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    Schramberg: Elternvertreterinnen protestieren gegen Spielplatzsperre

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    In einem „Offenen Brief“ haben sich Mareike Braun und Sophia Wolf, die beiden Vorsitzenden des Gesamtelternbeirats der Schramberger Kindergärten, an Landrat Wolf-Rüdiger Michel, Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und den Schramberger Gemeinderat gewandt. Sie kritisieren die Spielplatzschließungen als “Aktionismus zu Lasten der Kinder“.

    Das Landratsamt hatte gestern die Spielplatzschließung in Schramberg unter anderem damit begründet, dass in Tennenbronn die britische Virusmutante besonders stark grassiere, und Kinder ab drei Jahren überdurchschnittlich häufig erkrankten.

    Die Elternvertreterinnen argumentieren nun, wenn die Infektionslage einen solchen Schritt notwendig mache, sei die Schließung der Spielplätze eher nicht weitreichend genug und werde zu Fahrten ins Umland oder privaten Besuchen führen. Auch treffe es wieder  Kinder aus ärmeren Verhältnissen ohne eigenen Garten besonders. Die Elternvertreterinnen fragen, ob es nicht eine echte Ausgangssperre für alle Altersgruppen geben müsste.

    Braun und Wolf stellen dann eine Reihe von Fragen, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Abschließend weisen die beiden darauf hin, dass die Kinder derzeit auf sehr viel verzichten müssten. Maßnahmen, die sie betreffen,  müssten sehr genau abgewogen werden. „Hierzu gehört auch die Kommunikation, warum weitere Einschränkungen zwingend notwendig sind und ob andere Maßnahmen nicht zuerst zu ergreifen sind“, heißt es abschließend.

    Hier der Brief im Wortlaut:

    Schließung der öffentlichen Spielplätze der Stadt Schramberg

    Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Michel, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Eisenlohr, sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

    als wir gestern die Mitteilung über die Schließung der Spielplätze in der Stadt Schramberg gelesen haben, war unser erster Gedanke: Warum trifft es wieder die Kinder am härtesten?

    Es weckt Erinnerungen an den Beginn der Pandemie vor über einem Jahr. Der Unterschied ist: Heute sollten wir nicht mehr von der Situation überrascht und überfordert sein, heute sollten den Einschränkungen belastbare Informationen zu Grunde zu legen sein.

    In Anbetracht der uns vorliegenden Informationen empfinden wir das Schließen der Spielplätze in unserer Stadt als Aktionismus zu Lasten der Kinder und der Schritt ist für uns  nicht nachvollziehbar.

    Sofern die Infektionslage einen so drastischen Schritt zwingend notwendig macht, dann ist er eher nicht weitreichend genug. Die Schließung der Spielplätze wird aller Erfahrung nach nur dazu führen, dass die Anzahl der privaten Besuche und die Fahrten zu Spielplätzen im Umland zunehmen wird. Auch sind erneut die Kinder aus ärmeren Verhältnissen stärker betroffen, da diese zumeist in kleinere Wohnungen ohne eigenen Garten leben und/oder es kein Auto gibt um woanders hinzugehen. Begleitende Maßnahmen, die das unterbinden sind nicht zu erkennen. Und müsste es dann nicht eigentlich eine echte Ausgangssperre für alle Altersgruppen oder zumindest die Sperrung aller Parkbänke und Sitzgelegenheiten im Freien geben? Da reicht ein Blick in die Innenstädte und Parks. Mit der reinen Schließung der Spielplätze verkleinert man nur die Flächen, auf denen sich Kinder üblicherweise aufhalten und erhöht damit noch die Ansteckungsgefahr.

    Für uns stellen sich folgende Fragen:

    – Was ist die detaillierte Begründung der getroffenen Maßnahme?

    – Welche Datengrundlage führt zu der Abschätzung, dass Spielplätze besonders gefährlich sind?

    – Wie viel Ansteckungen wurden auf Spielplätzen im Freien nachgewiesen? Wird dies überhaupt erfasst und wenn nein, warum nicht?

    – Warum ist eine Beschränkung der Anzahl der Kinder/Besucher auf dem Spielplatz als mildere Maßnahme nicht ausreichend?

    – Welche Maßnahmen/Angebote sind vorgesehen um den Verlust der Spielplätze für die Kinder auszugleichen? Werden zum Beispiel andere Flächen im Freien für Erwachsene ohne Kinder gesperrt, damit die Kinder dann risikoarm an anderer Stelle ins Freie können? Oder teilen sie sich dann einfach den geringeren Platz in Parks, auf den Plätzen mit den Erwachsenen (die ja ebenfalls ein berechtigtes Interesse an Naherholung haben)?

