Schramberg (him) – Beim sehr gut besuchten Finale des diesjährigen Walcker-Orgelwettbewerbs in der St.- Maria-Kirche gewann Johannes Krahl nicht nur den ersten Preis. Auch in der Publikumsgunst stand der junge Musiker aus Leipzig ganz oben. Krahl studiert Kirchenmusik und Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Zweiter wurde Stephan Pollhammer aus Österreich, der am „Mozarteum“ in Salzburg studiert. Der dritte Preis ging an Nataliya Abryutina, Studentin an der Musikhochschule Lübeck.
Alle drei Finalisten des sechsten internationalen Orgel-Wettbewerbs spielten Werke von Felix Mendelsohn-Bartholdy, Robert Schumann, Johannes Brahms und Franz Liszt. Bei Mendelsohn-Bartholdy konnten sie aus den Sonaten auswählen, ebenfalls bei Schumanns Kanons. Pflichtstücke waren die Fuge in as-Moll von Brahms und das Präludium und Fuge über BACH von Liszt.
Anonym
Die Jury kannte zwar die Namen der drei Finalisten, wusste aber nicht, in welcher Reihenfolge sie musizierten, auch das Publikum wußte es nicht.
Der Vorsitzende des Vereins Schramberger Orgelkonzerte Gebhard Pfaff hatte dies in seiner Begrüßung in der St.-Maria-Kirche erläutert. In einer etwa halbstündigen Pause traf sich die Jury nach dem Vorspiel, um über die Reihenfolge zu entscheiden. Das Publikum konnte mit einem Stimmzettel abstimmen, wer den Publikumspreis erhalten soll.
Zu den Ehren-Gästen zählten unter anderem Schrambergs Ehrenbürger Hans-Jochem Steim und Herbert O. Zinell mit seiner Frau Ruth. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr war gekommen. Pfarrer Rüdiger Kocholl als Hausherr und seine evangelische Kollegin Martina Schlagenhauf. Thomas Herzog war in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins-Kuratoriums wie auch sein Vorgänger Zinell an der Kasse aktiv. Auch etliche Stadträtinnen und -räte waren gekommen.
Der Erlös des Konzertabends werde man dem Kinderfonds spenden, so Pfaff. Der Fonds habe ein Programm für geflüchtete Kinder aus der Ukraine initiiert.
Komponisten der deutschen Romantik
Die drei Finalisten interpretierten ihre Stücke auf der berühmten Schramberger Walcker Orgel und hatten dabei ihren jeweiligen Stil. Das war für das Publikum insbesondere bei den beiden Pflichtstücken gut herauszuhören. Da variierten die Tempi und der Einsatz der Register. Nach einer Pause auf dem Kirchenvorplatz bei kleinen Snacks und Getränken kehrten die Gäste in die Kirche zurück.
Jury-Lob für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Der Vorsitzende der fünfköpfigen Jury, Professor Ludger Lohmann, lobte vor der Bekanntgabe der Gewinner das „durchgängig sehr hohe Niveau“ aller zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Alle hätten ins Finale kommen können.“ Er bedankte sich bei den Organisatorinnen und Organisatoren des Wettbewerbs, insbesondere Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer, Gebhard Pfaff und Wilfried Roming.
Auch seinen Jurykolleginnen und Kollegen Federica Iannella aus Mantua, Michel Bouvard aus Toulouse, Jozef Serafin aus Warschau und David Franke aus Freiburg dankte er. „Wir haben eine schöne Woche miteinander verbracht.“ Die Organistinnen und Organisten hätten sie mit ihren Interpretationen erfreut, hob Lohmann hervor.
Natürlich werteten die Jurymitglieder unterschiedlich, hätten verschiedene Schwerpunkte, so Lohmann. Wie gehen die Einzelnen auf das Instrument ein, wie mit der schwierigen Akustik in den beiden Kirchen, welche Freiheiten nehmen sie sich? Am Ende sei die Entscheidung aber doch sehr eindeutig gewesen.
Preisübergabe
Den mit 2000 Euro dotierten dritten Preis überreichte als Vertreter des Sponsors Heimo Hübner von der MS Schramberg an Nataliya Abryutina. Bei allen drei Finalisten habe er Begeisterung, Leidenschaft und Hingabe gespürt. „In den Schuhen der Jury möchte ich nicht stecken.“
Hans-Jochem Steim, der eine Junghans Meister-Uhr als Publikumspreis vergab, fand, er müsste eigentlich drei weitere Publikums-Preise vergeben. Den ersten an die Schramberger, die 1840 beschlossen, statt eines weiteren Kirchturms lieber eine Orgel zu kaufen. Zum zweiten an die Schramberger, die von 1988 bis 200 dafür sorgten, dass die Walcker-Orgel renoviert wird. Und drittens an all diejenigen, die den Wettbewerb organisiert hätten.Tatsächlich überreichte Steim ein kleines Uhren-Päckle an Johannes Krahl. Das Publikum hatte sich für ihn entschieden.
Den zweiten Preis (3000 Euro) überreichte Benjamin Schneider als Vertreter der Kreissparkasse Rottweil an Steffen Pollmann. Er zitierte Aristoteles mit dem Satz: „Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten.“ Ein solcher Wettbewerb fordere Aufwand, und die Sparkasse leiste dabei gern tatkräftige finanzielle Unterstützung.
Erster Preis geht nach Leipzig
Damit war klar, dass den mit 5000 Euro dotierten ersten Preis Johannes Krahl gewonnen hatte. Ihn überreichte Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, die auch die Schirmherrin des Wettbewerbs war. Sie bedankte sich im Namen der Stadt bei den Organisatoren des Wettbewerbs. Er sei inzwischen wie die Walcker-Orgel ein Markenzeichen der Stadt. Dem Sieger wünschte sie viel Erfolg bei seiner Karriere.
In einem Schlusswort erläuterte Pfaff das Engagement des Vereins für die Orgel und die Musik. Wie Sportler einen Platz, eine Halle oder einen Verein bräuchten, um über sich hinaus zu wachsen, so sei das auch bei Menschen, die den Kontakt zum Schöpfer suchten. „Auch dafür braucht es einen Raum, ein Gebäude.“ Er lud die Besucher ein, dem Verein beizutreten oder in einer anderen Form zu unterstützen.