Schramberg. Neue Zahlen und neue Pläne brachten die Schulcampusplaner im besonderen Ausschuss für Schrambergs Großprojekt Nummer eins mit. Am Donnerstag berichteten Fachbereichsleiter Bent Liebrich, die Abteilungsleiterin Kitas und Schulen Kerstin Flaig und Architekt Stefan Kamm über den Stand der Planungen. Stadtkämmerer Klemens Walter erläuterte, wie die Finanzierung laufen könnte. Das Wichtigste: Die Stadt schlägt ein Parkhaus auf dem Gelände vor. Die Kosten liegen derzeit bei 34,1 Millionen und der Start wäre ab 2027 finanzierbar.
Parkhaus mit 200 Plätzen auf dem Gelände
Liebrich ging zunächst auf die Parkierungsfrage ein. Im ursprünglichen Konzept sei geplant gewesen, die Autos in einem Parkhaus an der Küfergasse oder beim Tunneleingang unterzubringen. Nun gibt es nach der Sommerpause ein Mobilitätskonzept, bei dem Haltestellen, Zufahrten, Busanbindung und die Hol- und Bring-Situation geklärt werde sollen.
„Entgegen der Auslobung wird die Parkierungsanlage voraussichtlich doch im Gebiet auf städtischen Grundstücken untergebracht“, kündigt Liebrich an. Der Grund: Die Stadt konnte die erforderlichen Grundstücke außerhalb des Campus bisher nicht erwerben. Die Kosten für ein Parkhaus lägen laut Architekturbüro bei etwa 3,3 Millionen Euro.
Aktuelle Kosten bei 34,1 Millionen Euro
Architekt Kamm fand den neuen Standort hinter der Karl-Diehl-Halle „ganz gut“. Er werde dafür sorgen, dass weniger Verkehr im eigentlichen Campus stattfinde. Man habe überlegt, ob man während der Bauphase auch ohne Parkhaus auskomme. Etwa 90 Parkplätze seien als Interimslösungen unterzubringen.
Es wäre auch möglich, die Peter-Meyer-Schule während der Bauarbeiten zunächst noch zu erhalten. Die Kosten für das Hauptgebäude lägen, Stand April 2023, bei 34,1 Millionen Euro.
Offene Zuschussfragen und neues Sanierungsgebiet
Kerstin Flaig informierte über die erhofften Zuschüsse: Die Chancen, dass die bisherigen Schulhäuser der Erhard- Junghans-Schule „abgesprochen“ würden, stünden recht gut. Dafür gebe es Gutachten. Absprechen heißt, die Gebäude seien es nicht mehr wert, aufwändig saniert zu werden, und frühere Zuschüsse müssen nicht zurückgezahlt werden.
Bei einem Gesprächstermin am 21. Juli werden sich Vertreter der Stadt mit Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer treffen und weitere Fördermöglichkeiten ausloten.
Dazu gehört auch die Ausweisung eines weiteren Sanierungsgebiets rings um den Schulcampus, ergänzte Liebrich. Darüber könnten auch im Schulcampusareal Maßnahmen wie Gebäudeabbrüche, Grunderwerb oder Erschließungen gefördert werden. Bevor es aber ein viertes Sanierungsgebiet gebe, müsse ein anderes abgeschlossen sein. Talstadt-West endete im April und müsste in ein paar Monaten auch abgerechnet sein, so Liebrich. Dann könne man das Gebiet um den Schulcampus beantragen.
Udo Neudeck (Freie Liste) fragte, ob auch das denkmalgeschützte Lichtspielhaus förderfähig wäre. Genau auch deshalb ziehe man das Gebiet größer, so Liebrich.
Kämmerer: Liquidität aufbauen und 2027 starten
Die finanzielle Situation der Stadt schilderte Kämmerer Walter. Der 35 Millionen Euro teure Schulcampus sei „ein einzigartiges Projekt für die Stadt“. Es kämen viele Zusatzaufgaben auf die Stadt zu wie die Ganztagsbetreuung, aber auch Investitionen wie die Tennenbronner Halle.
Gleichzeitig seien in den letzten Jahren die Gewerbesteuern gestiegen. Durchschnittlich 26 Millionen Euro habe die Stadt pro Jahr eingenommen und im Ergebnishaushalt durchschnittlich sieben Millionen erwirtschaftet. „Da beneiden uns viele Kommunen.“
Um die 40 Millionen für den Campus finanzieren zu können, sollten 20 Millionen in der Kasse sein. 15 Millionen ließen sich über Kredite finanzieren und fünf Millionen sollten aus Zuschüssen fließen, so Walters Rechnung. Um die 20 Millionen zusammen zu bekommen, sollte sich die Stadt auf die Abwicklung von vier großen Projekten bis 2026 konzentrieren: Don-Bosco Kindergarten, Halle Tennenbronn, Kirchplatz-Kindergarten und Sanierung Gymnasium. Dafür wären durchschnittlich neun Millionen Euro pro Jahr zu investieren.
„Ab 2027/28 wäre dann genug Geld für den Campus vorhanden.“ Eine Neuverschuldung müsse man bis dahin strikt vermeiden.
