Schramberger Brücken sind fast alle ok

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Einen ordentlichen Schreck hat Konrad Ginter vor der Sommerpause dem Gemeinderat eingejagt, als er von der maroden Haldenhofbrücke berichtete. Bis zu 1,2 Millionen Euro sollte die Brückensanierung kosten. Jetzt gab Tiefbau-Chef Ginter Entwarnung: Alles halb so wild.

Auf der Tagesordnung des Ausschusses für Umwelt und Technik (AUT) stand „Brücken und Bauwerke, Bericht.“ Im Zusammenhang mit der Haldenhofbrücke war von einer DIN-Norm die Rede. Diese schreibt bestimmte Kontrollen von Ingenieurbauwerken wie Brücken oder Stützmauern vor. Allerdings, so Ginter, sei diese Norm bisher für Kommunen „nicht verpflichtend“. Man wolle sie dennoch künftig einzuhalten versuchen.

91 Brücken geprüft: Über sieben Brücken musst nicht geh…

In Schramberg muss die Stadt sich um 91 Brücken kümmern, wobei bei etwa einem Dutzend Brücken nicht ganz klar sei, ob die Straßenbaulast bei der Stadt oder bei privaten Eigentümern liege. Weiter sei die Stadt für 119 Stützbauwerke, 66 Löschteiche oder Löschwasserbehälter, 72 Treppenanlagen und etwa 4000 Laternen- und Ampelmasten zuständig.

Ginter berichtete, er sei wegen der Haldenhofbrücke mit dem prüfenden Büro Breinlinger im Kontakt gewesen. Das Büro habe dann innerhalb von zwei Wochen sämtliche 91 Brücken angeschaut und begutachtet. „Bei sieben müssen wir was machen.“

Ein Großteil dieser Brücken sei bereits gesperrt wie etwa die Brücke beim Tunneleingang an der Schiltachstraße oder eine Holzbrücke im Kirnbachtal, über die seit Jahren bestimmt niemand gegangen sei. Alle anderen städtischen Brücken seien in Ordnung.

Diese Brücke über die Berneck ist sicher privat. Foto: him

Bei den Stützbauwerken hätten die Prüfer keine Mangelhaften gefunden.

Seine Abteilung werde nun einen Prüfplan aufstellen. Vorgesehen sei alle drei Jahre eine normale und alle sechs Jahre eine Hauptprüfung durch einen externen Gutachter. Dabei werde man mit den am schlechtesten bewerteten Brücken anfangen.

Haldenhofbrücke: Viel Geschrei um (fast) nichts

Zur Haldenhofbrücke berichtete Ginter, er sei mit den ursprünglichen Planern im Kontakt. Dabei habe sich herausgestellt, dass das vom Prüfingenieur bemängelte Problem, dass sich die Bücke leicht abhebt, gar kein Mangel, sondern so beabsichtigt sei. „Tatsächlich darf sie das“, so Ginter, „der Prüfingenieur sah das anders.“

Ein großes Problem sei allerdings das Durchrosten an einer undichten Fuge. „Da müssen wir ran.“ Dass unter der Brücke einige Blechteile rosten, sei nicht entscheidend, es handle ich um eine „verlorene Schalung“. Im Vergleich zum ersten Bericht zeige sich, dass sehr viel weniger gemacht werden muss, und das ganze habe noch fünf Jahre Zeit.

Was ist mit den Löschteichen?

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr lobte, es sei dankenswert, dass so schnell gehandelt wurde. Auch Gemeinderat Oskar Rapp (Freie Liste) meinte in Bezug auf die Haldenhofbrücke, das höre sich schon besser an. Er wollte wissen, weshalb die Regenrückhaltebecken nicht dabei seien und wie der Zustand der Löschteiche sei. „Wer ist da eigentlich zuständig, der Grundbesitzer oder die Stadt?“

Das sei eine Streitfrage, so Ginter, denn es sei nicht geregelt. Die Löschteiche seien ja meist im Außenbereich. Die Hochwasserrückhaltebecken fielen nicht unter die DIN-Vorschrift. Die Stadt prüfe diese aber auch regelmäßig. Rapp forderte zu den Löschteichen, da gehöre Klarheit geschaffen. Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß berichtete, die Stadt arbeite an einem Löschwasserkonzept. Da werde auch die Zuständigkeitsfrage geklärt.

Wer hat sie gebaut? Unwemgehört sie? Ältere Brücke über die Berneck. Foto: him

Emil Rode (Freie Liste) wunderte sich, das bei den 91 Brücken nicht alle Eigentumsverhältnisse klar seien. Ginter verwies auf gut 100 Jahre alte Brücken, die damals die Anwohner hätten bauen lassen. Ob die dann in städtischen Besitz übergegangen sind oder nicht, lasse sich oft nicht mehr klären. Auf Nachfrage kündigte Ginter an, die Stadt wolle nun jedes Jahr etwa 30 Brücken prüfen. Er wies aber auch darauf hin, dass zahlreiche Brücken noch nicht so alt sind. „Und die, die kritisch sind, haben wir sowieso im Blick.“

Thomas Brugger (CDU) dankte Ginter: „Ich fühle mich beruhigt“. Er sehe, die Verwaltung gehe „lösungsortientiert dran“.

Die meisten städtischen Brücken (blaue Punkte) finden sich in der Talstadt und in Tennenbronn. Grafik: Stadt Schramberg

Oskar Rapp fragte, ob die Maßnahmen aus dem normalen Straßenunterhalt oder aus dem Investitionshaushalt finanziert würden. Das komme auf die Größe der Maßnahmen an, antwortete Ginter. „Kleinere Sachen“ fielen unter den Straßenunterhalt. Da Tennenbronn sehr viele Brücken habe, müsse man das aber berücksichtigen, forderte Rapp. Die ein oder andere gerunzelte Stirn von Nicht-Tennenbronner Ausschussmitgliedern war nicht zu übersehen.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.