SCHRAMBERG – Eigentlich hätte in diesen Tagen mit der Sanierung der Fußgängerzone von der Oberndorfer Straße bis zur Hauptstraße begonnen werden sollen. Die Steige, die Paradiesgasse und der Hirsoner Platz sollten umgestaltet und neue Versorgungsleitungen herhalten. Doch jetzt hat die Verwaltung die Notbremse gezogen und die Ausschreibung wegen enormer Kostensteigerungen aufgehoben. Der Gemeinderat soll in seiner nächsten Sitzung beraten, wie es weitergeht.
Statt der Ende letzten Jahres bewilligten 930.000 Euro für den Straßenbau, die Möblierung, Bepflanzung, Beleuchtung und Ingenieurleistungen hat die Ausschreibung Kosten von nunmehr 1,42 Millionen Euro erbracht. Auf die Ausschreibung im Dezember hatten sich vier Bieter gemeldet. Das günstigste Angebot lag allein für den Straßenbau bei 1.244.302,23 Euro.
Planungsbüro lieferte veraltete Zahlen
Die im Haushalt vorgesehenen 930.000 Euro waren offenbar viel zu niedrig angesetzt. In der Vorlage für den Gemeinderat heißt es: „Bei der Kostenberechnung im Oktober wurden vom Ingenieurbüro deutlich zu niedrige Kosten gegenüber der aktuellen Preisentwicklung angesetzt. Dadurch wurden zu geringe Haushaltsmittel eingeplant.“ Die aktuell wohl erforderlichen Kosten im „bepreisten Leistungsverzeichnis“ habe das Ingenieurbüro am 16. Dezember 2018 erstellt, der Stadt aber erst am 30. Januar 2019 übermittelt. An dem Tag erfolgte die Submission, die Öffnung der Angebote.
Die Vertreter der Stadt haben die angebotenen Preise zwischenzeitlich überprüft und stellen fest: „Diese spiegeln die derzeit immer deutlicher am Markt zu Tage tretenden Preissteigerungen wider, was sich am Unterschied zum bepreisten Leistungsverzeichnis erkennen lässt.“ Zu Deutsch: Hätte das Ingenieurbüro bereits im Herbst vor der Gemeinderatsentscheidung und den Haushaltsberatungen realistische Preise vorgelegt, hätte die Verwaltung dem Rat die aktuellen Zahlen präsentieren und der Rat die entsprechenden Summen im Haushalt bereit stellen können – oder aber Sparvorschläge einfordern können.
Neben der überhitzten Baukonjunktur seien die hohen Preise aber auch auf die schwierige Situation mit schmaler Straße, vielen Geschäften und knappen Flächen für die Baustelleinrichtung zurückzuführen. Die Mehrkosten von fast einer halben Million Euro seien „innerhalb des Haushalts 2019 derzeit nicht finanzierbar. Die Ausschreibung musste somit aufgehoben werden“, heißt es in der Vorlage.
Kanalisation: Kosten mehr als verfünffacht
Auch bei der Kanalisation reichen die im Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs Abwasser vorgesehenen Mittel nicht aus. Ursprünglich sollte nur in einzelnen Teilbereichen der Kanal erneuert werden. Im Laufe der Planung hat der Eigenbetrieb Abwasser aber beschlossen, es wäre sinnvoller, den Kanal auf der gesamten Länge zu erneuern. Statt der ursprünglich geplanten 150.000 Euro hat die Ausschreibung nun Kosten für die Kanalisation von fast 790.000 Euro erbracht, Kosten, die nicht im Wirtschaftsplan aufgefangen werden können.
Umplanung zur Kostensenkung
Um Kostensicherheit zu erhalten und um die Kosten zu senken, will die Verwaltung vor einer neuen Ausschreibung prüfen, ob sich bei den Oberflächenmaterialien etwas einsparen ließe. Bisher ist eine Pflasterung geplant. „In den steilen Passagen ist es gestalterisch und funktional denkbar, dass seitlich an den Gebäuden das bisher geplante Granitpflaster als Bänderung verbreitert wird und dafür die flächenhafte Zwischenpflasterung zwischen den Bänderungen entfällt und durch einen Asphaltbelag ersetzt wird“, schreibt dazu die Verwaltung.
Bis zum Sommer möchte die Verwaltung prüfen, ob und wie Kosten reduziert werden können. Im Juli sollen der Ausschuss für Umwelt und Technik und der Gemeinderat über die Vorschläge beraten. Die dann ermittelten Kosten werden für den Haushalts- Plan 2020/21 eingeplant. Die erneute Ausschreibung soll, je nach verfügbaren Finanzmitteln im Oktober erfolgen. Baubeginn wäre dann im Frühjahr 2020.