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    Carsten Kohlmann berichtete im Verwaltungsausschuss / Platz- und Personalmangel

    Stadtarchiv wächst und wächst

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    Mit dem „Gedächtnis der Stadtverwaltung“ beschäftigte sich der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am Donnerstagabend. Dazu waren aber weder ein Neurologe noch eine IT-Expertin gefragt, sondern der Stadtarchivar Carsten Kohlmann.

    Schramberg. Kohlmann berichtete über die Arbeit des Stadtarchivs Schramberg, „dem Gedächtnis der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft“, wie er sagte. Das Archiv habe den gesetzlichen Auftrag, archivwürdige Unterlagen aus der Stadtverwaltung aufzubewahren und zugänglich zu machen. Dasselbe gelte für Unterlagen aus Firmen, Parteien und Vereinen oder auch von Privatpersonen. Damit enthalte das Archiv „einen bedeutenden Teil des historisch-kulturelles Erbe“ Schrambergs.

    Zugänge

    Dass das Stadtarchiv Schramberg immer weiter wachse, liege „in der Natur eines Archives“. Kohlmann zeigte ein Foto von einer Lieferung mit Pappkartons voller Akten aus dem Rathaus. Die kamen im Vorfeld des „Tages des offenen Rathauses“ am 12. Oktober. „Die Zugänge aus dem noch lange nicht abgeschlossenen Papierzeitalter sind nach wie vor umfangreich.“

    Vor fast genau 14 Jahren, am 30. November 2010, waren die Regale im Archiv noch leer. Archiv-Foto: him

    Unterdessen gingen dem Archiv auch immer mehr digitale Datenträger von Privatpersonen zu. Beispielsweise der digitale Nachlass des Burgpioniers und Lokalhistorikers Lothar Späth, der dieses Jahr verstorben ist. „Es stellt sich immer mehr die Frage, wie wir mit solchen Daten umgehen, wie wir sie dauerhaft erhalten.“

    Kohlmann regte an, die von Anfang an geplante Ausbaureserve im hinteren Gebäudeteil zu nutzen. Man könne das Archiv so ausbauen, dass man dort nochmals zwei Magazine mit Fahrregalanlagen einrichten kann.

    Mit einer vom Rat bereits genehmigten dritten Stelle für einen Archivar oder eine Archivarin möchte Kohlmann in die elektronische Langzeitarchivierung auch der elektronischen Schriftgutverwaltung der Stadtverwaltung angehen. Demnächst werde das Stadtarchiv aus 18 Jahren Dokumenten-Management-System voraussichtlich neun Millionen Dokumente sowie ebenfalls zahlreiche archivreife Daten aus 163 elektronischen Fachverfahren archivieren müssen. Aber die Stelle bleibt unbesetzt. „Der Arbeitsmarkt ist auch in diesem Beruf leergefegt.“ Auch sei die Stelle seiner Ansicht nach nicht attraktiv genug eingruppiert.

    Benutzung – Kleinstadtperlen

    Mit Blick auf das Interesse am Stadtarchiv hat Kohlmann in seien fast 15 Jahren als Stadtarchivar beobachtet, „dass die Bedeutung des Stadtarchivs nicht ab-, sondern ganz im Gegenteil durch den fortschreitenden Generationenwechsel in unserer Stadtverwaltung erkennbar zunimmt“. Immer häufiger werde das Archiv um Zuarbeit gebeten. Auch nehme das Beantworten von Anfragen aller Art den größten Teil seiner Arbeitszeit ein.

    Auch sei er zu seiner eigenen Überraschung zu einer „App“ geworden: „Kleinstadtperlen Schramberg“, berichtete Kohlmann augenzwinkernd.

    „Stolpersteine“ verzögern sich

    Der Gemeinderat hatte am 28. April 2022 beschlossen, auch in Schramberg sollen „Stolpersteine“ zur Erinnerung an Opfer von NS-Verbrechen verlegt werden. Die ersten Stolpersteine waren eigentlich für diesen Herbst angekündigt. Leider sei man noch nicht ganz so weit. „Die Recherche der Schicksale der seit Jahrzehnten oft völlig vergessenen NS-Opfer ist sehr zeitaufwändig“, so Kohlmann.

