Kunsthistorische Betrachtungen von Thomas Poller anlässlich der Einweihung vor 110 Jahren

Schramberger Rathaus mit eindrucksvoller Architektur

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Am Ende der Gemeinderatssitzung wies Stadträtin Bärbel Pröbstle (SPD-Buntspecht) ihre Kolleginnen und Kollegen darauf hin, dass auf den Tag genau das Rathaus vor 110 Jahren eingeweiht worden war. Eben am 23. November 1913. Das Rathaus gehört zum Stadtbild, man sieht es, man kennt es, aber welche Bedeutung die Architektur hat – darüber macht man sich weniger Gedanken. Thomas Poller, der sich als Herausgeber des Buches über „Gut Berneck“ intensiv mit der Architekturgeschichte der Zeit um die Jahrhundertwende beschäftigt hat, hat der NRWZ einige Gedanken zum Rathaus aufgeschrieben.

Schramberg. Anlass war ein Bericht über die geplante Umgestaltung des vorderen Rathausplatzes. Es wundere ihn, dass die Planerinnen und Planer „nicht die programmatisch bedeutende Rathausfront“ in ihre Überlegungen aufgenommen haben. „Ein Bezug auf den Haupteingang in der Mitte würde sinnvolle Bezüge schaffen, einbinden, verbinden.“

Auffallend sei, wie wenig der Vorplatz Bezug auf die recht bedeutende Rathausarchitektur nimmt. „Ohne eine besondere ‚Möblierung‘ zu bemühen, könnte ein durchdachtes Muster der verlegten Steinplatten auf dem Vorplatz einen Bezug zum Rathaus ermöglichen, sich am Eingang orientieren, und ihm zu mehr Bedeutung verhelfen“, ist Poller überzeugt. Die Gestaltung von Vorplätzen habe ja eine lange Tradition.

Rathaus Architektur – Identität

Der frühere Stadtarchivar Franz Fehrenbacher hat den Rathausbau in einem Beitrag ausführlich geschildert.
Bis zur Entscheidung, auf welchem Grundstück gebaut werden soll, hat es heftige Auseinandersetzungen im Rat und in der Bürgerschaft gegeben, die sich von 1907 bis 1911 hinzogen. Dann ging es schnell. Vom Architektenwettbewerb, der am 29. November 1911 beschlossen worden war, bis zur Entscheidung der Jury am 30. Januar 1912 vergingen gerade mal zwei Monate.

Das frühere Gasthaus „Mohren“ und das neue Schramberger Rathaus. (Stadtarchiv)

Die Grundsteinlegung war schon am 25. Juli 1912, und die Einweihung des Rathauses am 23. November 1913. „Es war ein prächtiger Spätherbsttag. Böllerschüsse und Flaggenschmuck machten auf das große Ereignis aufmerksam“, so schildert Fehrenbacher den Tag. Die Kosten für das neue Rathaus betrugen etwa 300.000 Mark. Für den Grunderwerb zahlte die Stadt nochmals 84.000 Mark.

Vier Architekten beim Wettbewerb

Den Wettbewerb unter vier Architekten hatte das Büro Bihl & Woltz aus Stuttgart gewonnen. Auch die Architekten Schmohl & Staehelin, die zwei Jahre zuvor Gut Berneck geplant und für Arthur Junghans erbaut hatten, waren dabei, aber nicht zum Zuge gekommen.

Im Preisgericht des Wettbewerbs waren Vertreter des Gemeinderats und des Bürgerausschusses und Stadtschultheiß Franz Paradeis sowie zwei bedeutende Architekten ihrer Zeit, die Professoren Paul Bonatz und Hermann Bolling.

