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    Stadt Schramberg und CDU gedenken Ursula Plake zu ihrem 100. Geburtstag

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    Schrambergs Ehrenbürgerin Ursula Plake war am Samstag eine Gedenkfeier an ihrem Grab und im Schloss gewidmet, zu der die Stadt und die CDU eingeladen hatten. Gekommen waren rund 50 Personen, die sich vor allem aus Familienmitgliedern und der CDU zusammensetzten. Aktive Vertreter der Kommunalpolitik waren bis auf Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und den CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Thomas Brantner dünn gesät.

    Die Gedenktafel am Grab von Ursula Plake.

    „Die Große Kreisstadt Schramberg hat bisher 18 Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen, zu denen auch die Kommunalpolitikerin Ursula Plake (1919 – 1999) gehört, die sich durch ihr soziales Engagement für alte, behinderte, kranke und schwache Mitmenschen große Verdienste um ihre Heimatstadt erworben hat. Ihr hohes Ansehen kam in den Namen „Stadtmutter“ zum Ausdruck.“ So heißt es in der Einladungskarte zur Gedenkfeier für Ursula Plake, die von Stadtarchivar Carsten Kohlmann, CDU-Stadtverbandsvorsitzendem Thomas Brantner und der Kreisvorsitzenden der Frauen-Union, Karin Schmeh, unterschrieben ist.

    Die evangelische Pfarrerin Martina Schlagenhauf am Grab.

    Besuch am Ehrengrab

    Eröffnet wurde die Gedenkfeier am Ehrengrab von Ursula Plake auf dem städtischen Friedhof in der Talstadt. Nach kurzen Grußworten, einem Gesangsbeitrag durch das Caprichörle und dem Niederlegen eines Blumengebindes sprach die evangelische Pfarrerin Martina Schlagenhauf ein Gebet.

    Die Frauen-Union legt ein Blumengebinde nieder.

    Nach einem Liedbeitrag durch das Caprichörle begrüßte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr die Gäste im Schloss. Sie erinnerte daran, dass Ursula Plake eine von nur zwei Schramberger Ehrenbürgerinnen ist. Dem Gemeinderat hat Plake laut Eisenlohr von 1974 bis 1994 angehört. Bewusst verzichtete die neue Oberbürgermeisterin auf einen umfassenden Rückblick, stand doch noch der Vortrag von Stadtarchivar Carsten Kohlmann an.

    Kurze Ansprache.

    Ein Vorbild

    Karin Schmeh, Kreisvorsitzende der Frauenunion, verwies darauf, dass es sich bei dem Gedenken an Ursula Plake um einen seltenen Jahrestag handelt. Ihren 80. Geburtstag habe Plake knapp nicht mehr erlebt: „Mancher wünschte, sie würde noch unter uns sein.“ Und weiter: „Stadtmutter, die Mutter der ganzen Stadt, klingt altmodisch und heimelig“ und dennoch sei sie eben dies gewesen. Ihr politisches Wirken habe Plake in den Dienst der sozialen Strukturen gestellt: „Sie ist ein Vorbild für uns Frauen, für uns alle.“

    Das Caprichörle umrahmte die Veranstaltung musikalisch.

    Würdigung durch Erwin Teufel

    CDU-Stadtverbandsvorsitzender Thomas Brantner hatte am 13. Oktober 1999 im Namen des CDU-Stadtverbands bei der Trauerfeier für Ursula Plaken in der evangelischen Kirche den Nachruf gesprochen. Nach einer mehrjährigen Pause ist Brantner in dieses Amt zurückgekehrt und war am Samstag nach seinen Worten „der einzige Redner, der mit Ursula Plake 20 Jahre christdemokratische Politik machen durfte. Mit ihrem großen Engagement hat sie Schramberg ihren Stempel aufgedrückt.“ Ihre Seniorenausfahrten seien eine ihrer Herzensangelegenheiten gewesen. Bei den Skiausfahrten der Fraktion „ließ sie ihre Buben alleine gehen“. Welche Wertschätzung sie über die Stadtgrenzen hinaus genoss, las Brantner auch an einem Brief ab, den der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel an ihn geschrieben hatte. Die gute Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt, zwischen Frauen und Männern, sei Plake immer wichtig gewesen. Sie habe sich um die CDU Schramberg sehr verdient gemacht.