    Es gehe dabei um die Lebensgeschichten dieser Menschen, „immer auch mit dem Ziel, wenigstens auch ein Foto dieser Menschen irgendwo auf der Welt noch finden zu können“. Vor kurzem habe er ein Foto von Otto Abt finden können, der am 10. September 1940 in der Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb ermordet wurde, und für den die Stadt einen „Stolperstein“ vor dem Gebäude Kirnbachstraße 32 verlegen will.

    Werkmeister Otto Abt aus Schramberg (Kirnbachstraße 32) geboren am 28. August 1901 in Weilen – ermordet am 10. September 1940 in Grafeneck. Foto: Stadtarchiv

    Er sei zuversichtlich, dass Schramberg die 23 aus der Bürgerschaft gestifteten „Stolpersteine“ im nächsten Jahr verlegen kann.

    Freiwilliges Soziales Jahr Kultur

    Ein großes Anliegen sei dem Archiv, junge Menschen in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung im Rahmendes freiwilligen kulturellen Jahres zu fördern. Das laufe sehr erfreulich und oft auch nachhaltig. Die jungen Kolleginnen und Kollegen würden sich oft auch weiter für die Stadt engagieren.

    Lara Lopez Aichele beispielsweise sei dieses Jahr sei mehrfach öffentlich hervorgetreten. Sie realisierte auch die Ausstellung „Zu Tisch bei Gnata“ im Römerkastellmuseum in Waldmössingen.

    Eröffnung der Ausstellung „Zu Gast bei Gnata“ im Römerkastellmuseum Waldmössingen. Foto: Stadtarchiv

    Zum Schluss schenkte Kohlmann den Ausschussmitgliedern Ausgaben des neuen „Schwarzwälder Hausschatz“ mit Beiträgen der jungen Autoren David Kuhner und Lara Lopez Aichele. Dort findet sich auch ein Beitrag des Praktikanten Jannik Gruber von der Erhard-Junghans-Schule über die Sanierung der Falkensteiner Kapelle.

    Außerdem gab es die neue „Gedenkstätten-Rundschau“ mit einem Beitrag von David Kuhner und Robin Wußler zur Geschichte der Stadtverwaltung Schramberg in der Zeit des Nationalsozialismus.

    Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr lobte die Aktivitäten des Archivs, und der Ausschuss nahm den Bericht wohlwollend zur Kenntnis.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Mit dem „Gedächtnis der Stadtverwaltung“ beschäftigte sich der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am Donnerstagabend. Dazu waren aber weder ein Neurologe noch eine IT-Expertin gefragt, sondern der Stadtarchivar Carsten Kohlmann.

    Schramberg. Kohlmann berichtete über die Arbeit des Stadtarchivs Schramberg, „dem Gedächtnis der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft“, wie er sagte. Das Archiv habe den gesetzlichen Auftrag, archivwürdige Unterlagen aus der Stadtverwaltung aufzubewahren und zugänglich zu machen. Dasselbe gelte für Unterlagen aus Firmen, Parteien und Vereinen oder auch von Privatpersonen. Damit enthalte das Archiv „einen bedeutenden Teil des historisch-kulturelles Erbe“ Schrambergs.

    Zugänge

    Dass das Stadtarchiv Schramberg immer weiter wachse, liege „in der Natur eines Archives“. Kohlmann zeigte ein Foto von einer Lieferung mit Pappkartons voller Akten aus dem Rathaus. Die kamen im Vorfeld des „Tages des offenen Rathauses“ am 12. Oktober. „Die Zugänge aus dem noch lange nicht abgeschlossenen Papierzeitalter sind nach wie vor umfangreich.“

    Vor fast genau 14 Jahren, am 30. November 2010, waren die Regale im Archiv noch leer. Archiv-Foto: him

    Unterdessen gingen dem Archiv auch immer mehr digitale Datenträger von Privatpersonen zu. Beispielsweise der digitale Nachlass des Burgpioniers und Lokalhistorikers Lothar Späth, der dieses Jahr verstorben ist. „Es stellt sich immer mehr die Frage, wie wir mit solchen Daten umgehen, wie wir sie dauerhaft erhalten.“

    Kohlmann regte an, die von Anfang an geplante Ausbaureserve im hinteren Gebäudeteil zu nutzen. Man könne das Archiv so ausbauen, dass man dort nochmals zwei Magazine mit Fahrregalanlagen einrichten kann.

