Ein außergewöhnliches Jubiläum hat heute der taubblinde Korbmacher Joachim Burger in der Korbwerkstatt der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn gefeiert. Sein 10.000ster Korb ist fertig geworden.
Schramberg. „Ich habe immer noch so viel Spaß wie beim ersten Korb“, erzählt Burger, der schon an Korb 10.001 sitzt. „Korbmacher ist ein sehr schöner Beruf.“ Der nächste Korb wird zweifarbig mit braunen und hellen Weiden. Die entsprechenden Weiden hat sich Burger beim Einweichen gekennzeichnet, damit er sie beim Flechten nicht verwechselt.
Burger kam schon als kleiner Junge in die Heiligenbronner Einrichtung. Er war stark hörgeschädigt und besuchte die entsprechende Schule hier. Nach seinem Schulabschluss wechselte er nach Heidelberg auf die Wirtschaftsschule für Schwerhörige und begann eine Ausbildung zum Buchhalter.
Nach Sportunfall erblindet
„In den Sommerferien 1975 hatte ich einen Sportunfall“, erinnert sich Burger. Beim Fußballspielen prallte er mit dem Kopf gegen den Torpfosten. Zwei anschließende Operationen misslangen. „So bin ich blind geworden und nach Heiligenbronn zurückgekehrt.“
Ohne die heutigen technischen Hilfsmittel war damals nicht daran zu denken, dass ein Blinder als Buchhalter arbeiten kann. Darum lernte Burger zunächst die Blindenschrift und ist dann in die Korbmacherwerkstatt gekommen und hat das Korbmacherhandwerk erlernt.
Korbmachen macht stark
Der Anfang war schwer: „Zuerst habe ich gedacht, ich habe nicht genug Kraft.“ Um die Weiden fest zu flechten, müssen die Korbmacher ordentlich ziehen und klopfen. „Aber beim Korbmachen bin ich kräftiger geworden und ich wurde immer besser beim Flechten.“ Die anfangs noch schiefen Körbe sind schon lange Geschichte. Seit 48 Jahren arbeitet Burger nun in der Korbmacherei.
An einige besondere Aufträge in den vergangenen Jahrzehnten erinnert sich Burger noch gut: „Für die Landesgartenschau in Schwenningen habe ich ein Dutzend Körbe für Blumen geflochten.“
Viele Jubilare in der Stiftung haben ein Burgerprodukt schon in Händen gehalten und besitzen es hoffentlich noch. „Die Jubilarkörbe für Mitarbeiter der Stiftung stammen von Joachim“, erzählt Werkstattleiterin Gudrun Palmer. Mindestens 70 flechte er jedes Jahr. Insgesamt seien es im Durchschnitt etwa 250 Körbe pro Jahr.
König Jogis nächstes Ziel
Zur Feier des Tages hat ihm eine Kollegin ein Krönchen aus Peddigrohr geflochten, das er mit Stolz und Freude trägt. Am Nachmittag feiert die Werkstatt bei Kaffee und Kuchen miteinander. „Morgen Abend gibt es ein Festessen in meiner Wohngruppe Fridolin“, kündigt Burger an.
Nächstes Jahr wird Jogi, wie ihn alle in der Stiftung nennen, in Rente gehen. „Ich möchte aber gerne wenigstens halbtags weiterarbeiten“, versichert er,. Nur in der Wohngruppe rumsitzen, das wäre nichts für ihn.
Gefragt, was er sich denn vorgenommen hat, nachdem er die 10.000 Körbe-Marke überschritten hat, meint Burger lachend: „Mein nächstes Ziel sind 11.111 Körbe.“