    Vor allem Familienmitglieder und CDU-Vertreter waren ins Foyer des Schlosses gekommen.

    Einzige Ehrenbürgerin neben Helene Junghans

    Das Leben und Werk von Ursula Plake beleuchtete Stadtarchivar Carsten Kohlmann in seinem Vortrag. Auch er erinnerte daran, dass Ursula Plake neben Helene Junghans die einzige Frau ist, die in Schramberg mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet wurde. Die insgesamt 18 Ehrenbürger, deren Fotos im großen Sitzungssaal des Rathauses hängen, bezeichnete er als „zweiter Gemeinderat“. Und weiter: „Die Daten und Fakten zu Ursula Plake wurden zu den Ehrungen, die sie im Lauf der Zeit erhalten hat, mehrfach zusammengestellt. Eine Biographie, die man als solche bezeichnen könnte, wurde über sie bis heute aber nicht geschrieben.“ Laut Kohlmann hat der 100. Geburtstag von Ursula Plake bereits im Vorfeld ein starkes Echo ausgelöst und eine breite Zustimmung gefunden: „Darin zeigt sich, dass Ursula Plake eine große Persönlichkeit und in guter Erinnerung geblieben ist

    1943 nach Schramberg gekommen

    Nach Schramberg gekommen war Ursula Plake am 17. Juni 1943 mit ihrer damals zweijährigen Tochter Karin aus Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Ehemann, der zwölf Jahre ältere Physiker Ewald Plake aus Berlin hatte damals einen neuen Arbeitsplatz bei den Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG in Schramberg gefunden. Geheiratet hatten die beiden am 26. April 1940. Die beengte Fabrikstadt Schramberg erschien Ursula Plake wie Neapel. Am 16. Dezember 1944 kam Tochter Heide zur Welt.

    „Die Besetzung der Stadt Schramberg am 20. April 1945 durch Einheiten der 1. Französischen Armee brachte ein schweres Schicksal über die junge Familie. Dr. Ewald Plake, der weder der NSDAP noch der Wehrmacht angehört hatte, wurde zusammen mit seinem Kollegen und Mitbewohner des Beamtenbaus Albert Irion (1886 – 1971) von den Franzosen willkürlich verschleppt. Seine gesundheitlichen Probleme, an denen er ohnehin bereits litt, verstärkten sich durch die etwa einjährige Kriegsgefangenschaft nochmals, in der er aufgrund der schlechten Ernährung auf etwa 50 Kilogramm Körpergewicht abmagerte“, wie Carsten Kohlmann berichtete.

    Stadtarchivar Carsten Kohlmann bei seinem Vortrag.

    Ewald Plake stirbt bereits im Jahr 1951

    Im Frühjahr 1946 kehrte Ewald Plake zurück. Im Alter von 44 Jahren erkrankte er schwer. Am 26. Juni 1951 starb er im Krankenhaus in Schramberg. Er hinterließ seine damals 31-jährige Frau und seine zehn und sieben Jahre alten Kinder. In dieser harten Zeit erlebte die Familie große Unterstützung durch Generaldirektor Helmut Junghans (1891 – 1964) und viele andere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Um die Anerkennung als Kriegerwitwe kämpfte sie erfolgreich, was die finanzielle Lage der Familie etwas verbesserte. Ursula Plake, die keine Berufsausbildung hatte, entschied sich ganz bewusst, nicht berufstätig zu werden, sondern sich um die Erziehung ihrer Töchter zu kümmern. Kohlmann: „Mit eiserner Sparsamkeit brachte sie die Familie über die Runden.“