Das Rathaus im Frühsommer 2015. Die architektonischen Feinheiten sind gut zu erkennen. Foto: Archiv him

Bedeutungsvolle Fassade

Der Kunsthistoriker Thomas Poller hat sich den Bau auf der Vorderseite genau angeschaut:
„Die Rathausfassade ist siebenachsig, und hat demnach logischerweise eine Mittelachse, eine ‚Mitte‘. Die acht Pilaster mit ionischen Kapitellen versinnbildlichen Macht und Würde.“

Steht man vor dem Rathaus, dann fällt auf, dass rechts neben dem Eingang quasi ein zweites Gebäude steht. Unten befindet sich die Bürger- und Tourist-Info, im ersten Stock sind Büros, darüber ist das Dienstzimmer der Oberbürgermeisterin. Warum haben die Architekten diesen Teil nach rechts ans Eck geschoben? Poller erklärt sich das so:

„Rechts vom mittigen Eingang befindet sich ein klassisches Viersäulenportal in der Tradition aristokratischer Eingangsportale, in der Art des Viersäulenportals des Schlosses derer von Bissingen.“ Und tatsächlich: Am Schloss sitzt dieses Portal mittig.

Thomas Poller bei der Einweihung von Gut Berneck im September. Foto: him

Revolutionär – bürgerlich

„1913 hat das wilhelminische Reich eine bedeutende Größe erreicht, und trotzdem wählt man für die Rathausfassade ein geradezu revolutionäres Konzept“, so Poller. „Das klassische Viersäulen-Eingangsportal rückt man weg aus der Mitte und platziert in der Mitte den Haupteingang, wie er bürgerlicher nicht sein kann, rückt ihn bewusst etwas nach innen, um ein Hineingehen zu inszenieren.

Man hätte das Viersäulenportal auch weglassen können. Die Architekten benutzten es aber ganz bewusst als nicht mehr gültig, nicht mehr die Mitte von Allem versinnbildlichend, und versetzten es nach rechts, bilden so einen nicht zuletzt politisch bedeutenden Gegensatz zum Schloss und seinen habsburgischen Wurzeln.

Schramberger Schloss, der Eingang mit Vier-Säulenportal in der Mitte Foto: him

Damit ist die Architektur der Rathausfassade nicht mehr wilhelminisch, sondern im besten Wortsinn bürgerlich, bewusst in Opposition zu alten Herrschaftsstrukturen, wie sie vom Viersäulenportal versinnbildlicht werden.“

Zwei unterschiedliche Uhren

Auffallend sind die Uhren des Rathauses. Den kleinen turmartigen Aufbau auf dem Dach schmücken auf der Vorder- und der Rückseite eher schlichte, schnell ablesbare Zifferblätter. Ähnlich der Tradition von Kirchturmuhren sollen sie der für alle sichtbare Bezugspunkt genauer, der amtlichen Zeitangabe sein, wie sie an vielen Rathäusern zu finden ist.

Die Turmuhr vom hinteren Rathausplatz zu sehen. Archiv-Foto: him

Welche universelle Bedeutung Zeit hat, wird durch die aufwändige astronomische Kunstuhr der Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp Hörz über dem Viersäulenportal versinnbildlicht.

Die Architektur des Rathauses mit auffallend wenig Ornament und bewusst der Neuen Sachlichkeit verpflichtet, erhält durch sie einen wichtigen Kontrapunkt und möchte sicher auf Schrambergs Uhrenindustrie von Weltrang verweisen.

Die Kunstuhr. Foto: Ringwald

Die Architektur von Hauseingängen

Poller geht auch auf den Rathauseingang näher ein und vergleicht diesen mit zwei anderen prominenten Hauseingängen aus jener Zeit in Schramberg: die Villa Junghans, von Erhard Junghans 1888/89 errichtet, und Arthur Junghans‘ Gut Berneck von 1911.

Eingang zur Villa Junghans. Archiv-Foto: him

„Hat die Erhard Villa im Sinne von Repräsentation noch ein großes Vordach über einer Freitreppe, die sich innen zum Hochparterre fortsetzt, ist der Eingang vom Gut Berneck des Arthur Junghans bewusst ausgesprochen bürgerlich, nicht herrschaftlich repräsentativ.“ Der Eingang von der Weihergasse her ist eher bescheiden, fast versteckt.