    Mit einer vom Rat bereits genehmigten dritten Stelle für einen Archivar oder eine Archivarin möchte Kohlmann in die elektronische Langzeitarchivierung auch der elektronischen Schriftgutverwaltung der Stadtverwaltung angehen. Demnächst werde das Stadtarchiv aus 18 Jahren Dokumenten-Management-System voraussichtlich neun Millionen Dokumente sowie ebenfalls zahlreiche archivreife Daten aus 163 elektronischen Fachverfahren archivieren müssen. Aber die Stelle bleibt unbesetzt. „Der Arbeitsmarkt ist auch in diesem Beruf leergefegt.“ Auch sei die Stelle seiner Ansicht nach nicht attraktiv genug eingruppiert.

    Benutzung – Kleinstadtperlen

    Mit Blick auf das Interesse am Stadtarchiv hat Kohlmann in seien fast 15 Jahren als Stadtarchivar beobachtet, „dass die Bedeutung des Stadtarchivs nicht ab-, sondern ganz im Gegenteil durch den fortschreitenden Generationenwechsel in unserer Stadtverwaltung erkennbar zunimmt“. Immer häufiger werde das Archiv um Zuarbeit gebeten. Auch nehme das Beantworten von Anfragen aller Art den größten Teil seiner Arbeitszeit ein.

    Auch sei er zu seiner eigenen Überraschung zu einer „App“ geworden: „Kleinstadtperlen Schramberg“, berichtete Kohlmann augenzwinkernd.

    „Stolpersteine“ verzögern sich

    Der Gemeinderat hatte am 28. April 2022 beschlossen, auch in Schramberg sollen „Stolpersteine“ zur Erinnerung an Opfer von NS-Verbrechen verlegt werden. Die ersten Stolpersteine waren eigentlich für diesen Herbst angekündigt. Leider sei man noch nicht ganz so weit. „Die Recherche der Schicksale der seit Jahrzehnten oft völlig vergessenen NS-Opfer ist sehr zeitaufwändig“, so Kohlmann.

    Es gehe dabei um die Lebensgeschichten dieser Menschen, „immer auch mit dem Ziel, wenigstens auch ein Foto dieser Menschen irgendwo auf der Welt noch finden zu können“. Vor kurzem habe er ein Foto von Otto Abt finden können, der am 10. September 1940 in der Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb ermordet wurde, und für den die Stadt einen „Stolperstein“ vor dem Gebäude Kirnbachstraße 32 verlegen will.

    Werkmeister Otto Abt aus Schramberg (Kirnbachstraße 32) geboren am 28. August 1901 in Weilen – ermordet am 10. September 1940 in Grafeneck. Foto: Stadtarchiv

    Er sei zuversichtlich, dass Schramberg die 23 aus der Bürgerschaft gestifteten „Stolpersteine“ im nächsten Jahr verlegen kann.

    Freiwilliges Soziales Jahr Kultur

    Ein großes Anliegen sei dem Archiv, junge Menschen in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung im Rahmendes freiwilligen kulturellen Jahres zu fördern. Das laufe sehr erfreulich und oft auch nachhaltig. Die jungen Kolleginnen und Kollegen würden sich oft auch weiter für die Stadt engagieren.

    Lara Lopez Aichele beispielsweise sei dieses Jahr sei mehrfach öffentlich hervorgetreten. Sie realisierte auch die Ausstellung „Zu Tisch bei Gnata“ im Römerkastellmuseum in Waldmössingen.

    Eröffnung der Ausstellung „Zu Gast bei Gnata“ im Römerkastellmuseum Waldmössingen. Foto: Stadtarchiv

    Zum Schluss schenkte Kohlmann den Ausschussmitgliedern Ausgaben des neuen „Schwarzwälder Hausschatz“ mit Beiträgen der jungen Autoren David Kuhner und Lara Lopez Aichele. Dort findet sich auch ein Beitrag des Praktikanten Jannik Gruber von der Erhard-Junghans-Schule über die Sanierung der Falkensteiner Kapelle.

    Außerdem gab es die neue „Gedenkstätten-Rundschau“ mit einem Beitrag von David Kuhner und Robin Wußler zur Geschichte der Stadtverwaltung Schramberg in der Zeit des Nationalsozialismus.

    Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr lobte die Aktivitäten des Archivs, und der Ausschuss nahm den Bericht wohlwollend zur Kenntnis.

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