    Im Bund deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener übernahm sie in der Ortsgruppe die Aufgabe der Hinterbliebenenbetreuung. Bevor Ursula Plake im Jahr zur CDU kam, war sie nächst Mitglied bei der FDP/DVP. Für die evangelische Ursula Plake war die damals „römisch-katholische“ CDU zu schwarz. Am 24. Oktober 1971 kandidierte sie erstmals für den Kreistag und den Gemeinderat. Bereits im Frühsommer 1971 hatte sie die Frauen-Vereinigung der CDU auf Kreis- und Ortsebene ins Leben gerufen, die seit 1988 Frauen-Union heißt. In den Gemeinderat zog sie im Juli 1974 als Nachrückerin ein. Von da an wurde sie mit immer besseren Stimmergebnissen wiedergewählt. In der Amtszeit von Oberbürgermeister Bernd Reichert ging sie in ihrer Aufgabe als erste ehrenamtliche Stellvertreterin auf. Die anfängliche Harmonie mit OB Reichert trübte sich nach den Worten von Carsten Kohlmann bald ein, da Plake nicht verstehen konnte, dass dessen Frau weiter in Bühl berufstätig blieb und nicht nach Schramberg kommen wollte. Ihr soziales Engagement schlug sich in immer höheren Stimmzahlen nieder. Bei der Gemeinderatswahl am 21. Oktober 1989 erreichte sie 7619 Stimmen. Besonders am Herzen lagen ihr das Krankenhaus und das Altersheim.

    Bundesverdienstkreuz und Verdienstmedaille des Landes

    Zu ihrem 70. Geburtstag wurde ihr am 2. Februar 1990 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Große Freude hatte sie auch an ihrem Ehrenamt als Tunnelpatin in Schramberg. Im OB-Wahlkampf 1990 hatte Ursula Plake Position gegen Herbert Zinell bezogen. Beide fanden dann aber in gegenseitigem Respekt zu einer vernünftigen Beziehung. Im Juni 1994 zog sie sich mit 75 Jahren aus dem Gemeinderat zurück. Ihr letztes ehrenamtliches Arbeitsfeld fand Ursula Plake in dem 1994 gegründeten Kreisseniorenrat. Überschattet wurden ihre letzten Lebensjahre durch den Tot ihrer Tochter Karin im Alter von 56 Jahren als Folge einer schweren Krankheit. Am 27. April 1998 erhielt sie aus den Händen von Ministerpräsident Erwin Teufel die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Im März 1999 beschloss der Gemeinderat, sie zur Ehrenbürgerin zu ernennen. Den geplanten Festakt erlebte sie nicht mehr. Sie starb kurz zuvor an den Folgen eines Treppensturzes.

    Tochter Heide Neukirch dankt im Namen der Familie.

    Geringer Frauenanteil im Gemeinderat

    Für den Frauenbereit sprach dessen Vorsitzende Barbara Kunst. Dies „wohlwissend, dass Ursula Plake zu Beginn und auch später diesen Beirat der Stadt nicht schätzte. Aber da ging es ihr vielleicht auch ein bisschen wie mir: ich war der Meinung, dass Frauen, weil sie auf gesellschaftlicher und politischer Ebene genauso gut oder schlecht arbeiten und agieren wie Männer, gar kein solches Gremium brauchen“. Die Wahlen haben aus Sicht von Barbara Kunst etwas Anderes gezeigt: „Der Frauenanteil im Gemeinderat ist nach wie vor sehr gering, obwohl auf den Listen sehr viele engagierte Frauen aller Altersstufen und Berufsgruppen vertreten waren“.