Plan B für alle Fälle
Für alle Fälle schlug Walter einen Plan B vor: Überlegen, ob man das Projekt nicht doch in zwei Bauabschnitte aufteilen könnte. Schließlich erwähnte er die Möglichkeit, die Umlandkommunen an den Baukosten zu beteiligen. Da sei man aber noch ganz am Anfang. „Wir prüfen, ob Schramberg diesen Weg mit beschreitet.“
In diesem Zusammenhang berichtete Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, die Stad Rottweil habe schon konkrete Zahlen genannt. Auch Schramberg sei aufgefordert worden, eine freiwillige Vereinbarung zu schließen, weil zwei Schramberger Schülerinnen ein Rottweiler Gymnasium besuchen. Was den Plan B betreffe, sei sie persönlich für „Bauen in einem Rutsch“.
Viel Kritik aus dem Gremium
Ralf Rückert (Freie Liste), Schulexperte von Beruf, beklagte, man diskutiere nun schon sieben Jahre und habe immer noch „keine klare Ausrichtung, wie es aussehen soll“. Es fehle ein Zeitplan. Das Thema Absprache sei noch offen. Nun komme noch ein Plan B. Die Parkierung verkleinere den Freiraum auf dem Campus. Er fragte, ob in sieben Jahren ein Parkhaus überhaupt noch zeitgemäß sei. Der „Erlebnisraum Schule“ werde verloren gehen.
Die bisherige Karl-Diehl-Halle sei für die zu erwartenden 900 Schüler zu klein. Schließlich wollte Rückert wissen, was in den nun genannten 35 Millionen alles drin sei.
Architekt Kamm erläuterte, Grundstücke und Erschließung kämen hinzu. Das komplette Gebäude mit Mensa, Hort, Aula und Außenanlagen, so wie die Möblierung seien drin. Ein Kleinspielfeld und die Sporthalle dagegen nicht. Das bei der Karl-Diehl-Halle Handlungsbedarf bestehe, sah Eisenlohr ebenso.
Umland einbeziehen
Dominik Dieterle (CDU) fand: „Wir müssen endlich mal Gas geben.“ Er sei gegen weitere Varianten und einen Plan B. „Der Campus wird nicht aus finanziellen Gründen scheitern, sondern an der Umsetzung.“ Man solle wie Rottweil das Umland über freiwillige Vereinbarungen bei der Finanzierung einbinden.
Die Stadt solle transparent machen, wann kommt was. „Die Bürger wollen wissen, wann geht es los?“ Er sei gegen ein Sanierungsgebiet, weil das weitere Verzögerungen bedeuten könne. Ein Baubeginn erst 2027 oder 28 daure ihm zu lange.
Walter machte darauf aufmerksam, dass die Prüfung im RP ein drei Viertel Jahr gedauert habe. Ein Plan B könnte zu einem früheren Spatenstich führen.
Welche Zuschuss-Summen durch ein Sanierungsgebiet zu erwarten wären, wollte Barbara Kunst (CDU) erfahren. Das sei schwer zu sagen, so Liebrich. Es komme drauf an, in welche Förderung man reinkomme. Das Sanierungsgebiet sei nicht förderschädlich, versicherte Eisenlohr. Die Regierungspräsidentin habe eine „clevere Kombination“ von verschiedenen Fördertöpfen angeregt.
Architekt: Start schon 2025 möglich
Architekt Kamm versicherte, für die Planung genug Zeit zu haben, um schon 2025 anfangen zu können.
Udo Neudeck (Freie Liste) betonte, der politische Wille sei da, den Campus zu bauen und nicht die alten Gebäude zu sanieren. Die 35 bis 40 Millionen seien eine Riesensumme. Er erinnerte daran, dass die Gewerbesteuer auch von einem auf das andere Jahr dramatisch eingebrochen sei. „Wir haben schon um 500 Euro im Haushalt gefeilscht.“ Er sprach sich für einen Plan B aus, einfach, damit man im Fall der Fälle handeln kann. Das Parkhaus auf dem Gelände sei die zweitschlechteste Lösung. Man solle weiterhin außerhalb suchen.
Hilmar Bühler („Aktive Bürger“) fragte, ob auch die Kosten für die Unterbringung der Schüler während der Bauzeit berücksichtigt seien. Auch erinnerte er an die dramatischen Kostensteigerungen beim Don-Bosco-Kindergarten. Er schlug vor, das Parkhaus auf den Parkplatz hinter dem Lichtspielhaus zu errichtet. Dieses Grundstück stehe bisher nicht zur Verfügung, so Eisenlohr.
Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht) versicherte, im Rat sei man sich einig, Neubau statt Sanierung. Man sollte möglichst in einem Stück bauen, aber abschnittsweise als Notlösung bedenken. Es könnten sich Situationen ergeben, in denen man neu denken muss. „Auch mir machen die Baukosten Sorge.“
Parkhaus lieber außerhalb
Das Parkhaus im Gelände nehme nicht nur Platz weg, sondern man verbaue sich auch andere Dinge wie die Erweiterung der Karl-Diehl-Halle. Der Start mit dem Neubau des Kindergartens sei als Zeichen gedacht gewesen, der Schulcampus kommt, so Witkowski.
Auf Bitte von Barbara Kunst sagte Eisenlohr zu, das Modell für den Schulcampus nochmals vorzustellen. Sie kündigte an, die Verwaltung werde bis zum Herbst einen Plan B mit einer Analyse der Vor- und Nachteile ausarbeiten.
Schließlich stimmte der Ausschuss einstimmig dafür, das Architekten Kamm und die Fachplaner mit der Leistungsphase 2 zu beauftragen. Auch soll die Verwaltung die Parkierungsfrage nochmals beleuchten und nach einer Lösung außerhalb des Campus suchen.