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Schramberg: Stadtgrün-Preisträger mit „Berneckstrand“

Freitagmorgen. Am Berneckstrand hat Christoph Rohrscheidt seine Fernsehkamera aufgebaut. Lilli Thalgott dirigiert Barbara Kunst für ein kurzes Interview. Im Hintergrund  beobachtet der Fotograf  Hergen Schimpf die Szene. Kunst soll berichten, wie das damals war, als der Berneckstrand entstand. Das Trio ist eigens aus Hamburg angereist, um über den Berneckstrand einen kurzen Film zu drehen und eine Fotoserie anzufertigen.

Warum? Schramberg hat beim neuen Bundespreis Stadtgrün des Bundesinnenministeriums den ersten Preis in der Kategorie GENUTZT,  einer von vier Kategorien gewonnen. Der Preis ist mit immerhin 15.000 Euro dotiert und wird am 2. Oktober in Berlin überreicht werden.

Schramberg ganz vorne mit dabei

„Mit 237 Wettbewerbsbeiträgen war die erste Runde des Bundespreises Stadtgrün ein voller Erfolg“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Neben sechs Preisträgern gab es auch sieben mit jeweils 5000 Euro dotierte Anerkennungen. Neben dem Preisgeld erhalten die Preisträger auch den Film zum Projekt, um ihn für ihre Werbung einzusetzen. Für die Anerkennungen gibt es schöne Fotos.

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Der neue Bundespreis „Stadtgrün“ zeichne „außergewöhnliches Engagement für urbanes Grün, vielfältige Nutzbarkeit, gestalterische Qualität, innovative Konzepte und integrative Planungsansätze aus“, so das Ministerium. Beworben für den Preis hatten sich aus unserer Region auch Rottweil, Tuttlingen, Offenburg und Lahr, waren aber nicht mit Preisen oder Anerkennungen bedacht worden.

Jury lobt Projekt „mit vielen Nutzungsmöglichkeiten“

Der Preisträger Berneckstrand in der Kategorie „Genutzt“ sei ein Freizeitgelände, so die Jury, an dessen Ausgangspunkt stand, „dass das Freibad an der Schiltach in Schramberg als nicht sanierungsfähig eingestuft wurde. Der Verlust der Freizeitinfrastruktur ermöglicht aber die Revitalisierung der Schiltach und wird nun genutzt, um neben Retentionsräumen und Hochwasserschutz eine innerstädtische Freifläche mit vielen Nutzungsmöglichkeiten für alle Bürger*innen zu schaffen“, lobt die Jury das Konzept.

Der unausweichliche Verlust des Freibads bleibt ein Trauma

In einer ausführlichen Beschreibung geht die Jury auch auf Schrambergs Vergangenheit mit dem Verlust der Uhrenindustrie in den 70er und 80er Jahren ein: „Dadurch verlor die Schramberger Talstadt über die Jahre an Bedeutung.“ Für die Schramberger Bevölkerung sei das Freibad an der Schiltach ein beliebtes Freizeitziel gewesen.

Das Schramberger Freibad auf einer Postkarte aus den Jahren 1936/37. Original im Stadtarchiv

Weil es als nicht sanierbar galt, habe es im Jahr 2000 außer Betrieb genommen werden müssen. „Die endgültige Schließung war sehr umstritten, da die Talstadt wieder eine bedeutende Infrastuktur- und Freizeiteinrichtung verlor“, heißt es weiter. Die Bürgerschaft habe einem Ersatz „hohe Priorität“ beigemessen.

Zwei Chancen und mehrere Stolpersteine

Schrambergs damaliger Oberbürgermeister Thomas Herzog erinnert sich, dass 2011 zwei Chancen zusammen kamen, um das bis dahin hinter einer Mauer vor sich hin gammelnde Freibad abzubrechen und in ein Freizeitgelände zu verwandeln. Zum einen hatte Stadtplaner Michael Kammergruber erfahren, dass für ein solches Projekt Mittel aus der „Glücksspirale“ fließen könnten, und zum anderen gab das Land endlich Geld für die Sanierung der Berneckstraße frei.

„Das war die Chance, die Mauer zum Freibad und das Freibad selbst abzubrechen und den Schandfleck zu beseitigen“, so Herzog zur NRWZ. Die Idee, dort ein Freizeitgelände anzulegen, stammte noch aus der Amtszeit von Herbert O. Zinell

Herzog erinnert sich an eine große Versammlung in der Mensa des Gymnasiums, bei der die Bürgerschaft sich intensiv an der Planung beteiligte. Dort wurden die Ideen für die Grillstellen und die Mountainbikestrecke beispielsweise geboren.

Bei der offiziellen Eröffnung am 5. Juni 2014: OB Thomas Herzog in Anzug und Krawatte mit den Gemeinderäten Bernd Richter, Rudi Aberle und Franz Rapp sowie Joachim Ragg von der SG Schramberg in der Schiltach. Am Ufer Udo Neudeck und Clemens Maurer. Archiv-Foto: him

Bei der späteren Umsetzung kam es dann zu erheblichen Kostenüberschreitungen, die “alle nachvollziehbar waren“, so Herzog. In der Bauverwaltung waren die beiden für das Projekt Verantwortlichen altershalber ausgeschieden, Nachfolger mussten sich erst einarbeiten. Die Bauarbeiten an der Berneckstraße öffneten nur ein schmales Zeitfenster für die Arbeiten am Berneckstrand – und schließlich gab es zwei Mal Hochwasser, bei dem Teile der bereits angelegten Anlagen davon gespült wurden.

Die Kostensteigerungen haben OB Herzog damals allerdings erheblichen Ärger eingebracht. Daraufhin hat sich die Stadt um ein effektiveres Kostenmanagement bei solchen Projekten gekümmert. Nun beglückwünscht Herzog die Stadt zum Gewinn des Preises: „Der Erfolg gibt uns im Nachhinein recht, dass wir es damals so gemacht haben.“

Der Fischreiher und die Drohne

Für ein paar letzte Aufnahmen im Morgenlicht ist das Kamerateam um Lilli Thalgott am Samstag nochmal an den Berneckstrand gekommen. Mit einer Drohne macht Kameramann Rohrschmidt Luftbildaufnahmen. Ein Fischreiher beobachtet das unheimliche Gefährt da oben in seinem Revier misstrauisch und umrundet immer wieder die Drohne: „Hast Du das drauf?“ fragt sie aufgeregt ihren Kameramann. „Klar.“  Mal sehen, ob die Szene auch im Film zu sehen sein wird.

Nah beieinander: Der Reiher und die Drohne. Foto: him

 

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