Große Kartons stehen bereit, in einer Ecke eines großen Klassenraums stapeln sich die Stühle. „Wir wissen noch nicht, was wir mit denen machen“, sagt der Leiter der beruflichen Schulen Schramberg Axel Rombach. „Wir haben in Sulgen genügend Stühle.“ Vielleicht brauche die Stadt oder das JUKS ja welche, überlegt er. Die Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe bereitet sich derzeit auf den Umzug aus dem Businesscenter in der H.A.U. ins Berufsschulzentrum in Sulgen vor.
Nicht dass Fachbereichsleiterin Gabriele Siegl-Bialek und ihr Team sich im „Glaspalast“ nicht wohl gefühlt hätten. Im Gegenteil: Die Räume seien bestens für die Schule und ihre Zwecke geeignet. „Es hat sehr gut funktioniert hier“, bestätigt auch Rombach. Das Problem: Wegen der Reform der Pflegeausbildung gehen die Schülerinnenzahlen erheblich zurück. „Wir unterrichten im dritten Ausbildungsjahr derzeit elf Schülerinnen, im zweiten Jahr sind es noch acht“, so Siegl-Bialek. Hinzu kommen acht Schülerinnen, die die einjährige Helferinnenausbildung absolvieren.
Um die Schülerinnen (und wenigen Schüler) unterrichten zu können, reichen die Räume in den beruflichen Schulen in Sulgen: „Wir haben einen eingerichteten Pflegeraum und die Möglichkeit, die Klasse auch hier zu unterrichten.“ So könne man die Miete sparen, erläutert Rombach. Da die bisherige Altenpflegeausbildung auslaufe, seien die Räume in der H.A.U. nicht mehr nötig.
Reform der Pflegeausbildung macht Sorgen
Die Bundesregierung hatte eine Reform der Pflegeausbildung beschlossen, Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege wurden in eine „generalistische Pflegeausbildung“ zusammen gefasst. Erst am Ende der Ausbildung spezialisieren sich die Auszubildenden. Das bedeutet aber das Ende der klassischen Altenpflegeausbildung, wie sie die Schule in Schramberg bietet. „Die generalistische Pflegeausbildung können wir leider nicht anbieten“, so Rombach.
Fachleute wie der langjährige Leiter des Schramberger Spittelseniorenzentrums, Albert Röcker, warnen seit Jahren, dass die Reform dazu führen wird, dass immer weniger junge Menschen in die Altenpflege gehen. Früher habe ein Hauptschulabschluss genügt. Für die „generalistische Ausbildung“ sei mindestens die mittlere Reife nötig. „Die Einrichtungen der Altenpflegeausbildung leiden unter der Reform“, bestätigt Rombach.
In Schramberg bleibe die einjährige Altenpflegehilfeausbildung bestehen, versichert Siegl-Bialek. Rombach hofft, dass diese Hilfeausbildung in ein oder zwei Jahren in eine zweijährige Pflegeassistenzausbildung umgewandelt wird. Schon in der Vergangenheit habe die Hilfeausbildung einigen Absolventinnen mit Hauptschulabschluss den Sprung in die Pflegerinnenausbildung ermöglicht.
Bewegte Schulgeschichte
Die Schramberger Altenpflege-Schule hat eine recht bewegte Geschichte hinter sich. 1987 entstand die Berufsfachschule für Haus- und Altenpflegehilfe als neue Schulart an den Hauswirtschaftlichen Schulen in Schramberg-Sulgen. Sie befand sich in der ehemaligen Kindertagesstätte neben dem Personalwohnheim des Krankenhauses in der Weihergasse in Schramberg. Zwei Jahre später richtete der Kreis die dreijährige Berufsfachschule für Altenpflege neben der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe ein. Dann 2004 wird die Berufsfachschule für Altenpflege als Außenstelle den Haus-und Landwirtschaftlichen Schulen Rottweil zugeordnet.
Nach der Schließung des Schramberger Krankenhauses zieht die Schule 2013 in die H.A.U. um. Damals sei die Gefahr groß gewesen, dass Schramberg die Schule ganz verlieren könnte. „Aber wir wollten unbedingt in Schramberg bleiben“, erinnert sich Axel Rombach. Über den Kontakt mit der Stadt habe man damals die Räume im Businesscenter gefunden und umbauen lassen. Seit 2018 ist die Schule organisatorisch an die beruflichen Schulen in Schramberg angegliedert. Als letzter Integrationsschritt folgt nun der Umzug, der bis Ende Juli abgeschlossen sein soll.