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    Symbolträchtig: Die Junghans-Villen in Schramberg

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    Beim vorerst letzten Stammtisch in der Villa Junghans war auch Thomas Poller anwesend. Er ist Nachfahre der Familie Junghans und Historiker. Im Zusammenhang mit der Sanierung von Gut Berneck beteiligt er sich an einem Buch über die Entstehungsgeschichte dieser um 1910 erbauten Villa von Arthur Junghans. Poller berichtete aus seiner Forschungsarbeit, die er neben seinem Hauptberuf als Manager in einem großen IT-Konzerns leistet.

    Erst vor kurzem habe er eine Hauschronik für die Villa Junghans erhalten. Diese hat Arthur für seinen älteren Bruder Erhard geschrieben zum Einzug in seine Villa 1886 geschrieben. Dass es diese Chronik gibt, sei seit 1968 bekannt. Da sie aber in Kurrent, einer bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts üblichen Handschrift, verfasst war, blieb ihr Inhalt lange unbekannt.

    Thomas Poller bei seinem Vortrag in der Villa Junghans am 15. November. Foto: him

    Bedeutende Familie

    Die Chronik habe Arthur altertümlich gestaltet, auch um dadurch die Bedeutung der Familiengeschichte zu betonen, erläutert Poller. Der Bau der beiden Villen habe auch dazu gedient, sich gegenüber den anderen Uhrenfabrikanten zu präsentieren, so die Ansicht des Kunsthistorikers Friedemann Maurer.

    Villa Junghans im Bau.

    Dass die beiden Villen am Berg und nicht unten im Tal erbaut wurden, habe wohl mit der Bekanntschaft Erhard Junghans‘ mit Karl von Leibbrand zu tun. Der Architekt und königliche Regierungsbeamte habe den Platz für die Villa Junghans gefunden, glaubt Poller. Er hat als Beleg eine Lithografie Leibbrands, die genau die Perspektive auf die Stadt zeigt, die man von der Villa Junghans aus hat.

    Die Lithografie mit der Stadtansicht. Links unten: ‚Aufgenommen durch Leibbrand 1872‘
    Druck 13,5 x 21,6 cm Foto: Poller

    Architekt und Ehrenbürger

    Leibbrand erhielt von Erhard Junghans II den Auftrag, Baumeister für seine Villa zu sein. Am 7. April 1885 war der erste Spatenstich und schon anderthalb Jahre später, am 4. November 1886 zog die Familie in die Villa ein. Der private Auftrag war „sicher eine gute Möglichkeit, sich als Architekt zu beweisen und auch sicher nicht schlecht dafür bezahlt zu werden“, so Poller. „Für die Familie Junghans war ein solches Villen-Projekt vollkommenes Neuland.“

    Schrambergs erster Ehrenbürger Karl von Leibbrand. Sein Porträt hängt im großen Sitzungssaal des Rathauses. Foto: him

    Das Renommee von Karl von Leibbrand habe bestimmt geholfen, Zweifel an der Errichtung einer solchen Villa zu begrenzen.

    Leibbrand erreichte auch, dass 1887 ein Staatsvertrag zum Bau der Eisenbahnstrecke vom badischen Schiltach ins württembergische Schramberg geschlossen wurde. Die Stadt Schramberg ehrte 1887 Leibbrand, der auch die Berneckschule entworfen hatte, mit der Ernennung zum ersten Ehrenbürger der Stadt.

    Gut Berneck. Archiv: Kohlmann

    Beobachtungswarte

    Arthur Junghans schreibt in der Hauschronik für seinen Bruder, die Villa solle zeigen, „was wir durch harte Arbeit erreicht haben“. Aus Pollers Sicht war Arthur Junghans der „treibendere“ der beiden Söhne des Firmengründers.
    Dass es kein leichter Weg für die Familie Junghans war, symbolisierten die gewundenen Wege von der Stadt hinauf, so Poller. Dass beide Gebäude Türme haben, sei nicht zum Protzen gedacht gewesen: „Wir sind oben.“

    Vielmehr habe Arthur Junghans erklärt, sie wollten eine „Beobachtungswarte“ haben, „um Gefahren zu erkennen, die den Arbeitern und Bürgern Schrambergs geschehen können“. Die Türme hätten damit einen großen symbolischen Wert für die Zeit.

    Die Villa Junghans heute. Foto: him

    Bescheidener Eingang

    Als Historiker gelte es, sich in die damalige Zeit hinein zu versetzen. Die beiden Junghans-Villen seien „sehr viel symbolträchtiger als bisher bekannt“. Poller weist auf andere Villen von Industriellen aus der damaligen Zeit hin: Bei der Villa Franck in Murrhardt führt eine imposante Freitreppe hinauf zum Haupteingang.

    Ganz anders bei Gut Berneck: Da gelangt man über verschlungene Wege zum Hauseingang, der im Vergleich zur Größe des Gebäudes eher klein, wie zu einem normalen Wohnhaus, gestaltet ist. Ob das auch mit dem Glauben der Junghans-Familie zusammenhängt? Jedenfalls komme der protestantische Aspekt in der Firmengeschichte bisher zu kurz, findet Poller.

