„Entschuldigen Sie die Verspätung“- So wandte sich Landesinnenminister Thomas Strobl an die wartenden Vertreter aus Kommunalpolitik und Rettungsdiensten der „Blaulichtfraktion“. Zwei Unfälle auf der Autobahn hätten ihn und seine Begleiter gezwungen über Land zu fahren. Aus einem gut einstündigen Termin wurde so eine knappe Dreiviertelstunde für die Besichtigung der Zentralen Feuerwehrwerkstatt in Schramberg-Sulgen.
Zentralwerkstatt einmalig
Die Wartezeit hatte Kreisbrandmeister Nicos Laetsch genutzt, um die wichtigsten Dinge dieser Zentralwerkstatt anzusprechen: Drei Hauptamtliche arbeiten hier, die zu 70 Prozent vom Kreis, zu 30 Prozent von der Stadt Schramberg bezahlt werden, wie Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr ergänzt. Angestellt sind sie bei der Stadt. Sie sorgen dafür dass die Atemschutzgeräte nach den Einsätzen wieder funktionieren, die Flaschen gefüllt, die Schläuche gereinigt und die Einsatzkleidungen gewaschen werden.
Die Zahlen sind eindrucksvoll: Etwa 2000 Atemschutzausrüstungen und etwa 3000 Schläuche werden alljährlich hier durchgeschleust. „Wir versorgen im Kreis 231 Gemeinden mit 68 Feuerwehrabteilungen“, so Laetsch. Das sind alle, außer Rottweil, das sich einen eigenen Atemschutzwart leistet. Die zentrale Werkstatt sei „einzigartig im ländlichen Bereich so Laetsch. Finanziert werde sie über die Kreisumlage.
Da der Kreis drei Fahrzeuge vorhalte, sei der Platz mit zwei Stellplätzen bereits wieder zu eng. Man hoffe auf eine Erweiterung auf dem Gelände.
Gerätehaus war Pandemiezentrallager
Während der Hoch-Zeit der Corona-Pandemie hatte die Zentralwerkstatt und das direkt angrenzende Feuerwehrgerätehaus der Abteilung Sulgen noch eine bislang unbekannte Aufgabe zu erfüllen: Es war „der zentrale Anlaufpunkt für die Lieferung von Masken und Infektionsschutzanzügen im Kreis“ verriet Laetsch.
Dort habe man die Lieferungen geprüft und dann an mehr als 75 Einrichtungen wie Pflegedienste, Krankenhäuser und Pflegeheime verteilt. „Da hat es teilweise schon Diebstähle durch findige Leute gegeben“, berichtete Laetsch: „Die hatten die Kartons unten aufgeschlitzt…“ Damit das in Sulgen mit den teuren Materialien nicht passiert, habe, habe man nicht mitgeteilt wo die Sachen gelagert wurden.
Landrat Wolf- Rüdiger Michel lobte überdies, dass das Material auch am Wochenende innerhalb weniger Stunden dort an die richtigen Stellen weiter transportiert worden sei.
Fahrzeuge erneuern
Im Vorgespräch wollte CDU-Stadtrat Clemens Maurer wissen, ob Laetsch die Ausstattung der Feuerwehren beurteile. Beim Durchschnittsalter der Fahrzeuge gäbe es noch einiges zu tun, die Fahrzeuge sollten nicht älter als 25 Jahre sein, es gebe aber durchaus Fahrzeuge, die 30 Jahre im Einsatz seien.
Das sei aber nicht das einzige Thema. In Schramberg-Tal beispielsweise herrschten zum Teil „bedenkliche Zustände“ im Feuerwehrgerätehaus. Stadtbrandmeister Werner Storz sah das ähnlich, die Lage dort habe „hohe Priorität“. Die Corona-Krise habe gezeigt, dass man nicht nur betriebswirtschaftlich denken dürfe, wenn es um die Sicherheit geht. Immerhin etwa 150 Einsätze pro Jahr habe die Schramberger Wehr mit hren fünf Abteilungen. Landrat Michel erinnerte daran, dass das THW im März während der Pandemie innerhalb kürzester Zeit bei der Teststation beim Gesundheitsamt eine kleine Zeltstadt aufgebaut habe.
„Sensationell gut“
Als der Minister eingetroffen war, begrüßten Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Landrat Wolf-Rüdiger Michel die beiden Landtagsabgeordneten Stefan Teufel (CDU) und Daniel Karrais (FDP) zwei Stadträte sowie etliche Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes, des technischen Hilfswerkes, der Polizei und natürlich von der Schramberger Feuerwehr.
Bei einem Schnelldurchgang zeigte Laetsch dem Minister die Errungenschaften der Werkstatt. Anschließend lobte der Minister die Einsatzkräfte der verschiedenen Hilfsorganisationen, die auch während der Coronapandemie viel geleistet hätten. „Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem es funktioniert, wenn es drauf ankommt.“
Dabei hätten die Hilfsorganisationen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene „sensationell gut“ zusammen gearbeitet. Um diese Organisationen zu unterstützen, die nun wegen der Coronapandemie Einnahmeausfälle hätten, weil sie „keine Wurst verkaufen können“, werde das Land mit zehn Millionen Euro ausgeben. „Ich ermuntere Sie, stellen Sie Anträge“, so Strobl.
Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte ein „Riesenskandal“
Scharf ins Gericht ging Strobl mit Krawallmachern, die wie vor zwei Monaten in Stuttgart geschehen nicht nur Politzisten sondern auch Rettungskräfte mit Flaschen und Steinen attackiert hätten.“Das ist ein Riesenskandal“, den man nicht einfach achselzuckend zur Kenntnis nehmen dürfe. Im Innenministerium überlege man, ob man das DRK mit Körperschutz ausstattet. „Oder das DRK fährt da nicht mehr hin.“
Strobl betonte, das Land gebe „ordentlich viel Geld“ für die Ausstattung der Feuerwehren aus. Auch bei der Polizei lobte sich Strobl, weil in diesem Jahr so viele junge Leute in den Polizeidienst eingestellt worden seien wie jemals zuvor. All das zeige: „Wir meinen es ernst mit unsren Worten.“
Brezeln für die Begleiter
Es blieben noch ein paar Minuten für Gespräche mit Minister Strobl, bevor dieser für seine Begleiter und sich noch ein Bündel wegen Corona separat in Tüten verpackte Brezeln schnappte und in seiner Dienstlimousine von Hof Richtung Rottweil davon rollte.