Vor dreieinhalb Jahren entstand ein ungewöhnlicher „gemischter“ Chor in Schramberg. Geflüchtete und Einheimische hatten damals für das Opernprojekt „Zaide“ geprobt und anschließend als „Singkreis Mosaik“ weiter gemacht. Bei mehreren Konzerten in den Folgejahren hat der Chor unter seinem Leiter Hans-Kurt Rennig die Zuhörer begeistert.
Jetzt bewirbt sich der Sing- und Instrumentalkreis als eine von wenigen Initiativen in der Erzdiösese Freiburg für den „Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“.
Der ehemalige Musiklehrer Rennig leitet den Chor, der ursprünglich in Schramberg im Betriebsgebäude des Tunnels probte. Auf den Preis aufmerksam gemacht habe ihn die Dekanatsreferentin Dr. Ruth Scholz, erzählt Rennig. Er ist gerade dabei, die Bewerbungsunterlagen zusammen zu stellen: Fotos von Konzerten, DVD-Aufnahmen und Zeitungsberichte.
Start im Flüchtlingssommer 2015
Rückblick Sommer 2015: Sehr viele Flüchtlinge sind in Schramberg untergekommen. Sie wissen oft nicht, wie sie mit Einheimischen in Kontakt kommen können. „Singen funktioniert immer“, denkt sich Rennig und läd zur Singstunde ein. Trotz ständiger Fluktuation, weil Chormitglieder abgeschoben werden oder weg ziehen, sei seither eine feste Gemeinschaft mit Sängerinnen und Sängern sowie Instrumentalisten entstanden, die sich einmal wöchentlich zum gemeinsamen Musizieren treffen.
Die Teilnehmer kommen aus Afghanistan, Syrien, Serbien, Rumänien, Eritrea, Bosnien und Kurdistan und von hier. „Die Zahlen schwanken so zwischen zwölf und 20“, erzählt Rennig. Es gebe einen festen Stamm und dann auch immer wieder neue Gesichter. Rennig ist überzeugt, dass die Flüchtlinge über das Erleben von Musik „ihre traumatisierte Vergangenheit besser bewältigen können“. Das gemeinsame Musizieren wecke Verständnis und Mitgefühl füreinander. Darüber hinaus habe die Teilnahmebestätigung schon bei so mancher Arbeitsplatzsuche geholfen oder sich positiv auf ein Abschiebeverfahren ausgewirkt.
Unterstützung von den Kirchen
Der Chor wird von beiden großen christlichen Kirchen unterstützt. Die evangelische Erwachsenenbildung der Ortenau hat schon Reisekostenzuschüsse gewährt, die katholische Seelsorgeeinheit in Schiltach und Schenkenzell stellt Räume für Proben und Konzerte zur Verfügung.
Nach der Winterpause möchte Rennig bald mit neuen Liedern starten. Auch die nächsten Auftritte sind schon geplant: „Wir wollen in Altersheimen singen und uns bei einem interreligiösen Dialog ‚Christen und Muslime‘ einbringen“, kündigt Rennig an. Dafür hat er sich schon neue Lieder besorgt, die der Mosaikchor dann auch mit Kirchenchören gemeinsam singen könnte.
Ob der Chor den Preis der Bischöfe gewinnen wird und ob die Sängerinnen und Sänger aus Schramberg und Umgebung bei der feierlichen Preisverleihung am 4. Juli auf der Zeche Carl in Essen dabei sind, entscheidet eine Jury. Wenn, dann werden sie bestimmt auch dort ihre Zuhörer begeistern.
Info: Die Deutsche Bischofskonferenz schreibt zum dritten Mal diesen Preis „für herausragendes kirchliches Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ aus. Die Deutsche Bischofskonferenz wolle das Engagement von Katholiken, die sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wenden und für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft eintreten, würdigen und ermutigen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Mehr unter: https://www.dbk.de/themen/auszeichnungen-der-deutschen-bischofskonferenz/katholischer-preis-gegen-fremdenfeindlichkeit-und-rassismus/die-ausschreibung/
BU: Von den ersten Proben im Schramberger Tunnel-Betriebsgebäude dauerte es nicht lange