Das luxuriöse Penthouse und die Wohnung für ihre Leibwächter in London Kensington, die sich Ruja Ignatova im Frühjahr 2016 für 20 Millionen Euro gekauft hat, sind jetzt unter den Hammer gekommen. Zehn Millionen Euro seien dafür erlöst worden, hat gestern in Bielefeld Staatsanwalt Carsten Nowack bei einem Pressegespräch berichtet.
Bielefeld. „Wir haben den Daumen drauf“, versicherte Nowack laut Medienberichten. Das Geld liege derzeit bei der Royal Bank of Scotland. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, nachweisen zu können, dass das Geld für die beiden Immobilien von OneCoin-Opfern stammt.
Spur des Geldes führt ins Münsterland
Bei einem der ersten großen OneCoin-Prozesse in Deutschland war im Januar in Münster unter anderem der Münchner Rechtsanwalt Martin B. verurteilt worden, weil er 20 Millionen Euro für den Kauf der Apartments an eine Londoner Rechtsanwaltskanzlei weitergeleitet hatte. Das Geld soll von der Grevener Firma International Marketing Services (IMS) gekommen sein.
IMS hatte von Ende 2015 bis Mitte 2016 etwa 320 Millionen Euro eingesammelt und auf andere Konten von Ruja Ignatovas OneCoin Firmen weitergeleitet. Frank R. und Manon H. hat das Münsteraner Gericht deshalb ebenfalls für schuldig befunden und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die Kryptoqueen liebte London
Ruja Ignatova hatte sich das Penthouse in Londons vornehmstem Bezirk gekauft, weil sie dort eigentlich leben wollte. In London hat sie im Royal Victoria and Albert-Museum eine rauschende Geburtstagsfete organisiert. In der Wembley-Arena hatte sie eine der größten OneCoin-Werbeveranstaltungen abgezogen. Ein Hausmeister berichtete dem BBC-Reporter Jamie Bartlett, er habe gesehen,wie Ruja Ignatovas Leibwächter mit 20 Einkaufstaschen bepackt in das Apartmenthaus zurückkamen.
Doch dann bekam sie von der Londoner Polizei eine Vorladung und zog es vor, nicht wieder nach London zu reisen. Ihr Bruder Konstantin allerdings veröffentlichte auf seinem Instagram-Kanal ein Selfie von sich, das er eindeutig in Rujas Penthouse aufgenommen hatte.
Noch viele juristische Hürden
Die Rheinische Post berichtet, die Bielefelder Staatsanwaltschaft wolle über ein aufwändiges Verfahren, ein selbstständige Einziehungsverfahren, an die zehn Millionen Euro kommen, um sie dann unter den Geschädigten zu verteilen. Dabei soll das „Windhundprinzip“ gelten.
Die Staatsanwälte hätten beim Landgericht Bielefeld die Einziehung von 20 Millionen beantragt. „Das Gericht wird in den nächsten Wochen prüfen, ob die Voraussetzungen dafür vorliegen“, schreibt das Blatt unter Berufung auf dpa. Erst dann könne die Behörde in einem Rechtshilfeverfahren beantragen, dass die britischen Behörden die Millionen nach Deutschland überweisen. Bis darüber entschieden sein wird, werden noch Monate oder gar Jahre vergehen.
Die NRWZ hat eine Anfrage im Zusammenhang mit der Penthouseversteigerung an die Staatsanwaltschaft Bielefeld gerichtet. Wir werden noch berichten.