(Meinung) In den höchsten Tönen lobt das Landesverkehrsministerium die Initiative „stillgelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen“. Das Land fördere „zahlreiche Machbarkeitsuntersuchungen, um zu klären, welche Schienenwege reaktiviert werden können“, heißt es in einer Pressemitteilung. Verkehrsminister Winfried Hermann sagt gar: „In etlichen Regionen des Landes herrscht Aufbruchstimmung.“ In Schiltach und Schramberg eher Kopfschütteln.
Eine der in der Pressemitteilung genannten Strecken ist die alte Bahnstrecke von Schiltach nach Schramberg. Über die Idee und Pläne, die Armin Fenske dazu erarbeitet hat, aber auch über die zahlreichen Probleme mit dieser Strecke und die großen Vorbehalte beim Kommunalpolitikerinnen und Politikern gegen dieses Vorhaben, haben wir häufig berichtet. Ende des Jahres 2021 hatten Schiltach, Schramberg und der Landkreis Rottweil einen Antrag beim Land gestellt, man möge in einer Machbarkeitsstudie, prüfen, ob so eine Reaktivierung möglich wäre.
Nun also ist das Land bereit, 75 Prozent für eine Machbarkeitsstudie zu bezahlen. Und lobt sich dafür.
Schon im Vorfeld waren etliche Stadt- und Gemeinderäte der Meinung, das sei rausgeworfenes Steuergeld. Die Trasse könne nämlich unmöglich wieder belebt werden. Auch an der Kompetenz des Bahnenthusiasten Fenske waren Zweifel aufgekommen. Nicht zuletzt, nachdem er in einer Online-Diskussion berichtet hatte, er habe sich die Strecke bei eine Busfahrt von Schiltach nach Schramberg und auf Google Earth angeschaut. Erst nachdem die Entscheidungen für einen Zuschussantrag gefallen waren, war Fenske auch vor Ort auf dem Radweg unterwegs.
Betrachtet man nun die vom Landesverkehrsministerium vorgelegte Übersichtskarte zu den Bahnprojekten, kommen dem Betrachter auch hier Zweifel an der Kompetenz der Beteiligten. Statt die tatsächliche Verbindung Schiltach – Schramberg zu markieren, zeichnen sie eine Strecke, die von Schiltach über Hausach nach Schramberg führt.
Allerdings ist auch das falsch, denn das angebliche Schramberg aus der Pressemitteilung liegt – leider – nicht an der Schwarzwaldbahn. Das „Schramberg“ der Verkehrsministerialen ist in Wirklichkeit Hornberg. Dass die Planer auch Schiltach nicht richtig auf ihrem Plan einzuordnen wussten und nach Halbmeil verlegt haben, fällt dann schon nicht mehr so sehr ins Gewicht.
Beim Betrachten dieser Grafik kommt man ins Grübeln: Ein Ministerium, das eine mögliche Bahnstrecke auf einer Landkarte falsch einzeichnet, Eine Stadt mal einfach so um 25 Kilometer verlegt und eine andere kurzerhand von der Landkarte streicht, ein solches Ministerium soll eine Machbarkeitsstudie für eine seit 1986 stillgelegte und längst entwidmete Bahnlinie auf seine sachliche und inhaltliche Qualität prüfen? Herr, schmeiß Hirn ra….
Perfekt, damit ist die Sache endgültig vom Tisch. Was machen wir jetzt nur mit den vorm sinnlosen Verprassen geretteten 25k€? Da der Wellendinger Schultheiß sich zuletzt am lautstärksten medial zum kostensensiblen Tugendwächter aufgeschwungen hat, sollte man das Geld der ehemaligen Machbarkeitsstudie dort investieren, Ehre wem Ehre gebührt. Mit etwas Glück, reicht es für eine nachgebesserte Dehnungsfuge und einen Gullideckel auf Fahrbahnniveau.
Wir sollten zumindest prüfen, nachdem wir der ministerialen Obrigkeit eine Grundschulstunde Erdkunde „Baden-Württemberg“ 2.Kl. haben zukommen lassen, was bezüglich der Strecke und vielleicht einer Anbindung an „Die Bahn“, drin ist, denn ich halte „Bahn“, für einen der Betriebe, die jetzt schon „Transformationsgewinner“ sind und noch mehr werden (Egal wieviele Ex-Daimler Vorstände da noch im Chefsessel sitzen und dies zu verhindern suchen).
Vielleicht wird es wie 1875, wer noch keinen Bahnhof, oder eben nicht mehr hat, der bleibt in der Provinz schnell auf der Strecke.
P.S. Sie erinnern sich an die Talstadtumfahrung, wo jetzt erstmal zwölf Varianten geprüft werden, um dann die eine Variante weiter zu prüfen, die dann am Ende wider Erwarten doch nicht geht, um dann eine der elf anderen weiter zu prüfen?