Am 11. November fanden sich traditionell um 20 Uhr etwa 50 fasnetsbegeisterte Schramberger und Schrambergerinnen zur Hauptversammlung der Narrenzunft in der Braustube Schraivogel ein. Letztmals fand diese im Jahr 2019 hier statt, wie Zunftmeister Tobias Dold bei seiner Begrüßung betonte.
Schramberg. Neben den Elferräten und den Mitgliedern der verschiedenen Ausschüsse durfte die Narrenzunft auch Tanja Wittkowski als Stellvertreterin für Frau Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr willkommen heißen. Da Witkowski auch in der Stadtmusik aktiv ist, nahm sie in doppelter Funktion an der Versammlung teil.
Keine Party, sondern gelebte Kultur
Nach dem Totengedenken für das verstorbene Mitglied Hans-Peter Rapp, der vor allem wegen seiner Tätigkeit beim Seckeles-Gäules bekannt war, folgte der Bericht des Zunftmeisters „Tobse“ Dold. In erster Linie bedankte er sich für das große Engagement, das zum Gelingen „der größten Kulturveranstaltung der Stadt“ beigetragen hat. Entscheidend sei vor allem, dass die Fasnet „keine Partyveranstaltung, sondern gelebte Kultur“ darstelle, wie er betonte.
Bei den besuchten Narrentreffen, unter anderem in Tettnang, sei die „Stadt würdig nach außen vertreten worden“. Ein Rekord war im vergangenen Jahr die Dauer der Da-Bach-na-Fahrt, bei der die Fahrer ziemlich auf dem Trockenen saßen. Der Verkauf der Abzeichen durch die Hexengruppen war wieder die Haupteinnahmequelle der Narrenzunft. Die Einnahmen seien auch sehr wichtig gewesen, da die Kosten für das Auswurfmaterial enorm gestiegen sind.
Lob für Aktive
Weiterhin hob Tobias Dold das diesjährige „Narrenblättle“ hervor, das wieder Stefan Link zusammenstellte. Auch die Ausstellung des Stadtmuseums zum Thema „Hoorig Katz“ war ein Highlight im Fasnetsjahr 2023.
Doch auch das Engagement und die Veranstaltungen der Narrenzunft, die „unter dem Jahr“ stattgefunden haben, hob Dold hervor und erwähnte die Arbeiten im Fundus der Narrenzunft durch Alex Kohlen sowie Siggi Brändle. Er erwähnte aber auch das traditionelle Kilbesingen, dessen Termin dieses Jahr für Diskussionen sorgte, sowie die Arbeit der Bach-na-Fahrer am Zuberkeller.
Die Fasnet 2023 war also eine rundum gelungene Veranstaltung, weil „alle Närrinen und Narren einfach gut drauf waren“. Zudem verwies Zunftmeister Dold auf die Wichtigkeit des Brauchtums, da es einen „Beitrag zum Zusammenhalt der Bevölkerung“ leiste.
Kritzelmeister berichtet
Im Anschluss folgte ein 14-seitiger Bericht des Kritzelmeisters Michael Wiedmaier, der zunächst die Corona-Zeit Revue passieren ließ, durch die „zwei Jahre Fasnet fehlen“. Gerade die Verordnungen und deren Interpretationen sorgten für Schwierigkeiten bei der Fasnet 2022, weshalb man umso froher war, dass 2023 wieder richtig Brauchtum gelebt werden konnte.
Wegen Corona konnten auch kaum Einnahmen erzielt werden, aber demgegenüber standen auch kaum Ausgaben. Auch er erwähnte nochmals ausführlich das Programm des diesjährigen Narrenjahres und hob allen voran die Veranstaltungen der Hauptfasnet hervor, zu denen natürlich sämtliche Bälle gehörten. Die Schlüsselübergabe stand unter dem Motto „It lang schwätze… mache!“ – und gleichzeitig feierte das Junge Parlament seinen 100. Geburtstag.
Den Zunftorden erhielt Uwe Hasenmeile für 30-jährige Tätigkeit im Ausschuss der Da-Bach-na-Fahrer. Am Hanselsprung nahmen etwa 1000 Kleidlesträger teil, die, begleitet von den Musikkapellen Rötenberg, Dettingen und St. Georgen sowie natürlich der Stadtmusik, durch die Innenstadt sprangen. Nach der Katzenmusik am Montag zog die 87. Da-Bach-na-Fahrt bei „strahlendem Kaiserwetter“ etwa 20 Tausend Zuschauer nach Schramberg.
