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Stadt feiert Tafelladen und Elisabeth Spöttle

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Eine große Gästeschar hat sich am Dienstagabend im Marienheim eingefunden, um gleich doppelt zu gratulieren. Zum einen feiert der Schramberger Tafelladen sein 25-jähriges Bestehen. Zum anderen hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann der langjährigen Vorsitzenden des Lenkungskreises der Tafel, Elisabeth Spöttle die Landesehrennadel verliehen, die ihr Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr überreichte.

Schramberg.  Als Hausherr begrüßte Dekan Rüdiger Kocholl die Gäste. Die Schramberger Tafel sei „ein Paradebeispiel für bürgerschaftliches Engagement und die Zusammenarbeit von Kirchen, Arbeiterwohlfahrt und Stadtverwaltung. Ein absolutes Erfolgsmodell.“

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Rüdiger Kocholl begrüßt die Gäste. Foto: him

Als besondere Gäste begrüßte er Domkapitular Martin Fahrner und Udo Engelhardt vom Landesverband der Tafeln. Er freue sich, dass das Marienheim einmal wieder so voll sei.

Die Tafel hilft doppelt

Der starke Besuch zeige, wie wichtig die Tafel für Schramberg sei, nahm Eisenlohr den Ball auf. Sie hieß namentlich ihren Kollegen Michael Moosmann aus Hardt, sowie die Sozialdezernentin Angela Jetter in Vertretung des Landrats willkommen. Gekommen waren auch einige Stadträtinnen und Stadträte, Pfarrerinnen und Pfarrer, Vertreter benachbarter Tafelläden, ehemalige und noch aktive Helferinnen und Helfer.

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Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

„Seit 25 Jahren hilft die Tafel  Menschen die wenig haben, klar zu kommen und hilft, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden“, fasste sie die Ziele der Tafeln zusammen. Die Stadt unterstütze, in dem sie die Miete für den Tafelladen trage und die Berechtigungsausweise ausgebe. Im Jahr 2023 seien es 249 Ausweise gewesen, 2021 lediglich 100.

„Wo ist der Bedarf?“

Monsignore Fahrner erinnerte in seiner Ansprache an den Beginn des Tafelladens. Entstanden sei er aus der Erkenntnis des Elisabethenvereins Anfang 1998, dass die im Marienheim angebotenen Obdachlosenfrühstücke am Bedarf vorbei gingen. Die Frauen hätten mit ihm als damaligem Stadtpfarrer überlegt, wie sie ihre Kräfte sinnvoller einsetzen könnten. „Wo ist Bedarf? Wissen wir eigentlich, wo die Not am größten ist in unserer Stadt?“

Gemeinsam mit Pfarrer Josef Häfele sei er auf die Tafelladenidee gestoßen. Eine Gruppe habe den noch recht neuen Laden in Rottenburg besucht. Der Besuch habe stark motiviert, aber auch „gehörigen Respekt vor der notwendigen Organisation“ hervorgerufen.

Bei der Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Herbert O. Zinell und Sozialamtsleiter Berthold Kammerer sei man auf offene Ohren gestoßen. Die Stadt habe gleich die Aufgabe übernommen,  die Berechtigungs-Ausweise auszugeben und die Mietzahlung zugesagt. Ein Glücksfall sei der ehemalige Hauptamtsleiter Hermann Körner mit seinen „vielen Drähten ins Rathaus“ gewesen.

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Domkapitular Martin Fahrner. Foto: him

Energisch

Bald habe sich auch der Lenkungskreis aus den Vertretern der Kirchengemeinden und der Arbeiterwohlfahrt gebildet, erinnert sich Fahrner. Nach einer Sitzung habe ihm ein Praktikant erklärt: „Da ist Energie dahinter!“ Das zeigte sich dann auch daran, dass schon am 24. Januar 1999 der Tafelladen das erste Mal seine Türen öffnete.