    Ursula Plake hätte nach Einschätzung von Barbara Kunst den Frauenbeirat für dieses Ziel auch nicht gebraucht. Aber auch der Frauenbeirat habe sich verändert, hin zu einem Netzwerk von engagierten Frauengruppen aus Politik, Kirche und Gesellschaft. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich Ursula Plake heute in diesem Gremium auch zu Hause fühlen würde.“

    Würde ausgestrahlt und dem Menschen zugewandt

    In Vertretung von Stefan Teufel sprach Monika Schneider. Sie würdigte die Frauen, die nach dem Krieg ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen mussten, als Heldinnen. Mit der Gründung der CDU-Frauenunion und ihrer Aufgabe als erste OB-Stellvertreterin hat Ursula Plake nach den Worten von Monika Schneider Pionierarbeit geleistet. „Sie strahlte Würde aus, war den Menschen zugewandt und konnte ihre Meinung deutlich vertreten“, so Schneider. Das Credo von Ursula Plake sei gewesen: „Wenn Du der Familie helfen willst, dann helfe den Frauen.“

    Mehrere Redner würdigten das Engagement von Ursula Plake. Fotos: Witkowski

    So ein Ehrengrab hätte sie sich gewünscht

    Im Namen der Familie dankte Heide Neukirchen vor allem Carsten Kohlmann, der die Veranstaltung möglich gemacht hatte. Sie freute sich, dass die eigene Mutter in einen politischen Rahmen eingeordnete wurde: „So viel Anerkennung bekam sie von ihren Töchtern nie. Unsere Mutter hat sich um den Kleinkram gekümmert“, würdigte sie ihre Leistung. Wichtig sei Ursula Plake gewesen „nicht so gut zu sein, wie die Männer, sondern anders zu sein als die Männer“. Und weiter: „So ein Ehrengrab hätte sie sich gewünscht und sie hat es bekommen.“ Der Dank für die Pflege des Grabs ging an die Stadtgärtnerei, aber auch an Edeltraud und Martin Maurer, die sich auf Bitten der Familie darüber hinaus um das Grab kümmern. Die Familie will nun zusätzlich Geld in den Ursula-Plake-Fonds zustiften. Aus diesem Fonds fließen jährlich jeweils 300 Euro an die Realschule und das Gymnasium für die Pflege des internationalen Jugendaustauschs.

    Heide Neukirchen erinnerte aber daran, dass ihre Mutter trotz ihres christlichen Glaubens auch abergläubisch gewesen sei. So las sie regelmäßig ihr Horoskop, sah in einer von links nach rechts laufenden schwarzen Katze nichts Gutes und legte alles zur Seite, was mit der Zahl 13 zu tun hatte. Gleichzeitig glaubte sie daran, dass die Vorfahren auf die Lebenden schauen.

    Der Gedenkfeier schloss sich die Möglichkeit zum Austausch an.

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    Die Gedenktafel am Grab von Ursula Plake.

    „Die Große Kreisstadt Schramberg hat bisher 18 Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen, zu denen auch die Kommunalpolitikerin Ursula Plake (1919 – 1999) gehört, die sich durch ihr soziales Engagement für alte, behinderte, kranke und schwache Mitmenschen große Verdienste um ihre Heimatstadt erworben hat. Ihr hohes Ansehen kam in den Namen „Stadtmutter“ zum Ausdruck.“ So heißt es in der Einladungskarte zur Gedenkfeier für Ursula Plake, die von Stadtarchivar Carsten Kohlmann, CDU-Stadtverbandsvorsitzendem Thomas Brantner und der Kreisvorsitzenden der Frauen-Union, Karin Schmeh, unterschrieben ist.

    Die evangelische Pfarrerin Martina Schlagenhauf am Grab.

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    Die Frauen-Union legt ein Blumengebinde nieder.

    Nach einem Liedbeitrag durch das Caprichörle begrüßte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr die Gäste im Schloss. Sie erinnerte daran, dass Ursula Plake eine von nur zwei Schramberger Ehrenbürgerinnen ist. Dem Gemeinderat hat Plake laut Eisenlohr von 1974 bis 1994 angehört. Bewusst verzichtete die neue Oberbürgermeisterin auf einen umfassenden Rückblick, stand doch noch der Vortrag von Stadtarchivar Carsten Kohlmann an.

    Kurze Ansprache.

