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Spielplatzschließung in Schramberg: Landrat erklärt die Gründe

Hohe Wellen schlägt das vom Landkreis verfügte Spiel- und Sportplatzverbot in Schramberg. Die Vorsitzenden des Gesamtelternbeirates der Kindergärten haben sich zu Wort gemeldet, im Kreistag haben Schramberger Kreisräte die Maßnahme als „überzogen“ kritisiert. „Mehr als 40 Prozent aller aktiven Corona-Infektionen im Landkreis hat die Stadt Schramberg zu verzeichnen“, sagte Landrat Wolf Rüdiger Michel bei einer Telefonpressekonferenz am Mittwochmittag. „Den absoluten Schwerpunkt bildet der Stadtteil Tennenbronn.“ Am Mittwoch seien es 57 aktive Fälle in Schramberg gewesen, so Michel.

Er ging auf die heftige Kritik an der Spielplatzschließung ausführlich ein. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht und wissen, dass Kinder liebend gern draußen spielen auf den Spielplätzen.“ Aber die Lebenserfahrung zeige, dass Kinder auf Spielplätzen weder Maske tragen noch Abstand halten könnten. Und dass das auch bei den Eltern sehr häufig so sei.

Hauptgrund: die Variante B 1.1.7

Deshalb habe man die Schließung beschlossen. Wenn man das Kontaktpersonenumfeld im Kreis analysiere, sei das Umfeld bei den Kindergärten mit am höchsten. Das bedeute Kindergärten könnten Gelegenheiten bieten, um sich anzustecken. Man habe die gesamte Stadt einbezogen, denn man wolle nicht, dass die britische Mutation, die vor allem in Tennenbronn unterwegs sei, auf die übrige Stadt übergehe.

Zur britischen Mutante erläuterte Stephan Vilgis vom Gesundheitsamt, das der Großteil der in Tennenbronn Infizierten mit dieser B 1.1.7-Variante infiziert sei. Das hätten die Laborergebnisse gezeigt. Besonders häufig seien Kinder betroffen. Diese Kinder litten beispielsweise an Fieber, Husten, Hals- und Kopfweh. Bei 95 Prozent der infizierten Kleinkinder bis fünf Jahren habe man die B 1.1.7-Variante festgestellt. Im Alter bis 16 Jahre läge die Rate bei 85 Prozent. Mehr als zwei Drittel aller an dieser Variante erkrankten Menschen im Kreis stammten aus Schramberg.

Immer mehr Kinder und Jugendliche infizieren sich. Grafik: Landratsamt

Das Gefährliche an dieser Variante sei, dass sie stärker und länger andauernd ansteckend sei. Auch brauche sie deutlich weniger Kontaktzeit, um übertragen zu werden. Das sei auch bei Kindern inzwischen nachgewiesen, so Vilgis. Es sei auch nachweislich so, dass es zu einer deutlich höheren Aerosolbildung komme. In diesen Aerosolen sei eine höhere Viruslast nachzuweisen. „Deshalb haben wir seitens des Gesundheitsamtes die Empfehlung ausgesprochen, die öffentlichen Spielplätze und Sportanlagen zu schließen.“ Man habe auch keine milderen Mittel gesehen, um die Infektionsketten zu unterbrechen.

Mehr als 300 Kontaktpersonen in Tennenbronn ermittelt

Es handle sich in Tennenbronn um „ein noch nicht abgeschlossenes Geschehen“, das das Gesundheitsamt engmaschig kontrolliere. Es gingen weitere, vereinzelte Meldungen ein, die das Gesundheitsamt dem Ausbruchsgeschehen zuordnen könne. Man habe mehr als 300 Kontaktpersonen im Raum Tennenbronn und Schramberg ermittelt.

Auf Nachfrage der NRWZ berichtete Vilgis, dass sich bei der Kontaktverfolgung der Kontaktpersonen ergeben habe, dass diese sich auf den Bereich Tennenbronn und Schramberg begrenzen lassen. Eine Verstreuung der Virus-Mutation über Tennenbronn und Schramberg hinaus habe man nicht festgestellt. Landrat Michel versicherte, man habe „ein Auge auf die Entwicklung“. Denn man wisse, dass von Tennenbronn Bezüge etwa nach Hardt bestünden. Deshalb schaue man täglich, „wie sieht es drumherum aus“.

Stephan Vilgis stellte zudem klar, dass der Ausbruch in Tennenbronn, zwar zum Anstieg der Inzidenzen im Landkreis beigetragen habe, „aber  Tennenbronn war nicht maßgeblich dafür verantwortlich“.

 

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