Am Donnerstagvormittag machte ein Gerücht die Runde, die Kryptoqueen Ruja Ignatova sei in Südafrika festgenommen worden. Eine andere Meldung besagt, sie sei in Russland untergetaucht. Beide Geschichten erweisen sich bei näherer Untersuchung als falsch oder nicht belegbar.
Schramberg. Am Morgen hat die NRWZ auf verschlungenen Wegen eine Meldung erreicht, wonach Interpol jemanden darüber informiert habe, in Südafrika sei eine Frau in Gewahrsam genommen worden, von der man annehme, es sei die echte Ruja Ignatova. („… have taken in to custody who they believe to be the real Ruja Ignatova. They found her in South Africa.“)
Keine Bestätigung von LKA und Interpol
Recherchen der NRWZ und befreundeter Kollegen hier und in Südafrika brachten schließlich eindeutige Dementis. Die Sprecherin des Landeskriminalamts in Düsseldorf Daniela Dässel schreibt der NRWZ, sie könne „auch nach Rücksprache mit allen hier involvierten Stellen keine Festnahme der Dr. Ruja Ignatova bestätigen“. Ähnliches berichtet ein Kollege aus Südafrika, der sich dort mit Interpol in Verbindung gesetzt hat.
In der jüngsten Folge von Johan von Mirbachs „Die Kryptoqueen“ ist auch Daniela Dässel zu sehen. Sie äußert die Vermutung, dass Ignatova tatsächlich in Südafrika sein könnte. Man habe dafür Hinweise. Bulgarische Drogengangster haben sich in Kapstadt niedergelassen.
Und was ist mit Russland?
Eine zweite Geschichte, die gerade wieder verbreitet wird, ist, dass Ignatova in Russland untergetaucht sei. So berichtete beispielsweise das bulgarische Fernsehen unter Berufung auf den BBC-Journalisten Yordan Tsalov, Ignatova sei am Leben und werde von internationalen kriminellen Kartellen geschützt. Gleichzeitig würden Leute, die ihr nahe stünden, ein weiteres Betrugssystem aufziehen. Mit den Daten von OneCoin schrieben sie die schon einmal Betrogenen an und versprächen ihnen, das Geld zurückzuholen – Gebühr 100 Euro.
Tsalov argumentiert laut Medienberichten damit, dass nur Ruja Ignatova an die enormen Summen herankommt, die sie mit OneCoin kassiert habe. Ihre Unterschrift sei nötig, das mache sie für die Kartelle bedeutsam.
Der Investigativjournalist Tsalov beruft sich bei seiner Vermutung, Ignatova sei in Russland auf ein Interview, das er mit Frank Schneider geführt habe. Schneider war bekanntlich einige Jahre Ignatovas Sicherheitschef. Er hat in zahlreichen Interviews zahlreiche Spekulationen über Ignatovas Verbleib von sich gegeben.
Seit seiner Flucht aus dem Hausarrest in Nordfrankreich im Mai 2023 fehlt vom Ex-Geheimdienstmann ebenfalls jede Spur. Tsalov spekuliert, er könne zum Schweigen gebracht worden sein, weil er den Strafverfolgungsbehörden zu viel verraten hat.
Die Kryptoqueen bleibt also verschwunden. Würde Ignatova festgenommen, ist nicht klar, ob sie nach Deutschland ausgeliefert wird. Sie hat zwar die deutsche Staatsbürgerschaft, dennoch habe Deutschland kein „Erstzugriffsrecht“, hat Johan von Mirbach erfahren. „Es ist offen, ob sie in Deutschland oder den USA angeklagt würde.“