    Ein Vorbild

    Karin Schmeh, Kreisvorsitzende der Frauenunion, verwies darauf, dass es sich bei dem Gedenken an Ursula Plake um einen seltenen Jahrestag handelt. Ihren 80. Geburtstag habe Plake knapp nicht mehr erlebt: „Mancher wünschte, sie würde noch unter uns sein.“ Und weiter: „Stadtmutter, die Mutter der ganzen Stadt, klingt altmodisch und heimelig“ und dennoch sei sie eben dies gewesen. Ihr politisches Wirken habe Plake in den Dienst der sozialen Strukturen gestellt: „Sie ist ein Vorbild für uns Frauen, für uns alle.“

    Das Caprichörle umrahmte die Veranstaltung musikalisch.

    Würdigung durch Erwin Teufel

    CDU-Stadtverbandsvorsitzender Thomas Brantner hatte am 13. Oktober 1999 im Namen des CDU-Stadtverbands bei der Trauerfeier für Ursula Plaken in der evangelischen Kirche den Nachruf gesprochen. Nach einer mehrjährigen Pause ist Brantner in dieses Amt zurückgekehrt und war am Samstag nach seinen Worten „der einzige Redner, der mit Ursula Plake 20 Jahre christdemokratische Politik machen durfte. Mit ihrem großen Engagement hat sie Schramberg ihren Stempel aufgedrückt.“ Ihre Seniorenausfahrten seien eine ihrer Herzensangelegenheiten gewesen. Bei den Skiausfahrten der Fraktion „ließ sie ihre Buben alleine gehen“. Welche Wertschätzung sie über die Stadtgrenzen hinaus genoss, las Brantner auch an einem Brief ab, den der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel an ihn geschrieben hatte. Die gute Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt, zwischen Frauen und Männern, sei Plake immer wichtig gewesen. Sie habe sich um die CDU Schramberg sehr verdient gemacht.

    Vor allem Familienmitglieder und CDU-Vertreter waren ins Foyer des Schlosses gekommen.

    Einzige Ehrenbürgerin neben Helene Junghans

    Das Leben und Werk von Ursula Plake beleuchtete Stadtarchivar Carsten Kohlmann in seinem Vortrag. Auch er erinnerte daran, dass Ursula Plake neben Helene Junghans die einzige Frau ist, die in Schramberg mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet wurde. Die insgesamt 18 Ehrenbürger, deren Fotos im großen Sitzungssaal des Rathauses hängen, bezeichnete er als „zweiter Gemeinderat“. Und weiter: „Die Daten und Fakten zu Ursula Plake wurden zu den Ehrungen, die sie im Lauf der Zeit erhalten hat, mehrfach zusammengestellt. Eine Biographie, die man als solche bezeichnen könnte, wurde über sie bis heute aber nicht geschrieben.“ Laut Kohlmann hat der 100. Geburtstag von Ursula Plake bereits im Vorfeld ein starkes Echo ausgelöst und eine breite Zustimmung gefunden: „Darin zeigt sich, dass Ursula Plake eine große Persönlichkeit und in guter Erinnerung geblieben ist

    1943 nach Schramberg gekommen

    Nach Schramberg gekommen war Ursula Plake am 17. Juni 1943 mit ihrer damals zweijährigen Tochter Karin aus Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Ehemann, der zwölf Jahre ältere Physiker Ewald Plake aus Berlin hatte damals einen neuen Arbeitsplatz bei den Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG in Schramberg gefunden. Geheiratet hatten die beiden am 26. April 1940. Die beengte Fabrikstadt Schramberg erschien Ursula Plake wie Neapel. Am 16. Dezember 1944 kam Tochter Heide zur Welt.