In den folgenden Monaten und Jahren habe sich der Tafelladen dank der gemachten Erfahrungen weiterentwickelt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich darauf eingelassen, lobte Fahrner. Kern sei immer gewesen: „Es geht um diese Menschen – so wie sie kommen.“

Er dankte all denen, die damals Mut und Initiative bewiesen haben und in großer Treue das Projekt bis heute tragen. Andererseits wäre es schön, wenn es die Tafeln gar nicht bräuchte, wenn alles nachhaltiger wäre und es keine Bedürftigen gebe. Als Pfarrer könne er das sagen: „Ich glaube, dass wir erst im Himmel erwarten können, dass es keine Not mehr gibt.“ Bis dahin sei er „froh, dass es die Tafel gibt“.

Der Tafelgedanke

Mit einem Impulsreferat zum „Tafelgedanke“ folgte Udo Engelhardt von der Singener Tafel. Er hatte als passendes Geschenk zehn Kisten mit Lebensmitteln aus Singen mitgebracht und direkt in den Schramberger Tafelladenwagen umgeladen.

Er erinnerte daran, dass 1993 die erste Tafel in Berlin entstanden war – und nur sechs Jahre später die Schramberger Tafel. Es sei erstaunlich, dass so früh die Tafelidee in einem Städtchen von der Größe Schrambergs Fuß gefasst habe. „Sie können stolz auf die Initiative damals sein.“

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Udo Engelhardt. Foto: him

Vorne mit dabei sei damals wie heute Elisabeth Spöttle, die er sowohl als Singener Vertreter, aber auch aus dem Landes- und Bundesverband der Tafeln kenne. In baden Württemberg gebe es inzwischen 147 Tafeln, bundesweit etwa 960. „Die Tafeln sich die größte sozialökonomische Bewegung in Deutschland“, hielt Engelhardt fest.

Viele Gründe für Lebensmittelverschwendung

Neben der Lebensmittelrettung und der Hilfe für Bedürftige gehe es den Tafeln auch um Hoffnung, Zuversicht und Solidarität. Im Land retteten die Tafeln jährlich 50.000 Tonnen, bundesweit etwa 265.000 Tonnen Lebensmittel. Je nach Schätzung landeten aber elf bis 18 Millionen Tonnen auf dem Müll.

Gründe seien falsche Lagerung und zu umfangreiche Einkäufe durch die Verbraucherinnen und Verbraucher. Viele verstünden auch das Mindesthaltbarkeitsdatum falsch, so Engelhardt. Leichte Schäden sorgten dafür, dass an sich gute Lebensmittel nicht in den Handel kommen und palettenweise vernichtet würden. „Das Aussortieren ist zu teuer.“

Ein wichtiger Grund sei aber auch die Überproduktion der Industrie. Eine gewisse Besserung sieht Engelhardt nach der Pandemie: Nicht alle Regale müssten mehr bis Feierabend gefüllt sein.

Die Tafeln hielten sich alle an die gemeinsamen Grundsätze. Der wichtigste: „Lebensmittel sollen dahin kommen, wo sie hingehören: auf den Teller!“

Wichtig seien die Netzwerke, und da sei Schramberg ein gutes Beispiel. So habe man auch die Pandemie mit all ihren Einschränkungen bewältigt.

Tafeln entwickeln sich weiter

Die Tafeln seien auch ein Ort der Begegnung. Während der Pandemie seien sie nur noch Ausgabestellen gewesen, „eine schwierige Zeit“, so Engelhardt.

Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei eine neue Herausforderung entstanden. Der Vorteil: „Die Tafeln bekommen mehr Aufmerksamkeit“, stellte Engelhardt fest. Krisen bedeuteten auch, über das eigene Tun nachzudenken. Wie werden sich die Tafeln weiter entwickeln? Das wesentliche für Engelhardt: „Mit Menschlichkeit durch diese Zeit gehen.“

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Rudi Schäfer, Dorothee Golm und Elise Herzog musizierten. Foto: him

Mit einem weiteren Musik-Stück unterhielt das Trio Rudi Schäfer, Dorothee Golm und Elise Herzog das Publikum, bevor Klaus Andreae sich auf dem Podium mit Elisabeth Spöttle Christa Rettkowski und Ute Thiesen über ihre Arbeit im Tafel-Laden diskutierte.

