Ende Juni hat die Stadt entlang der Schiltachstraße bis zum „Kaufland“ ein Halteverbot erlassen. Die Begründung: „Immer wieder sind Autofahrer bei Gegenverkehr wegen parkender LKWs und Busse auf den niveaugleichen Geh- und Radweg ausgewichen“, so Oberbürgermeister Thomas Herzog im Gemeinderat. Dadurch seien Fußgänger und Radfahrer gefährdet worden und es habe schon etliche Beschwerden gegeben.
Es hätte aber auch Beschwerden von Busfahrern gegeben, weil sie nun keinen Platz mehr für ihre Pausen fänden. Neben den Busfahrern, die für Subunternehmer der Südbaden Bus (SBG) unterwegs sind, sind auch vier LKW-Fahrer betroffen. Sie fahren für auswärtige Speditionen und haben bislang am Wochenende oder am Feierabend ihre Lastzüge in der Schiltachstraße abgestellt. Weil sie im Höfle, der Landenberger und der Tiersteinstraße wohnen, konnten sie zu Fuß nach Hause gehen. Das ist vorbei.
Die Fahrer sehen das Problem in der Schiltachstraße durchaus. Sie sehen aber nicht ein, weshalb ihnen ihre Pausen- und Parkmöglichkeit genommen wird, weil einige wenige Autofahrer sich nicht an die Verkehrsregeln halten.
Sache der Kommune?
Andererseits kann man argumentieren, dass für das Einhalten der Pausen und das Abstellen von Lastzügen nicht die Kommune, sondern die Arbeitgeber verantwortlich sind. Wer einen Lastzug kauft, muss auch dafür sorgen, dass dieser einen Platz zum Parken finden. Wer Busfahrer anstellt, muss wissen, dass diese Pausen einzuhalten haben und dafür einen Abstellplatz brauchen. Man könnte deshalb den LKW-Fahrern durchaus zumuten, dass sie ihre Fahrzeuge im Industriegebiet Lienberg entweder bei einer Spedition oder auf der Straße abstellen. Wie alle anderen Arbeitnehmer müssen die Fahrermit eigenen Mitteln zu ihrem Arbeitsplatz kommen.
Jürgen Kramer, der seit 20 Jahren als Busfahrer in Schramberg und Umgebung unterwegs ist, macht gerade seine Pause. Er hat seinen Linienbus bei der Karl-Diehl-Halle abgestellt. Eigentlich dürfen da nur Reisebusse stehen. “Aber die Stadt duldet uns“, erklärt er, „die Zahl der Reisebusse ist auch überschaubar.“ Auch Kramer findet, das Halteverbot sei zumindest teilweise berechtigt. Aber weiter Richtung Schiltach könnte man etwa 150 Meter frei geben. Auch bei der Karl-Diehl-Halle sieht er Luft: „Wenn man die acht PKW-Parkplätze auch für Busse freigeben würde, wäre uns geholfen.“
Und wie sieht es mit der SBG-Station aus? Sein Unternehmer versuche mit der SBG ins Gespräch zu kommen, berichtet Kramer. In Rottweil dürften die Subunternehmer aufs SBG-Gelände. Da gibt es Pausenraum und Toiletten, auch für die Fahrer der Subunternehmer.
Die SBG muss sich bewegen
Am späten Vormittag stehen vier Busse auf dem Gelände der SBG, zwei Busparkbuchten sind mit Autos belegt. Am Zaun entlang der Bundesstraße ist alles frei, es sieht eigentlich nach viel Platz aus. Doch für SBG-Fahrer Dieter Käser ist das nicht ganz so eindeutig. Die langen Gelenkbusse brauchen Platz zum rangieren. Wenn da ein anderer Bus stünde, würde es knapp. Und weshalb geht es in Rottweil? „Da ist das Gelände vier Mal so groß.“
Käser weist auch darauf hin, dass es früher in Schramberg deutlich mehr Plätze gab, auf denen die Busfahrer halten und ihre Pause machen konnten. Auf dem Schweizer-Parkplatz und bei Alesi sind Plätze weggefallen.
Bei der Stadt versteht man das Problem der Fahrer. Aber: „Der Schutz von Leib und Leben der Fußgänger und Radfahrer hat für uns oberste Priorität“, sagt Oberbürgermeister Herzog. Am liebsten wäre Fachbereichsleiter Berthold Kammerer, die Busunternehmer und die SBG fänden eine Lösung. „Es ist Aufgabe der SBG, ihren Platz zu öffnen“, findet er, „eine Anfrage läuft.“ Die Stadt wolle die Gespräche gerne unterstützen.
„Mit mir hat noch keiner gesprochen“, versichert Markus Jehle, der Leiter der SBG-Niederlassung in Villingen-Schwenningen. Allerdings sei der Platz recht eingeschränkt. Aber wenn man die Pausenzeiten der Fahrer ermittle, könne er sich durchaus vorstellen, dass man Lösungen finde. „Ich bin da völlig offen.“ Aber die Unternehmer müssten auf ihn zukommen.
Eine andere Möglichkeit wäre ein Parkplatz an der Lauterbacher Straße, der der Stadt gehört und der noch recht innenstadtnah liegt. „Dort standen am Freitag schon zwei Busse, und die Fahrer machten ihre Pause“, hat Kammerer beobachtet. Das Gelände direkt beim Busbahnhof, auf dem kürzlich einige Häuser abgebrochen wurden, hält die Verwaltung für weniger geeignet, weil da unter anderem unklar ist, ob der Untergrund die schweren Busse tragen würde.
Für die LKWs versuche die Stadt ebenfalls „eine städtebaulich verträgliche Lösung zu finden“, kündigt Herzog im Gespräch mit der NRWZ an, verweist aber auch dabei auf die eigentliche Verantwortung der Spediteure.