    „Die Besetzung der Stadt Schramberg am 20. April 1945 durch Einheiten der 1. Französischen Armee brachte ein schweres Schicksal über die junge Familie. Dr. Ewald Plake, der weder der NSDAP noch der Wehrmacht angehört hatte, wurde zusammen mit seinem Kollegen und Mitbewohner des Beamtenbaus Albert Irion (1886 – 1971) von den Franzosen willkürlich verschleppt. Seine gesundheitlichen Probleme, an denen er ohnehin bereits litt, verstärkten sich durch die etwa einjährige Kriegsgefangenschaft nochmals, in der er aufgrund der schlechten Ernährung auf etwa 50 Kilogramm Körpergewicht abmagerte“, wie Carsten Kohlmann berichtete.

    Stadtarchivar Carsten Kohlmann bei seinem Vortrag.

    Ewald Plake stirbt bereits im Jahr 1951

    Im Frühjahr 1946 kehrte Ewald Plake zurück. Im Alter von 44 Jahren erkrankte er schwer. Am 26. Juni 1951 starb er im Krankenhaus in Schramberg. Er hinterließ seine damals 31-jährige Frau und seine zehn und sieben Jahre alten Kinder. In dieser harten Zeit erlebte die Familie große Unterstützung durch Generaldirektor Helmut Junghans (1891 – 1964) und viele andere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Um die Anerkennung als Kriegerwitwe kämpfte sie erfolgreich, was die finanzielle Lage der Familie etwas verbesserte. Ursula Plake, die keine Berufsausbildung hatte, entschied sich ganz bewusst, nicht berufstätig zu werden, sondern sich um die Erziehung ihrer Töchter zu kümmern. Kohlmann: „Mit eiserner Sparsamkeit brachte sie die Familie über die Runden.“

    Im Bund deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener übernahm sie in der Ortsgruppe die Aufgabe der Hinterbliebenenbetreuung. Bevor Ursula Plake im Jahr zur CDU kam, war sie nächst Mitglied bei der FDP/DVP. Für die evangelische Ursula Plake war die damals „römisch-katholische“ CDU zu schwarz. Am 24. Oktober 1971 kandidierte sie erstmals für den Kreistag und den Gemeinderat. Bereits im Frühsommer 1971 hatte sie die Frauen-Vereinigung der CDU auf Kreis- und Ortsebene ins Leben gerufen, die seit 1988 Frauen-Union heißt. In den Gemeinderat zog sie im Juli 1974 als Nachrückerin ein. Von da an wurde sie mit immer besseren Stimmergebnissen wiedergewählt. In der Amtszeit von Oberbürgermeister Bernd Reichert ging sie in ihrer Aufgabe als erste ehrenamtliche Stellvertreterin auf. Die anfängliche Harmonie mit OB Reichert trübte sich nach den Worten von Carsten Kohlmann bald ein, da Plake nicht verstehen konnte, dass dessen Frau weiter in Bühl berufstätig blieb und nicht nach Schramberg kommen wollte. Ihr soziales Engagement schlug sich in immer höheren Stimmzahlen nieder. Bei der Gemeinderatswahl am 21. Oktober 1989 erreichte sie 7619 Stimmen. Besonders am Herzen lagen ihr das Krankenhaus und das Altersheim.

    Bundesverdienstkreuz und Verdienstmedaille des Landes

    Zu ihrem 70. Geburtstag wurde ihr am 2. Februar 1990 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Große Freude hatte sie auch an ihrem Ehrenamt als Tunnelpatin in Schramberg. Im OB-Wahlkampf 1990 hatte Ursula Plake Position gegen Herbert Zinell bezogen. Beide fanden dann aber in gegenseitigem Respekt zu einer vernünftigen Beziehung. Im Juni 1994 zog sie sich mit 75 Jahren aus dem Gemeinderat zurück. Ihr letztes ehrenamtliches Arbeitsfeld fand Ursula Plake in dem 1994 gegründeten Kreisseniorenrat. Überschattet wurden ihre letzten Lebensjahre durch den Tot ihrer Tochter Karin im Alter von 56 Jahren als Folge einer schweren Krankheit. Am 27. April 1998 erhielt sie aus den Händen von Ministerpräsident Erwin Teufel die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Im März 1999 beschloss der Gemeinderat, sie zur Ehrenbürgerin zu ernennen. Den geplanten Festakt erlebte sie nicht mehr. Sie starb kurz zuvor an den Folgen eines Treppensturzes.

