einiger Zeit bekanntlich unter dem Dach der Wirtschaftsförderung arbeiten.

Mit einer Toncollage erinnerte Felix Greiner, Projektkoordinator der Dachmarke „Make it in Schramberg“, an zwei Sendetage auf einem Lokalradiosender, bei dem sich Schramberger Unternehmen präsentieren konnten. Ein Besuch bei SAP in Waldorf sei „spannend und interessant“ gewesen.
Vom Fremdenverkehr zum Tourismus
Tobias Klöpf war der Referent des Abends. Er stellte die Tourismuskonzeption für Schramberg vor. Man sei längst weggekommen vom „Fremdenverkehr“. Die These des Tourismusfachmanns: „Tourismus geht uns alle an.“ Neben den klassischen Tourismusbetrieben wie Hotels, Freizeitparks oder Museen habe auch die einheimische Bevölkerung sehr viel von touristischen Angeboten. Davon profitiere aber auch der einheimische „normale“ Handel.
Der Tourismus sei eigentlich ein „gesättigter Markt“, so Klöpf. „Der Kuchen wird nicht größer.“ Ein weiterer Trend sei die zunehmende Digitalisierung und der Einsatz von „Künstlicher Intelligenz“. So würden Hotelpreise nicht mehr wie früher lange voraus festgelegt, sondern hingen vom Ort der Anfrage ab. „Wenn Sie aus München mit einem I-iPhone buchen, zahlen Sie schon mal 20 Prozent mehr als wenn Sie auf einem Huawei aus Leipzig anrufen“, erklärte Klöpf dem staunenden Publikum.
Für Schramberg habe seine Beratungsfirma empfohlen, sich auf Familien zu konzentrieren. Das gebe es im weiten Umkreis nicht. Angebote wie Ferien auf dem Bauernhof seien hier bereits gut vertreten. Auch sollte das Thema Zeit stark im Vordergrund stehen.

13 Schlüsselprojekte
Beim Tourismuskonzept habe man eine klare Umsetzungsstrategie erarbeitet und 13 Schlüsselprojekte festgelegt, die in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden sollen. „Es muss für das Team auch leistbar sein.“
In der Diskussion fragte Peter Renz, ob die klassischen Stadtführung ausgedient habe. Klöpf antwortete, sie müssten anders gestaltet sein, familienfreundlich, also kürzer, interaktiv, spielerischer. Es gebe auch Möglichkeiten, individuell über QR-Codes Führungen anzubieten oder per Time Ride Zeitreisen zu unternehmen.
„Was ist aus Schramberg geworden?“
Ein anderer Besucher beklagte: „Was ist aus Schramberg geworden?“ Alles sei „kaputt gemacht“, man könne nirgends essen gehen, nirgends übernachten. Das Parkhotel sei zu, es geschehe nichts. „Wer einen guten Job hat, geht doch nicht nach Schramberg in Urlaub“, wetterte er im üblichen Schramberger Jammersound.
Er erntete aber deutlichen Widerspruch. Es bringe nichts, immer nur Defizite aufzuzählen, befand Renz. Peter Armbruster, der Ferienwohnungen und einen Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof betreibt, berichtete von begeisterten Gästen und deren Einträgen in seinem Gästebuch. Jasper Schadendorf, Leiter des Feriendorfs in Sulgen, erwähnte Gäste, die seit Jahren und Jahrzehnten immer wieder kämen und die Museen besuchten. „Schade, dass Sie es so negativ sehen“, wandte er sich an den Fragesteller.
Am Schluss seines Vortrags zeigte Klöpf einige Beispiele, wie man die Verbindung von Einheimischen und Gästen schaffen könnte. In Karlsruhe seien die Tourist-Info, die Bürgerinfo und die Infostelle der Stadtwerke im „Schaufenster Karlsruhe“ zusammengefasst. Bei der Finanzierung von Tourismusprojekten gebe es sehr viele Zuschussmöglichkeiten. Man könne aber auch mit Partnern zusammenarbeiten, wie das der Europapark konsequent zeige.

Hotelbetten rar
In der abschließenden Diskussion gab OBin Eisenlohr zu, dass es bei den Übernachtungsmöglichkeiten in Schramberg „hilfreich“ wäre, wenn es mehr Hotelbetten gäbe. Gerade in der Talstadt sei wegen der historischen Bausubstanz ein barrierefreier Zugang nicht möglich. In Sulgen habe man mit dem Business-Hotel und dem Hotel „Drei König“ aber durchaus Möglichkeiten.
Sie erinnerte an das Projekt, ein „Bed and Breakfast“-Haus in der ehemaligen Pappedeckel-Maier-Fabrik einzurichten. Beim Krankenhausareal laufe der Investorenwettbewerb noch. “Wir haben uns neben Wohnungen auch ein Hotel gewünscht“, so Eisenlohr. Sie dankte Klöpf für seinen „gehaltvollen Vortrag“, versprach, die Mitarbeiterinnen seien an der Umsetzung der Ideen „mit voller Womenpower“ dran, und lud zum „Veschper“ und Gesprächen ein.