Eingang zu Gut Berneck: Aus: Wohnungskunst – Die Raumkunst, 1914

Ganz anders gestaltet sei die Eingangsarchitektur dagegen bei der kurz zuvor fertig gewordene Villa Bosch der Architekten Heim & Früh in Stuttgart oder die Villa Franck in Murrhardt, die ebenfalls Schmohl & Staehelin gebaut hatten. Hier führen breite Treppen hinauf zum herrschaftlichen Wohnsitz.

Rathaus als Symbol für Schrambergs Aufstieg

Zurück zum Rathaus. Der vorgesetzte Teil sitzt rechts vom Haupteingang. Poller vermutet, auch das habe einen Grund: „Man rezipiert von links nach rechts, liest von links nach rechts.“ Damit komme der Rathauseingang in die Mitte, weil dieser oberste Priorität habe, „vor dem Viersäulenportal, das nur noch Staffage ist, keine Eingangsfunktion mehr hat“.

Vor 110 Jahren hat Stadtschultheiß Franz Paradeis den Rathausbau ebenfalls als Symbol angesehen. Man habe für die Einweihung bewusst einen Sonntag gewählt, „um allen Bürgern die Teilnahme zu ermöglichen“, berichtet Fehrenbacher. „Es sollte ein Volksfest in des Wortes edelster Bedeutung sein.“

Das eindrucksvolle Rathaus stehe dafür, dass aus dem „früher bettelarmen, unbekannten Schwarzwaldort Schramberg“ dank der Tüchtigkeit und dem unermüdlichen Schaffen seiner Bewohner eine weltbekannte Uhrenstadt geworden sei. Dieses neue Rathaus sei „ein Wahrzeichen des kraftvollen Aufblühens und wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt“, zitiert ihn Fehrenbacher. Den Adel und die Schlossherrn hat Paradeis nicht erwähnt.

Thomas Pollers Fazit: „So ein schönes und Sinn gebendes Rathaus hat nicht jede Stadt.“

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Dr. Volker Ziegler
Dr. Volker Ziegler
10 Monate her

Eine ganz neue, tolle Perspektive auf unser, sowieso schon sehenswertes, Rathaus. In unserer Stadt gibt es noch architektonisch, kunsthistorische „Schätzchen“, die nur darauf warten „gehoben“ zu werden.

Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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Am Ende der Gemeinderatssitzung wies Stadträtin Bärbel Pröbstle (SPD-Buntspecht) ihre Kolleginnen und Kollegen darauf hin, dass auf den Tag genau das Rathaus vor 110 Jahren eingeweiht worden war. Eben am 23. November 1913. Das Rathaus gehört zum Stadtbild, man sieht es, man kennt es, aber welche Bedeutung die Architektur hat – darüber macht man sich weniger Gedanken. Thomas Poller, der sich als Herausgeber des Buches über „Gut Berneck“ intensiv mit der Architekturgeschichte der Zeit um die Jahrhundertwende beschäftigt hat, hat der NRWZ einige Gedanken zum Rathaus aufgeschrieben.

Schramberg. Anlass war ein Bericht über die geplante Umgestaltung des vorderen Rathausplatzes. Es wundere ihn, dass die Planerinnen und Planer „nicht die programmatisch bedeutende Rathausfront“ in ihre Überlegungen aufgenommen haben. „Ein Bezug auf den Haupteingang in der Mitte würde sinnvolle Bezüge schaffen, einbinden, verbinden.“

Auffallend sei, wie wenig der Vorplatz Bezug auf die recht bedeutende Rathausarchitektur nimmt. „Ohne eine besondere ‚Möblierung‘ zu bemühen, könnte ein durchdachtes Muster der verlegten Steinplatten auf dem Vorplatz einen Bezug zum Rathaus ermöglichen, sich am Eingang orientieren, und ihm zu mehr Bedeutung verhelfen“, ist Poller überzeugt. Die Gestaltung von Vorplätzen habe ja eine lange Tradition.