    Tochter Heide Neukirch dankt im Namen der Familie.

    Geringer Frauenanteil im Gemeinderat

    Für den Frauenbereit sprach dessen Vorsitzende Barbara Kunst. Dies „wohlwissend, dass Ursula Plake zu Beginn und auch später diesen Beirat der Stadt nicht schätzte. Aber da ging es ihr vielleicht auch ein bisschen wie mir: ich war der Meinung, dass Frauen, weil sie auf gesellschaftlicher und politischer Ebene genauso gut oder schlecht arbeiten und agieren wie Männer, gar kein solches Gremium brauchen“. Die Wahlen haben aus Sicht von Barbara Kunst etwas Anderes gezeigt: „Der Frauenanteil im Gemeinderat ist nach wie vor sehr gering, obwohl auf den Listen sehr viele engagierte Frauen aller Altersstufen und Berufsgruppen vertreten waren“.

    Ursula Plake hätte nach Einschätzung von Barbara Kunst den Frauenbeirat für dieses Ziel auch nicht gebraucht. Aber auch der Frauenbeirat habe sich verändert, hin zu einem Netzwerk von engagierten Frauengruppen aus Politik, Kirche und Gesellschaft. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich Ursula Plake heute in diesem Gremium auch zu Hause fühlen würde.“

    Würde ausgestrahlt und dem Menschen zugewandt

    In Vertretung von Stefan Teufel sprach Monika Schneider. Sie würdigte die Frauen, die nach dem Krieg ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen mussten, als Heldinnen. Mit der Gründung der CDU-Frauenunion und ihrer Aufgabe als erste OB-Stellvertreterin hat Ursula Plake nach den Worten von Monika Schneider Pionierarbeit geleistet. „Sie strahlte Würde aus, war den Menschen zugewandt und konnte ihre Meinung deutlich vertreten“, so Schneider. Das Credo von Ursula Plake sei gewesen: „Wenn Du der Familie helfen willst, dann helfe den Frauen.“

    Mehrere Redner würdigten das Engagement von Ursula Plake. Fotos: Witkowski

    So ein Ehrengrab hätte sie sich gewünscht

    Im Namen der Familie dankte Heide Neukirchen vor allem Carsten Kohlmann, der die Veranstaltung möglich gemacht hatte. Sie freute sich, dass die eigene Mutter in einen politischen Rahmen eingeordnete wurde: „So viel Anerkennung bekam sie von ihren Töchtern nie. Unsere Mutter hat sich um den Kleinkram gekümmert“, würdigte sie ihre Leistung. Wichtig sei Ursula Plake gewesen „nicht so gut zu sein, wie die Männer, sondern anders zu sein als die Männer“. Und weiter: „So ein Ehrengrab hätte sie sich gewünscht und sie hat es bekommen.“ Der Dank für die Pflege des Grabs ging an die Stadtgärtnerei, aber auch an Edeltraud und Martin Maurer, die sich auf Bitten der Familie darüber hinaus um das Grab kümmern. Die Familie will nun zusätzlich Geld in den Ursula-Plake-Fonds zustiften. Aus diesem Fonds fließen jährlich jeweils 300 Euro an die Realschule und das Gymnasium für die Pflege des internationalen Jugendaustauschs.

    Heide Neukirchen erinnerte aber daran, dass ihre Mutter trotz ihres christlichen Glaubens auch abergläubisch gewesen sei. So las sie regelmäßig ihr Horoskop, sah in einer von links nach rechts laufenden schwarzen Katze nichts Gutes und legte alles zur Seite, was mit der Zahl 13 zu tun hatte. Gleichzeitig glaubte sie daran, dass die Vorfahren auf die Lebenden schauen.

    Der Gedenkfeier schloss sich die Möglichkeit zum Austausch an.

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