    Gut Berneck von der Stadt aus gesehen. Foto: him

    Nutzung zurückfahren

    Was den Erhalt der Villa Junghans angeht, rät derr Historiker zu Vorsicht. Poller, selbst gelernter Schreiner und Restaurator mit langer Berufserfahrung, findet, man solle „lieber in der Nutzung zurückfahren und das Gebäude versuchen zu erhalten“. Eine Anmerkung, die bei den Gästen des Stammtisches vermutlich nicht wirklich angekommen ist. In diesen Kreisen fordert man weiterhin einen Gastronomiebetrieb wie bisher.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Erst vor kurzem habe er eine Hauschronik für die Villa Junghans erhalten. Diese hat Arthur für seinen älteren Bruder Erhard geschrieben zum Einzug in seine Villa 1886 geschrieben. Dass es diese Chronik gibt, sei seit 1968 bekannt. Da sie aber in Kurrent, einer bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts üblichen Handschrift, verfasst war, blieb ihr Inhalt lange unbekannt.

    Thomas Poller bei seinem Vortrag in der Villa Junghans am 15. November. Foto: him

    Bedeutende Familie

    Die Chronik habe Arthur altertümlich gestaltet, auch um dadurch die Bedeutung der Familiengeschichte zu betonen, erläutert Poller. Der Bau der beiden Villen habe auch dazu gedient, sich gegenüber den anderen Uhrenfabrikanten zu präsentieren, so die Ansicht des Kunsthistorikers Friedemann Maurer.

    Villa Junghans im Bau.

    Dass die beiden Villen am Berg und nicht unten im Tal erbaut wurden, habe wohl mit der Bekanntschaft Erhard Junghans‘ mit Karl von Leibbrand zu tun. Der Architekt und königliche Regierungsbeamte habe den Platz für die Villa Junghans gefunden, glaubt Poller. Er hat als Beleg eine Lithografie Leibbrands, die genau die Perspektive auf die Stadt zeigt, die man von der Villa Junghans aus hat.

    Die Lithografie mit der Stadtansicht. Links unten: ‚Aufgenommen durch Leibbrand 1872‘
    Druck 13,5 x 21,6 cm Foto: Poller

    Architekt und Ehrenbürger

    Leibbrand erhielt von Erhard Junghans II den Auftrag, Baumeister für seine Villa zu sein. Am 7. April 1885 war der erste Spatenstich und schon anderthalb Jahre später, am 4. November 1886 zog die Familie in die Villa ein. Der private Auftrag war „sicher eine gute Möglichkeit, sich als Architekt zu beweisen und auch sicher nicht schlecht dafür bezahlt zu werden“, so Poller. „Für die Familie Junghans war ein solches Villen-Projekt vollkommenes Neuland.“

    Schrambergs erster Ehrenbürger Karl von Leibbrand. Sein Porträt hängt im großen Sitzungssaal des Rathauses. Foto: him

    Das Renommee von Karl von Leibbrand habe bestimmt geholfen, Zweifel an der Errichtung einer solchen Villa zu begrenzen.

    Leibbrand erreichte auch, dass 1887 ein Staatsvertrag zum Bau der Eisenbahnstrecke vom badischen Schiltach ins württembergische Schramberg geschlossen wurde. Die Stadt Schramberg ehrte 1887 Leibbrand, der auch die Berneckschule entworfen hatte, mit der Ernennung zum ersten Ehrenbürger der Stadt.

    Gut Berneck. Archiv: Kohlmann

    Beobachtungswarte

    Arthur Junghans schreibt in der Hauschronik für seinen Bruder, die Villa solle zeigen, „was wir durch harte Arbeit erreicht haben“. Aus Pollers Sicht war Arthur Junghans der „treibendere“ der beiden Söhne des Firmengründers.
    Dass es kein leichter Weg für die Familie Junghans war, symbolisierten die gewundenen Wege von der Stadt hinauf, so Poller. Dass beide Gebäude Türme haben, sei nicht zum Protzen gedacht gewesen: „Wir sind oben.“

    Vielmehr habe Arthur Junghans erklärt, sie wollten eine „Beobachtungswarte“ haben, „um Gefahren zu erkennen, die den Arbeitern und Bürgern Schrambergs geschehen können“. Die Türme hätten damit einen großen symbolischen Wert für die Zeit.

    Die Villa Junghans heute. Foto: him

    Bescheidener Eingang

    Als Historiker gelte es, sich in die damalige Zeit hinein zu versetzen. Die beiden Junghans-Villen seien „sehr viel symbolträchtiger als bisher bekannt“. Poller weist auf andere Villen von Industriellen aus der damaligen Zeit hin: Bei der Villa Franck in Murrhardt führt eine imposante Freitreppe hinauf zum Haupteingang.

    Ganz anders bei Gut Berneck: Da gelangt man über verschlungene Wege zum Hauseingang, der im Vergleich zur Größe des Gebäudes eher klein, wie zu einem normalen Wohnhaus, gestaltet ist. Ob das auch mit dem Glauben der Junghans-Familie zusammenhängt? Jedenfalls komme der protestantische Aspekt in der Firmengeschichte bisher zu kurz, findet Poller.

    Gut Berneck von der Stadt aus gesehen. Foto: him

    Nutzung zurückfahren

    Was den Erhalt der Villa Junghans angeht, rät derr Historiker zu Vorsicht. Poller, selbst gelernter Schreiner und Restaurator mit langer Berufserfahrung, findet, man solle „lieber in der Nutzung zurückfahren und das Gebäude versuchen zu erhalten“. Eine Anmerkung, die bei den Gästen des Stammtisches vermutlich nicht wirklich angekommen ist. In diesen Kreisen fordert man weiterhin einen Gastronomiebetrieb wie bisher.

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