Wie der Laden läuft

Spöttle berichtete, die Einteilung der Fahrer klappe bestens, auch das Abholen der Ware in den Geschäften sei inzwischen „super geregelt“. Ein Geschäft, das die Tafel gelegentlich als Müllkippe missbraucht habe, existiere nicht mehr.

Ute Thiesen vom Vorbereitungsteam wusste zu berichten, dass sie immer genügend Helferinnen und Helfer finde, die die Lebensmittel für den Verkauf vor-und Verdorbenes aussortieren.

Auch der Verkauf mit den drei Abteilungen Brot, Gemüse und Wurst klappe gut. Die Preise lege man gemeinsam fest, informierte Rettkowski.

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Über die Arbeit im Tafelladen berichteten Christa Rettkowski,  Ute Thiesen und Elisabeth Spöttle im Gespräch mit Klaus Andreae (von links) Foto: him

Landesehrennadel für Elisabeth Spöttle

Zur Überreichung der Landesehrennadel bat Oberbürgermeisterin Eisenlohr Elisabeth Spöttle auf die Bühne. Der Impuls zur Verleihung sei aus dem Kreis der bei der Tafel beschäftigten gekommen. Unterstützt habe die Stadt Herbert O. Zinell beim Formulieren des Antrags.

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Elisabeth Spöttle erhält die Landesehrennadel. Foto: him

Eisenlohr erinnerte an die vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten innerhalb der Kirche, die Spöttle ausgeübt hat. Bei der Tafel habe sie dann mutig die Vorreiterrolle angenommen und sei die erste Vorsitzende des Lenkungskreises von Beginn an. Sie hob besonders ihre Hartnäckigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen hervor. Die Tafel leiste einen wertvollen Beitrag für das soziale Miteinander in der Stadt, lobte Eisenlohr.

Nachdem Eisenlohr ihr unter dem langanhaltenden Beifall des Publikums die Landesehrennadel angeheftet hatte, bedankte sich Spöttle für die Anerkennung. Sie dankte den Helferinnen und Helfern in den verschiedenen Arbeitsgruppen, den Spenderinnen und Spendern von Lebensmitteln und Geldspenden, der Stadtverwaltung und dem Lenkungskreis, der viele Male im Jahr zusammenkomme. „Sie alle halten die Tafel am Leben.“

Ehrungen

Schließlich gab es noch eine besondere Ehrung für die Ehrenamtlichen, die schon seit 25 Jahren dabei sind: Helene und Klaus Andreae, Christa Buchholz, Ursula Fischer, Christa Rettkowski, Elke Ringl-Klank und Irmgard Schenk. Sie erhielten neben einer Urkunde ein besonders Buch: “Volle Tonnen, leere Teller“ über die Tafelbewegung.

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Ehrung für 25 Jahre Mitarbeit (von Links): OBin Dorothee Eisenlohr, Elisabeth Spöttle, Dekan Rüdiger Kocholl, Helene Andreae, Elke Ringl-Klank, Christa Rettkowski, Ursel Fischer und Klaus Andreae. Foto: him

Eine besondere Überraschung hatte Michael Moosmann dabei. Einen Spendenscheck über 2500 Euro. Zum letzten Jubiläum habe er 500 Euro gespendet, das müsse er natürlich steigern, scherzte er und überreichte den Scheck an Elisabeth Spöttle.

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Michael moosmann überreicht seinen Scheck an Elisabeth Spöttle. Foto: him

Mit dem Dank an alle, die das Fest organisiert hatten, schloss Dekan Kocholl den offiziellen Teil. Er erwähnte insbesondere Hermann Körner, der für ihn in der Vorbereitungsphase zu einem weiteren Freund geworden sei.

Er freue sich nun auf seinen Lieblingssatz scherzte Kocholl: „Das Büfett ist eröffnet.“ Noch lange standen die Gäste beieinander, tauschten Geschichten aus der Tafelzeit aus und genossen die Leckereien vom Büfett.

 

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