Männer und Frauen in blauen Overalls, die Sandsäcke füllen, Gabenstapler fahren, Pumpen bedienen. Wer derzeit die Nachrichten im Fernsehen einschaltet, sieht sie auf allen Kanälen. In den Hochwassergebieten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sind sie im Einsatz: Die Freiwilligen des Technischen Hilfswerks THW. Sie schützen Deiche, bringen Hilfsgüter an die Einsatzstelle und pumpen vollgelaufene Keller aus.
Schramberg. „Wir sind in Einsatzbereitschaft“, erklärt der neue Ortsbeauftragte des THW in Schramberg Volker Benz, „wir haben schon eine Anfrage bekommen, ob wir im Hochwassergebiet helfen könnten.“ Das Schramberger THW könnte mit seiner Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen helfen, so der stellvertretende Ortsbeauftragte Walter Gentner.
Je nach Fachkompetenz würden die einzelnen Ortsverbände angefragt. Die Schramberger verfügen über etliche Pumpen, eine ist besonders stark: „Sie schafft 5000 Liter pro Minute“, weiß Benz. Noch seien eher die THWler vor Ort im Norden im Einsatz. „Aber die brauchen auch mal eine Pause, da könnten dann von uns Leuten gebraucht werden.“ Da die THW-Kräfte bundesweit mit demselben Gerät ausgestattet sind, würden sich die Schramberger auch mit den Pumpen vor Ort auskennen und müssten kein eigenes Gerät mitnehmen.
Teil der Blaulichtfamilie
Neben Polizei, Rotem Kreuz und Feuerwehr gehört das THW zur „Blaulichtfamilie“: Es stehe „in Not- und Unglücksfällen der Bevölkerung mit Technik und Know-how in Deutschland und weltweit helfend zur Seite“, heißt es auf der Homepage der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk.
Das THW ist nämlich eine Einrichtung des Bundes mit ehrenamtlichen und hauptamtliche Kräften. Die etwa 87.000 Ehrenamtlichen engagieren sind in den bundesweit 668 Ortsverbänden. Diese wiederum sind in Regionalstellen und Landesverbänden zusammengefasst.
So kam vom Landesverband Nordrhein-Westfalen eine Anfrage wegen Hochwasserunterstützung an den Landesverband Baden-Württemberg, der die Regionalstelle Villingen-Schwenningen fragte und die wiederum bei Schramberg angeklopft hat. „Ist eure Wasserschaden/Pumpe-Gruppe einsatzbereit? Wie viele Leute könnt Ihr stellen?“
Einsätze dauern länger
Da sich beim THW anders als bei der Feuerwehr Einsätze meist nicht über Stunden, sondern Tagen oder gar Wochen ausdehnen, müssen solche Einsätze gründlich vorbereitet werden. „Die Chefs der Arbeitnehmer müssen mitmachen“, erläutert Gentner.
Jetzt zu Jahresbeginn, wenn noch nicht alles wieder läuft, sei der ein oder andere Arbeitgeber eher bereit zu sagen: Mach das. Zumal das THW den Lohnausfall der Kollegen übernimmt.
Drei Gruppen
Neben der Wasserschaden/Pumpengruppe verfügt der Ortsverband Schramberg über zwei weitere Fachgruppen: Eine ist für die Notversorgung und Notinstandsetzung ausgebildet, die andere kümmert sich um schwierige Bergungen. In jeder Gruppe sind etwa 15 Helferinnen und Helfer engagiert.
Nach einer sechs-monatigen Grundausbildung können sich die Helferinnen und Helfer „lebenslang weiterbilden“, erzählt Benz. Es gibt unzählige Kurse und Veranstaltungen auf den verschiedenen Ebenen des THW. Vom Gabenstaplerfahren über den Umgang mit der Kettensäge bis zum Kochen und Hantieren mit dem Trennschleifer sei alles dabei. „Für jeden Geschmack gibt es was“, ergänzt Gentner.
Außerdem treffen sich die THWler jeden Mittwochabend im Dienstgebäude im Industriegebiet Lienberg, um „up to date zu bleiben“.
Zusammenarbeit verstärken
Vorgenommen hat sich Volker Benz die Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern der „Blaulichtfamilie“ zu intensivieren.
Mit dem DRK sei man im Kontakt, auch zum neuen hauptamtlichen Stadtbrandmeister Patrick Wöhrle habe man ein gutes Verhältnis. Polizei-Revierleiter Jürgen Lederer wolle man ebenfalls einladen.
Neue Mitglieder erwünscht
Die beiden Ortsbeauftragten werben intensiv um neue Mitglieder. Mit etwa 40 Aktiven sei man zwar einsatzbereit, aber wenn mehrere Leute in einer Fachgruppe ausfallen werde es eng. Für das THW brauche man keine spezielle Vorausbildung. Jede Altersgruppe sei willkommen. Die Ausbildung übernehme das THW. Eine Ausbildungsbeauftragte koordiniert die Ausbildung auch mit den benachbarten Verbänden in Rottweil und Trossingen.
Ab 18 könne man einsteigen, bei der THW-Jugend schon mit zehn Jahren. Was man mitbringen müsse, seien „Teamgeist, Zuverlässigkeit und der Wunsch anderen Menschen in Not zu helfen“, so Benz. Dafür erfahre man Wertschätzung von der Gesellschaft. Und in der Gruppe? „Die Kameradschaft steht bei uns hoch im Kurs.“
Alle gingen freundschaftlich miteinander um. „Es gibt bei uns keine Stinkstiefel“, betonen Benz und Gentner unisono. Aber Gummistiefel. Und die brauchen einige der Schramberger THWler, wenn sie demnächst vielleicht an Aller oder Leine helfen, Dämme zu sichern oder Kelller leer zu pumpen…
Info: Mehr zum OV Schramberg des THW hier