Mit Till Sauer als Startfahrer begann eine neue Ära des Startfahrers, während Siggi Brändle nach seiner 30. Fahrt seine Kanal-Karriere beendete. Nahtlos darauf folgte mit dem Umzug ein weiterer Höhepunkt Schramberger Fasnetskultur. Am Dienstag beendete der Brezelsegen mit anschließendem Tanz auf dem Rathausplatz die Straßenfasnet für 354 Tage, was der Alternative Elferrat mit der Beerdigung der Fasnet am Narrenbrunnen vollzog.
Mit dem Rattenball, der in der Cafébar Majolika stattfand, endete die Fasnet dann um Mitternacht mit dem Glockenschlag.
Als kleine Anmerkung aus dem Publikum folgte auf den Bericht, die „Obernarren hen die alt Katz abgestaubt“, was Zunftmeister Dold mit den Worten „nach diesem Zwischenruf kann ich weitermachen“ kommentierte und Arno Jauch und seinem Kassenbericht das Wort erteilte.
Kleine Firma
Die Einnahmen belaufen sich auf mehr als 109.000 Euro und waren 2022 durch Corona mit 38.000 Euro deutlich geringer. Haupteinnahmequellen waren Bons, Abzeichen und Brezelbendel, aber auch Spenden in Höhe von etwa 10.000 Euro und ein städtischer Zuschuss von gut 4000 Euro. Als Hauptausgaben stehen den Einnahmen 34.000 Euro für die Straßenfasnet gegenüber, von denen allein 26.000 Euro für das Auswurfmaterial waren.
Auch die Bach-na-Fahrer erhielten sechs neue Zuber und brauchen überdies einen neuen Zuberhersteller, da der bisherige sein Handwerk niedergelegt hat. Auch die Bewirtung am Stadtfest im ehemaligen Posthörnle/Roma brachte durch die niedrigen Kosten einen kleinen Gewinn ein. Insgesamt verfüge die Narrenzunft derzeit über Gelder in Höhe von etwa 7000 Euro.
Diese Angaben konnte der Kassenprüfer Franz Rapp bestätigen, da die Kasse von Arno Jauch „hervorragend geführt“ wird. Er betonte außerdem, dass sich die Narrenzunft glücklich schätzen könne, dass sie einen Steuerberater als Säckelmeister hat. Anschließend entlastete die Versammlung den Kassier einstimmig.
Entlastung der Elfer und Wahlen
Tanja Wittkowski übernahm daraufhin die ebenfalls einstimmige Entlastung des Elferrates, bedankte sich aber zunächst für die Einladung und zollte „größten Respekt“ für die Leistung der Narrenzunft. Ab dem Abstauben befänden sich die Verantwortlichen „im Dauereinsatz bis Aschermittwoch“ und stünden vor einer „wahnsinnigen Logistik“, wenn es um die Organisation des Auswurfsmaterials gehe. Sie fragte daher zurecht, wer diese Arbeit im Hintergrund überhaupt wahrnehme.
Die Wahlen leiteten Tobias Dold und Udo Neudeck. Zunächst konnte Franz Rapp als Kasssenprüfer auf weitere zwei Jahre gewählt werden. Daraufhin wählte die Versammlung einstimmig Arno Jauch, Tobias Wernz, Achim Schaub, Jürgen Bihlmaier, Stefan Grimm, Max Neudeck und Tobias Dold als Elferräte, die sogleich ihren „Tobse“ für die „nächsten zwoi Johr“ ernannten.
Zum Schluss scherzte Tobias Dold, dass „keine Anträge eingegangen seien, obwohl wir die letzten zwei Wochen keine Post bekommen haben“. Er rief dann alle Närrinnen und Narren dazu auf, ihre Kleidle zu prüfen, um für die Fasnet 2024 gewappnet zu sein. Zuletzt verabschiedete Dold die Hanselausschussmitglieder Werner Bleier, Siegfried Braunschweiger und Franz Rapp, der gleichzeitig sein Amt als Endivienbutz abgegeben hat.
Unter „Verschiedenes“ ergriff Eberhard Pietsch das Wort, der vom „Stammtisch im Hotel Hirsch“ gehört habe, dass die „halbe Marktstraße abgerissen werden soll“. Dies wäre für die Fasnet jedoch bedauerlich, denn es „wäre doch schöner, wenn das Posthörnle noch genutzt werden könnte, denn vor März wachsen keine Bäume.“
Spätestens mit dem Narrenmarsch durch die Stadtmusik sowie weiteren Fasnetsklassikern stimmten sich alle Anwesenden auf die kommende Fasnet 2024 ein, und es folgten noch gesellige Stunden im Schraivogel.