Rathaus Architektur – Identität

Der frühere Stadtarchivar Franz Fehrenbacher hat den Rathausbau in einem Beitrag ausführlich geschildert.
Bis zur Entscheidung, auf welchem Grundstück gebaut werden soll, hat es heftige Auseinandersetzungen im Rat und in der Bürgerschaft gegeben, die sich von 1907 bis 1911 hinzogen. Dann ging es schnell. Vom Architektenwettbewerb, der am 29. November 1911 beschlossen worden war, bis zur Entscheidung der Jury am 30. Januar 1912 vergingen gerade mal zwei Monate.

Das frühere Gasthaus „Mohren“ und das neue Schramberger Rathaus. (Stadtarchiv)

Die Grundsteinlegung war schon am 25. Juli 1912, und die Einweihung des Rathauses am 23. November 1913. „Es war ein prächtiger Spätherbsttag. Böllerschüsse und Flaggenschmuck machten auf das große Ereignis aufmerksam“, so schildert Fehrenbacher den Tag. Die Kosten für das neue Rathaus betrugen etwa 300.000 Mark. Für den Grunderwerb zahlte die Stadt nochmals 84.000 Mark.

Vier Architekten beim Wettbewerb

Den Wettbewerb unter vier Architekten hatte das Büro Bihl & Woltz aus Stuttgart gewonnen. Auch die Architekten Schmohl & Staehelin, die zwei Jahre zuvor Gut Berneck geplant und für Arthur Junghans erbaut hatten, waren dabei, aber nicht zum Zuge gekommen.

Im Preisgericht des Wettbewerbs waren Vertreter des Gemeinderats und des Bürgerausschusses und Stadtschultheiß Franz Paradeis sowie zwei bedeutende Architekten ihrer Zeit, die Professoren Paul Bonatz und Hermann Bolling.

Das Rathaus im Frühsommer 2015. Die architektonischen Feinheiten sind gut zu erkennen. Foto: Archiv him

Bedeutungsvolle Fassade

Der Kunsthistoriker Thomas Poller hat sich den Bau auf der Vorderseite genau angeschaut:
„Die Rathausfassade ist siebenachsig, und hat demnach logischerweise eine Mittelachse, eine ‚Mitte‘. Die acht Pilaster mit ionischen Kapitellen versinnbildlichen Macht und Würde.“

Steht man vor dem Rathaus, dann fällt auf, dass rechts neben dem Eingang quasi ein zweites Gebäude steht. Unten befindet sich die Bürger- und Tourist-Info, im ersten Stock sind Büros, darüber ist das Dienstzimmer der Oberbürgermeisterin. Warum haben die Architekten diesen Teil nach rechts ans Eck geschoben? Poller erklärt sich das so:

„Rechts vom mittigen Eingang befindet sich ein klassisches Viersäulenportal in der Tradition aristokratischer Eingangsportale, in der Art des Viersäulenportals des Schlosses derer von Bissingen.“ Und tatsächlich: Am Schloss sitzt dieses Portal mittig.

Thomas Poller bei der Einweihung von Gut Berneck im September. Foto: him

Revolutionär – bürgerlich

„1913 hat das wilhelminische Reich eine bedeutende Größe erreicht, und trotzdem wählt man für die Rathausfassade ein geradezu revolutionäres Konzept“, so Poller. „Das klassische Viersäulen-Eingangsportal rückt man weg aus der Mitte und platziert in der Mitte den Haupteingang, wie er bürgerlicher nicht sein kann, rückt ihn bewusst etwas nach innen, um ein Hineingehen zu inszenieren.

Man hätte das Viersäulenportal auch weglassen können. Die Architekten benutzten es aber ganz bewusst als nicht mehr gültig, nicht mehr die Mitte von Allem versinnbildlichend, und versetzten es nach rechts, bilden so einen nicht zuletzt politisch bedeutenden Gegensatz zum Schloss und seinen habsburgischen Wurzeln.

