Technisches Gymnasium in Schramberg muss 2023 schließen

Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Nach einem Jahrzehnt müssen die beruflichen Schulen Schramberg ihr Technisches Gymnasium (TG) mit Schwerpunkt Umwelt in zwei Jahren schließen. Schulleiter Axel Rombach hat dieser Tage die „schlechte Nachricht“ aus dem Regierungspräsidium erhalten. Die Entscheidung allerdings habe sich schon länger abgezeichnet, weil das TG in den beiden vergangenen Schuljahren mit  12 und 14 Schülerinnen und Schülern die Mindestzahl von 16 nicht erreicht habe.

„Für den Schulstandort Schramberg ist das schade“, so Rombach. Zumal so viele High-Tech-Firmen hier arbeiteten. Laut regionalem Schulentwicklungsplan habe das Regierungspräsidium korrekt gehandelt, betont Rombach. Der für das TG zuständige Abteilungsleiter Bernhard Broghammer versichert im Gespräch mit der NRWZ, dass die derzeitigen Schülerinnen und Schüler selbstverständlich ihren Abschluss am TG wie geplant machen können. „Wir nehmen nur für das nächste Schuljahr keine Anmeldungen mehr an.“

Umwelttechnik zieht hier nicht

Begonnen hatte das TG vor zehn Jahren auf dem Sulgen mit dem Schwerpunkt Mechatronik, ein Jahr später folgte die Umwelttechnik. Nachdem die Schülerzahlen bei der Mechatronik immer schwächer wurden, habe man diesen Zweig aufgegeben und sich auf die Umwelttechnik beschränkt. Die Schule habe intensiv Öffentlichkeitsarbeit für diesen Bereich gemacht. Auch direkt an den Schulen im Umland habe man geworben, so Broghammer.

Abteilungsleiter Bernhard Broghammer beim per Videokonferenz geführten Gespräch. Fotos: him

Technische Gymnasien hätten allgemein Schwierigkeiten, hat er festgestellt. Auch in Rottweil kämpfe man. Besonders erstaunt Broghammer, dass der zukunftsträchtige Umwelt-Schwerpunkt bei jungen Menschen im Regierungsbezirk Freiburg auf so wenig Resonanz stößt. Nur noch an einer Schule in Freiburg könnten Jugendliche diesen Schwerpunkt belegen. „Im Raum Stuttgart dagegen läuft es sehr gut“, so Broghammer.

Er hatte gehofft, dass die „Fridays for Future“–Bewegung junge Leute motivieren könnte, diese Schule zu besuchen. „Da gibt es viele  engagierte Leute, die die Welt verändern wollen“, hat er beobachtet. Aber konkret selbst lernen, wie man das umsetzt, da zögerten doch viele.

Sozial- und Gesundheitswissenschaftliches Gymnasium läuft gut

Im Gegensatz zum Technischen Gymnasium hat das Sozial- und Gesundheitswissenschaftliche Gymnasium mit Profil Gesundheit in Schramberg keine Sorgen. Dort unterrichte man an die 30 junge Leute in der Eingangs-Klasse, so Schulleiter Rombach. Hier biete sich die Möglichkeit, in neun Jahren zum Abitur zu kommen.

Auch im technischen Bereich bleibe ein attraktives Angebot an den Beruflichen Schulen erhalten, so Broghammer. Am Berufskolleg Technik kann man zwar nicht die allgemeine Hochschulreife, aber die Fachhochschulreife erwerben. „Wir haben in Deutschland viele Bildungswege, die zum Ziel führen.“ Er selbst habe zunächst eine Berufsausbildung gemacht, dann die Fachhochschulreife erworben und studiert.

 

Mechatroniker Ausbildung: keine Chance im Schuljahr 21/22

Die seit vielen Jahren geforderte Mechatroniker-Ausbildung an den beruflichen Schulen in Schramberg wird mit Sicherheit nicht mehr für das Schuljahr 2021/22 kommen. Die Verhandlungen mit den Nachbarkreisen wegen einer möglichen Kompensation sind bisher gescheitert. „Es ist aus zeitlichen Gründen ausgeschlossen, dass es noch klappt“, so der Leiter der beruflichen Schulen in Schramberg Axel Rombach.

Schulleiter Axel Rombach.

Die Nachbarkreise hatten gefordert, dass die Maurer und Betonbauer aus Rottweil, und die Friseurinnen und Friseure aus Schramberg in eine Berufsschule in einem Nachbarkreis wechseln müssen. Nur dann würde man eine Mechatroniker-Berufsschulklasse in Schramberg akzeptieren. Der Kreistag in Rottweil hatte den Deal aber abgelehnt. Der Landkreis und das Regierungspräsidium hätten weiterhin großes Interesse daran, die Mechatronikerklasse nach Schramberg zu holen, so Rombach. „Aber derzeit liegt kein Angebot auf dem Tisch.“

image_pdfPDF öffnenimage_printArtikel ausdrucken
Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.