Am 31. Dezember geht die Geschichte eines traditionsreichen Schramberger Einzelhandelsgeschäfts zu Ende: Eisen-Storz hört mit dem Verkauf von Spielwaren auf. Nach einem großen Schlussverkauf schließt das Geschäft an der Schillerstraße nach 115 Jahren. Aber nicht ganz: Während einer Umbaupause wird „Modellbahn Storz“ vom ersten Obergeschoss ins Erdgeschoss umziehen und im neuen Jahr durchstarten.
Schramberg. „Handel ist Wandel“, weiß Michael Storz. Dazu gehöre eben auch, dass er sein Spielwarengeschäft zum Jahresende aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterführen kann. „Wir haben niemanden gefunden, der das Geschäft übernehmen wollte“, bedauert Storz, „weder in der Familie noch von außerhalb.“ Die Kinder hätten sich beruflich ganz anders orientiert, und einen Pächter oder Käufer habe man trotz intensiver Suche nicht gefunden.
Rausschmiss als Startsignal
Begonnen hat die Firmengeschichte mit einem Rausschmiss: „Unser Großvater Franz hatte bei Junghans als Lagerist gearbeitet und war 1909 entlassen worden. Er hat daraufhin beschlossen, sich selbstständig zu machen“, erzählt Michael Storz.
An der Schillerstraße baute der Großvater von seinen Ersparnissen ein Haus mit mehreren Ladengeschäften. In einem richtete er sein eigenes Eisenwarengeschäft ein. „Er hatte schon damals neben den Eisenwaren ein Universalsortiment mit Haushaltswaren, landwirtschaftlichem Bedarf und Spielzeug.“
Damals sei die Konkurrenz viel größer gewesen. Neben Eisen-Schweizer beim Rathaus habe es noch mehrere andere Geschäfte mit einem ähnlichen Angebot in Schramberg gegeben.
Alle Krisen gemeistert
Im ersten Weltkrieg wurde Franz Storz als Soldat eingezogen, es kam die Inflation, die Weltwirtschaftskrise. „Das Geschäft hat es immer überstanden.“ Nach dem Tod des Firmengründers 1937 übernahm seine Witwe Paula das Geschäft und übergab es 1956 an ihre Kinder Franz Josef und Klara.
„In den Wirtschaftswunderjahren haben die beiden das Geschäft erweitert, die anderen Läden im Haus hinzugenommen und die heutige große untere Ebene geschaffen.“
1975 trat Michael Storz als Lehrling in die Firma ein, und man erweiterte das Spielwarensortiment. Auch das Geschäft wurde weiter vergrößert. Ab 1989 war Michael Storz allein verantwortlich. Um die Jahrtausendwende sei ein starker Wandel im Handel zu beobachten gewesen.
Auf Spielwaren konzentriert
Der Internethandel begann, immer mehr Discounter wurden zur Konkurrenz für die Fachhändler. „Wir haben Eisen- und Haushaltswaren ganz aufgegeben und uns ab 2001 auf Spielzeug und Modellbahnen konzentriert“, so Storz. Aber nun sei die Situation entstanden, dass sie altersmäßig und gesundheitlich nicht mehr weiter machen könnten.
„Wirtschaftlich ist das Geschäft gesund“, versichert Storz. Auch Corona habe man gut überstanden. Seine Frau Susanne ergänzt: „Wir wollen auch einfach etwas von unserem Enkel haben.“ Für den eigenen Sohn hätten sie wegen des Geschäfts manchmal wenig Zeit gehabt.
Modellbau Storz kommt
Mit der Geschäftsaufgabe des Hauptgeschäfts werde die „Eisen-Storz“- Tradition auch nicht komplett enden, erläutert Michael Storz. Sein Bruder Martin Storz und dessen Frau Doris hatten bereits im März eine eigene Firma „Modellbau Storz GmbH“ gegründet. „Wir werden in denselben Räume ein Stockwerk tiefer weiter machen“, kündigt Martin Storz an.
Auch den Paketshop und den Schlüsseldienst soll es weitergeben. In seinem Geschäft möchte Martin Storz dann Märklin-Eisenbahnen, aber auch Modellautos von Wiking oder Herpa, Carrera-Rennbahnen, Faller-Häuser und alles andere Zubehör für die Modellbahnbauer anbieten.
Schlussverkauf bis Jahresende
Doch zuvor steht der große Schlussverkauf an. „Wir hören natürlich mit Wehmut auf“, so Storz. „Viele Kunden haben uns über Jahre und Jahrzehnte die Treue gehalten, für die tut es uns natürlich leid und wir möchten uns bei ihnen sehr herzlich bedanken.“
Ab dem 27. September werde es auf alle Spielwaren 20 Prozent Rabatt geben, berichtet Michael Storz. „Außer auf Modellbahnartikel“, ergänzt sein Bruder Martin, denn damit soll‘s ja weitergehen.