    – Wurde über ein verstärktes Testkonzept im betroffenen Ortsteil oder im gesamten Stadtgebiet nachgedacht und wenn ja aus welchen Gründen ist es nicht umsetzbar?

    – Wurden alternative Maßnahmen statt der Schließung der Spielplätze in Betracht gezogen, die nicht zu Lasten der Kinder gehen würden?

    – Wie kam es zu der Abschätzung, dass diese anderen Maßnahmen weniger erfolgsversprechend sind als die Schließung von Spielplätzen?

    Nach über einem Jahr mit dieser Pandemie bleibt zunehmend der bittere Beigeschmack, dass Kinder in unserer Gesellschaft zu wenig zählen. In vielen Gesprächen mit anderen Eltern konnten wir feststellen, dass dies keine Einzelmeinung ist.

    Ja, Kinder passen sich an die Verhältnisse an und es könnte immer schlimmer sein. Wir möchten hier auch nicht mit der großen Keule der dauerhaften Schäden kommen, aber die Pandemie und die Maßnahmen wirken auf unsere Kinder.

    Unsere Kinder verzichten auf sehr viel: Keine Sportangebote, keine Musik- und Kunstschule, Einschränkungen im Kindergarten, Unterbrechungen im Kindergartenbesuch mit immer wiederkehrendem sich in die neue Situation einfinden müssen, oft keine Besuche in Zoos, Schwimmbädern, Museen. Nicht zuletzt sind die Eltern inzwischen auch einfach erschöpft und können nicht mehr so viel auffangen.

    Wir verlangen unseren Kindern zur Zeit wirklich sehr viel ab. Daher sollte besonders bei Maßnahmen, die sie betreffen, sehr genau abgewogen werden. Hierzu gehört auch die Kommunikation, warum weitere Einschränkungen zwingend notwendig sind und ob andere Maßnahmen nicht zuerst zu ergreifen sind.

    Über eine Rückmeldung freuen wir uns sehr und stehen auch gerne für ein Gespräch zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mareike Braun, Vorsitzende und Sophia Wolf, Stellvertretende Vorsitzende

     

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    NRWZ-Redaktion Schramberg
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    In einem „Offenen Brief“ haben sich Mareike Braun und Sophia Wolf, die beiden Vorsitzenden des Gesamtelternbeirats der Schramberger Kindergärten, an Landrat Wolf-Rüdiger Michel, Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und den Schramberger Gemeinderat gewandt. Sie kritisieren die Spielplatzschließungen als “Aktionismus zu Lasten der Kinder“.

    Das Landratsamt hatte gestern die Spielplatzschließung in Schramberg unter anderem damit begründet, dass in Tennenbronn die britische Virusmutante besonders stark grassiere, und Kinder ab drei Jahren überdurchschnittlich häufig erkrankten.

    Die Elternvertreterinnen argumentieren nun, wenn die Infektionslage einen solchen Schritt notwendig mache, sei die Schließung der Spielplätze eher nicht weitreichend genug und werde zu Fahrten ins Umland oder privaten Besuchen führen. Auch treffe es wieder  Kinder aus ärmeren Verhältnissen ohne eigenen Garten besonders. Die Elternvertreterinnen fragen, ob es nicht eine echte Ausgangssperre für alle Altersgruppen geben müsste.

    Braun und Wolf stellen dann eine Reihe von Fragen, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Abschließend weisen die beiden darauf hin, dass die Kinder derzeit auf sehr viel verzichten müssten. Maßnahmen, die sie betreffen,  müssten sehr genau abgewogen werden. „Hierzu gehört auch die Kommunikation, warum weitere Einschränkungen zwingend notwendig sind und ob andere Maßnahmen nicht zuerst zu ergreifen sind“, heißt es abschließend.

    Hier der Brief im Wortlaut:

    Schließung der öffentlichen Spielplätze der Stadt Schramberg

    Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Michel, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Eisenlohr, sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

    als wir gestern die Mitteilung über die Schließung der Spielplätze in der Stadt Schramberg gelesen haben, war unser erster Gedanke: Warum trifft es wieder die Kinder am härtesten?

    Es weckt Erinnerungen an den Beginn der Pandemie vor über einem Jahr. Der Unterschied ist: Heute sollten wir nicht mehr von der Situation überrascht und überfordert sein, heute sollten den Einschränkungen belastbare Informationen zu Grunde zu legen sein.

