Eine bewegte Geschichte hat das Gebäude an der Ecke Weihergasse/Berneckstraße hinter sich. Zunächst war es die „Villa Schweizer“, später ein Notariat und zum Schluss beherbergte es auch noch eine Kinderarztpraxis. Seit Notare und der Kinderarzt auszogen, stand das Gründerzeitgebäude nun leer. Doch in den nächsten Monaten soll wieder Leben einkehren, und aus der Unternehmervilla ein Jugend(bau)haus werden.
„Ich danke dem Gemeinderat, dass er das Projekt ermöglicht“, so Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr bei einem digitalen Pressegespräch, „ich freue mich total, dass wir das Projekt jetzt an den Start bringen können.“ Julia Merz vom JUKS berichtete von den bisherigen Aktivitäten. So startete im März eine Projektgruppe. Zehn Jugendliche aus dem Jugendtreff und von der Jugendbeteiligung Schramberg (Jubi) hätten sich in einem Workshop überlegt, wie Jugendliche in das Projekt eingebunden werden können.
Chiara Engelhard beteiligt sich am Projekt JBH19. Das habe man so getauft, weil es ja ein Jugendhaus werden soll, und man sich in der Bauphase befinde. Also Jugendbauhaus. „Die 19 kommt von der Hausnummer.“
Aktivierungsphase läuft an
Sudenaz Peynirci kündigte an, die Initiative werde sich ab nächste Woche an die Schülerinnen und Schüler ab Klasse 6 wenden. „Wir wollen ihnen erklären, dass das ein Jugendhaus geben soll und schon mal Ideen sammeln.“ Corona-bedingt soll es auch einmal im Monat ein Zoom-Meeting geben. Wenn es trotz Pandemie klappen sollte, wolle die Gruppe auch einen Tag der offenen Tür im JBH organisieren, damit die Jugendlichen das Haus selbst anschauen können. Engelhard ergänzt, dass man auch über Instagram für das Projekt werben und über den Stand der Arbeiten informieren möchte.
Seit Montag, so Merz, hänge auch ein großes Banner am Gebäude und informiere über die Pläne. Erfreulich sei, dass alle Schulen als Kooperationspartner mitmachten. Die Schulen betrachteten das Projekt wohl auch als „Abwechslung“, damit sich die Schülerinnen und Schüler „mal mit einem anderen Thema als nur homeschooling befassen können“.
Als nächstes werde die Gruppe im Mai und Juni eine Aktivierungsphase starten. Im Juli soll eine aktive Gruppe entstehen, und der Gemeinderat noch einmal unterrichtet werden. Dann könnte die Gruppe auch schon im Haus arbeiten und beispielsweise Tapeten entfernen – sofern das dann Corona-bedingt möglich sei.
Umbau nach den Sommerferien
Nach der Sommerpause soll der eigentliche Umbau beginnen. Im November möchte das JUKS das Jugendbauhaus einrichten und im Dezember eröffnen. „Es ist klar, dass bis dahin alles perfekt laufen muss, wenn wir das schaffen wollen“, schränkt Merz ein. Sie hofft, dass es bald möglich sein wird, ein bis zweimal pro Woche die Türen des Hauses zu öffnen, damit Kinder und Jugendliche sich drin umschauen können. Dann werde jemand vom JUKS dort sein und mit den Jugendlichen „quatschen, was könnt Ihr Euch hier vorstellen?“ Derzeit sei das alles leider noch in weiter Ferne.
Aktiv seien bisher die eigentliche Projektgruppe mit zehn Jugendlichen und an die 15 Jugendlichen des Jubi sowie die Besucher des Jugendtreffs in der Talstadt. Die seien alle schon sehr motiviert und möchten anpacken. Für Jugendliche sei es in diesen schweren Coronazeiten, „mal einen Kontrapunkt setzen zu können“, ergänzte Eisenlohr. Es sei wichtig, „ein positives Projekt“ zu haben und etwas auf das man wieder freuen kann. Sudenaz und Chiara bestätigen, eine „solche Ablenkung vom Coronaalltag“ täte gut.
Denkmalschutz ist einbezogen
Stadtarchitekt Christof Birkel bestätigt, dass es für das denkmalgeschütztes Gebäude Auflagen gibt. Im Außenbereich zwischen dem derzeitigen Testzentrum und dem Gebäude soll ein zweiter Fluchtweg und ein Zugang aus einem Fenster in den Außenbereich entstehen. Dafür brauche man die Genehmigung des Denkmalamtes. Im Gebäude werde man nicht so viel umbauen. Er werde die Jugendlichen beraten, was möglich ist.
Im Rahmen seines Aufbaustudiengangs beschäftigt sich Abteilungsleiter Marcel Dreyer mit professionellem Projektmanagement. Er begleitet für seinen Masterabschluss das Projekt und überlegt, wie das JUKS seine Strukturen auf das neue Jugendhaus anpassen kann. Es gehe also nicht nur um ein Gebäude, sondern auch um all das Drumherum. Was wird geboten, welche Regeln gelten, wer kümmert sich um was? Dreyer ist überzeugt, dass viele Jugendliche sich engagieren, sodass nach einer Anlaufzeit nicht immer eine hauptamtliche Person anwesend sein muss. Über programmierbare Schlüssel könne man beispielsweise später feststellen, wer verantwortlich war, „wenn mal nicht so ordentlich aufgeräumt ist“.
Ein großer Vorteil des „JBH 19“ sei, dass es „in einem überschaubaren Zeitraum“ umgesetzt werde, lobt OB Eisenlohr. Die beteiligten Jugendlichen sähen, wie das Projekt voran geht, und könnten spätestens in einem Jahr das Haus nutzen.