Schramberg. Ein Pärchen schlendert am Freitag um die Mittagszeit durch die Fußgängerzone. Sie trägt einen hellen Mantel und Leggings, er eine schwarze Jeans und einen dunklen Mantel. Nichts Besonderes eigentlich. Nicht ganz, denn die beiden sind vom Schramberger Ordnungsamt, „Gemeindevollzugsbedienstete“, wie es im Beamtendeutsch heißt, kurz GVD.
Normalerweise tragen sie ja eine dunkelblaue Uniform. „Aber heute machen sie eine Jugendschutzkontrolle in Zivil“, erläutert Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß. „Wenn die Jugendlichen uns in Uniform sehen, sind sie vorsichtiger, logisch“, erklärt der junge Mann. Auch die Autofahrer würden automatisch vorsichtiger an den Schulen vorbei fahren. Er und seine Kollegin möchten ihren Namen und ihr Gesicht nicht gerne in der Zeitung sehen: „Wir haben da schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt sie.
Bei der Kontrolle gehe es ums Zigarettenrauchen, aber auch um verbotene Gegenstände wie Messer oder das Wegwerfen von Müll, so Rehfuß. Natürlich kümmern sich die beiden auch um die Verkehrssituation.
Fehlendes Kennzeichen und Ampelsünderinnen
Schon nach wenigen hundert Metern das erste Problem: Auf dem Gehweg vor der Volksbank steht ein schwarzer BMW. Vorne fehlt das Nummernschild. Die beiden gehen um das Auto, fotografieren es und warten. Schließlich kommt ein junger Mann aus der Bank. Er ist überrascht, als ihn die beiden aufs fehlende Kennzeichen aufmerksam machen. Das müsse grade erst passiert sein, erklärt er ihnen.
Sie kontrollieren die Autopapiere und den Führerschein und telefonieren mit dem Polizeirevier. Der junge Mann soll sich rasch ein neues Kennzeichen besorgen und dann beim Polizeirevier melden. Bußgeld gibt’s keines, auch nicht fürs Parken auf dem Gehweg? „Nein, das ist laut Stadtverwaltung hier erlaubt“, erklärt die Kollegin.
Das Pärchen geht weiter. An der Ecke Weihergasse/Berneckstraße warten die beiden an der Fußgängerampel. Zwei junge Frauen gucken kurz und laufen dann bei „Rot“ rüber. „Hallo, wir sich von der örtlichen Polizeibehörde, Sie wissen schon, dass Sie bei ‚Rot‘ da nicht rüber laufen dürfen?“ Die beiden ertappten Rotsünderinnen lächeln verlegen, entschuldigen sich – und gut ist’s. „Wir sprechen die Leute an, weil, wenn es einer macht, machen es die anderen auch“, begründet die GVD-Mitarbeiterin die Mahnung. Man versuche es erst einmal so und komme nicht gleich mit einem Bußgeld daher. „Aber beim nächsten Mal dann schon.“
Für Parksünder gibts Knöllchen
Die beiden schlendern am Gymnasium vorbei zum Seilerwegle. Dort nach dem Kindergarten ist eine Parkfläche. Manche Autos stehen vorschriftsmäßig auf den eingezeichneten Feldern, andere kreuz und quer. Der Lehrerparkplatz am Gymnasium ist voll. Wer zu spät kommt, weicht nach hier hinten aus. Doch da haben die beiden GVDler heute keine Gnade. Die Parksünder werden demnächst Bußgeldbescheide im Briefkasten vorfinden. „Parken außerhalb der Markierung kostet zehn Euro.“
Die beiden machen regelmäßig ihre Streifen und haben da dienstags und donnerstags besonders die Schulen im Auge: Die im Halteverbot parkenden Abholväter und -Mütter, zu schnell fahrende Autofahrer, aber auch rauchende Jugendliche. „Da ist uns allerdings bisher nichts aufgefallen“, sagt er, „vielleicht, weil wir sonst in Uniform unterwegs sind?“ Er sei gespannt, wie das heute wird.
Es geht zurück in die Stadt: Vor dem Modegeschäft von Witt Weiden steht ein ausgedienter Fernsehapparat, Computerzubehör und Elektrokabel liegen rum. Die beiden gehen ins Geschäft und wollen herausfinden, woher der Sperrmüll stammt. Das wisse sie auch nicht, sagt die Filialleiterin, aber sie habe ein anderes Problem. Sie führt die beide durch den Laden, das Lager, eine Treppe hinauf auf einen überdachten Hinterhof. „Hier treffen sich immer wieder Jugendliche und werfen ihren Müll weg“, beklagt sich die Filialleiterin.
Der GVDler sieht die Spuren: Zigarettenkippen und Sonnenblumenkernschalen. „Das ist eindeutig“, meint er. Sie habe die Jugendlichen schon ermahnt, erzählt die Filialleiterin, die seien auch einsichtig. Aber schön sei es nicht, denn manchmal pinkelten sie auch in einen Hauswinkel. Konkret machen können die beiden städtischen Bediensteten ja nun nichts, aber er reicht der Verkäuferin seine Visitenkarte. „Wenn wieder etwas ist, rufen Sie mich oder meine Kollegin an.“
Die beiden verabschieden sich. „Wir versuchen jetzt auch noch dafür zu sorgen, dass der Sperrmüll wegkommt. Sieht ja nicht gut aus, so übers Wochenende.“ Das hat leider nicht mehr geklappt: Fernseher und Co. zierten auch am Samstag noch die Fußgängerzone.