    In Anbetracht der uns vorliegenden Informationen empfinden wir das Schließen der Spielplätze in unserer Stadt als Aktionismus zu Lasten der Kinder und der Schritt ist für uns  nicht nachvollziehbar.

    Sofern die Infektionslage einen so drastischen Schritt zwingend notwendig macht, dann ist er eher nicht weitreichend genug. Die Schließung der Spielplätze wird aller Erfahrung nach nur dazu führen, dass die Anzahl der privaten Besuche und die Fahrten zu Spielplätzen im Umland zunehmen wird. Auch sind erneut die Kinder aus ärmeren Verhältnissen stärker betroffen, da diese zumeist in kleinere Wohnungen ohne eigenen Garten leben und/oder es kein Auto gibt um woanders hinzugehen. Begleitende Maßnahmen, die das unterbinden sind nicht zu erkennen. Und müsste es dann nicht eigentlich eine echte Ausgangssperre für alle Altersgruppen oder zumindest die Sperrung aller Parkbänke und Sitzgelegenheiten im Freien geben? Da reicht ein Blick in die Innenstädte und Parks. Mit der reinen Schließung der Spielplätze verkleinert man nur die Flächen, auf denen sich Kinder üblicherweise aufhalten und erhöht damit noch die Ansteckungsgefahr.

    Für uns stellen sich folgende Fragen:

    – Was ist die detaillierte Begründung der getroffenen Maßnahme?

    – Welche Datengrundlage führt zu der Abschätzung, dass Spielplätze besonders gefährlich sind?

    – Wie viel Ansteckungen wurden auf Spielplätzen im Freien nachgewiesen? Wird dies überhaupt erfasst und wenn nein, warum nicht?

    – Warum ist eine Beschränkung der Anzahl der Kinder/Besucher auf dem Spielplatz als mildere Maßnahme nicht ausreichend?

    – Welche Maßnahmen/Angebote sind vorgesehen um den Verlust der Spielplätze für die Kinder auszugleichen? Werden zum Beispiel andere Flächen im Freien für Erwachsene ohne Kinder gesperrt, damit die Kinder dann risikoarm an anderer Stelle ins Freie können? Oder teilen sie sich dann einfach den geringeren Platz in Parks, auf den Plätzen mit den Erwachsenen (die ja ebenfalls ein berechtigtes Interesse an Naherholung haben)?

    – Wurde über ein verstärktes Testkonzept im betroffenen Ortsteil oder im gesamten Stadtgebiet nachgedacht und wenn ja aus welchen Gründen ist es nicht umsetzbar?

    – Wurden alternative Maßnahmen statt der Schließung der Spielplätze in Betracht gezogen, die nicht zu Lasten der Kinder gehen würden?

    – Wie kam es zu der Abschätzung, dass diese anderen Maßnahmen weniger erfolgsversprechend sind als die Schließung von Spielplätzen?

    Nach über einem Jahr mit dieser Pandemie bleibt zunehmend der bittere Beigeschmack, dass Kinder in unserer Gesellschaft zu wenig zählen. In vielen Gesprächen mit anderen Eltern konnten wir feststellen, dass dies keine Einzelmeinung ist.

    Ja, Kinder passen sich an die Verhältnisse an und es könnte immer schlimmer sein. Wir möchten hier auch nicht mit der großen Keule der dauerhaften Schäden kommen, aber die Pandemie und die Maßnahmen wirken auf unsere Kinder.

    Unsere Kinder verzichten auf sehr viel: Keine Sportangebote, keine Musik- und Kunstschule, Einschränkungen im Kindergarten, Unterbrechungen im Kindergartenbesuch mit immer wiederkehrendem sich in die neue Situation einfinden müssen, oft keine Besuche in Zoos, Schwimmbädern, Museen. Nicht zuletzt sind die Eltern inzwischen auch einfach erschöpft und können nicht mehr so viel auffangen.

    Wir verlangen unseren Kindern zur Zeit wirklich sehr viel ab. Daher sollte besonders bei Maßnahmen, die sie betreffen, sehr genau abgewogen werden. Hierzu gehört auch die Kommunikation, warum weitere Einschränkungen zwingend notwendig sind und ob andere Maßnahmen nicht zuerst zu ergreifen sind.

    Über eine Rückmeldung freuen wir uns sehr und stehen auch gerne für ein Gespräch zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mareike Braun, Vorsitzende und Sophia Wolf, Stellvertretende Vorsitzende

     

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