Schramberger Schloss, der Eingang mit Vier-Säulenportal in der Mitte Foto: him

Damit ist die Architektur der Rathausfassade nicht mehr wilhelminisch, sondern im besten Wortsinn bürgerlich, bewusst in Opposition zu alten Herrschaftsstrukturen, wie sie vom Viersäulenportal versinnbildlicht werden.“

Zwei unterschiedliche Uhren

Auffallend sind die Uhren des Rathauses. Den kleinen turmartigen Aufbau auf dem Dach schmücken auf der Vorder- und der Rückseite eher schlichte, schnell ablesbare Zifferblätter. Ähnlich der Tradition von Kirchturmuhren sollen sie der für alle sichtbare Bezugspunkt genauer, der amtlichen Zeitangabe sein, wie sie an vielen Rathäusern zu finden ist.

Die Turmuhr vom hinteren Rathausplatz zu sehen. Archiv-Foto: him

Welche universelle Bedeutung Zeit hat, wird durch die aufwändige astronomische Kunstuhr der Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp Hörz über dem Viersäulenportal versinnbildlicht.

Die Architektur des Rathauses mit auffallend wenig Ornament und bewusst der Neuen Sachlichkeit verpflichtet, erhält durch sie einen wichtigen Kontrapunkt und möchte sicher auf Schrambergs Uhrenindustrie von Weltrang verweisen.

Die Kunstuhr. Foto: Ringwald

Die Architektur von Hauseingängen

Poller geht auch auf den Rathauseingang näher ein und vergleicht diesen mit zwei anderen prominenten Hauseingängen aus jener Zeit in Schramberg: die Villa Junghans, von Erhard Junghans 1888/89 errichtet, und Arthur Junghans‘ Gut Berneck von 1911.

Eingang zur Villa Junghans. Archiv-Foto: him

„Hat die Erhard Villa im Sinne von Repräsentation noch ein großes Vordach über einer Freitreppe, die sich innen zum Hochparterre fortsetzt, ist der Eingang vom Gut Berneck des Arthur Junghans bewusst ausgesprochen bürgerlich, nicht herrschaftlich repräsentativ.“ Der Eingang von der Weihergasse her ist eher bescheiden, fast versteckt.

Eingang zu Gut Berneck: Aus: Wohnungskunst – Die Raumkunst, 1914

Ganz anders gestaltet sei die Eingangsarchitektur dagegen bei der kurz zuvor fertig gewordene Villa Bosch der Architekten Heim & Früh in Stuttgart oder die Villa Franck in Murrhardt, die ebenfalls Schmohl & Staehelin gebaut hatten. Hier führen breite Treppen hinauf zum herrschaftlichen Wohnsitz.

Rathaus als Symbol für Schrambergs Aufstieg

Zurück zum Rathaus. Der vorgesetzte Teil sitzt rechts vom Haupteingang. Poller vermutet, auch das habe einen Grund: „Man rezipiert von links nach rechts, liest von links nach rechts.“ Damit komme der Rathauseingang in die Mitte, weil dieser oberste Priorität habe, „vor dem Viersäulenportal, das nur noch Staffage ist, keine Eingangsfunktion mehr hat“.

Vor 110 Jahren hat Stadtschultheiß Franz Paradeis den Rathausbau ebenfalls als Symbol angesehen. Man habe für die Einweihung bewusst einen Sonntag gewählt, „um allen Bürgern die Teilnahme zu ermöglichen“, berichtet Fehrenbacher. „Es sollte ein Volksfest in des Wortes edelster Bedeutung sein.“

Das eindrucksvolle Rathaus stehe dafür, dass aus dem „früher bettelarmen, unbekannten Schwarzwaldort Schramberg“ dank der Tüchtigkeit und dem unermüdlichen Schaffen seiner Bewohner eine weltbekannte Uhrenstadt geworden sei. Dieses neue Rathaus sei „ein Wahrzeichen des kraftvollen Aufblühens und wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt“, zitiert ihn Fehrenbacher. Den Adel und die Schlossherrn hat Paradeis nicht erwähnt.

Thomas Pollers Fazit: „So ein schönes und Sinn gebendes Rathaus hat nicht jede Stadt.“

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