Unter keinem guten Stern stand der erste Tagesordnungspunkt im Verwaltungsausschuss des Schramberger Gemeinderats am Donnerstag. Zunächst hing die dafür eingeladene Referentin im Stau in der Oberndorfer Straße fest, und dann zürnten die Räte: „Thema verfehlt!“
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, selbst bis vor einem Jahr Geschäftsführerin der Regionalen Wirtschaftsgesellschaft(Wifög), hatte ihre Nachfolgerin bei der Wifög, Henriette Stanley, eingeladen, damit diese laut Tagesordnung ein „Pop-up-Labor ‚DigiTAL Schramberg‘“ vorstellen möge, ein Projekt in Kooperation mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg. Wegen des Staus ließ sich der Ausschuss zunächst über das Stadtmuseum und das Stadtarchiv informieren. (Wir berichten noch).
Was macht die Wirtschaftsförderubngsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg?
Dann kündigte Eisenlohr an, Henriette Stanley werde zunächst die Wifög vorstellen und anschließend auf das Popup-Labor eingehen. Mit einer Vielzahl von Folien berichtete Stanley über die vier Handlungsfelder der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Diese habe dankenswerterweise schon ihre Vorgängerin Dorothee Eisenlohr herausgefiltert: Standortmarketing, Vernetzung von Unternehmen, Vermarkten von Gewerbeflächen und die Kooperation und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen fördern.
Hinzu komme neuerdings die Beratung von Kommunen und Unternehmen zu Fördermitteln. Die Wifög habe 24 Gesellschafter, die drei Landkreise, die beiden Kammern, den Regionalverband sowie Städte und Gemeinden.
„Innovationswerkstatt auf Zeit“
Das Popup Labor finde vom 19. bis 23 Oktober in Schramberg statt. Es werde organisiert vom Fraunhofer Institut. Es sei eine „Innovationswerkstatt auf Zeit, vor allem für KMU“, so Stanley, wobei KMU „kleine und mittlere Unternehmen“ bedeutet. Sie sollten erforschen können, welche Möglichkeiten die Digitalisierung böte.
Anschließend zeigte Stanley noch die neue Selbstvermarkterbroschüre, die der Regionalverband herausgegeben hatte und deren digitale Version derzeit von der Wifög aufgebaut werde.
Gefragt, wie die Wifög den Zugang von ausländischen Fachkräften fördere und wie sie die bestehenden bürokratischen Hürden sehe, berichtete Stanley vom WelcomeCenter. Auch sei klar, dass wir weiter ausländische Fachkräfte brauchen werden, auch wenn Corona der Konjunktur gerade eine Delle verpasse. Sie sei froh über das neue Einwanderungsgesetz. „Wir haben uns mit dem WelcomeCenter große Kompetenz bei der Betreuung ausländischer Fachkräfte erarbeitet.“
Enttäuschung im Ausschuss
Ralf Rückert (Freie Liste) machte kein Hehl aus seiner Enttäuschung. Er habe einen Vortrag zum Thema Digitalisierung und Schramberg erwartet, als er die Tagesordnung gelesen habe. „Dazu kam nichts.“ Auch hätte er in der Vorstellung der Wifög gewünscht, zu erfahren, was das konkret für Schramberg und seine Unternehmen bedeute.
Stanley dankte für die konstruktive Kritik und berichtete, dass die Wifög auf Wunsch von Eisenlohr all ihre Kontakte genutzt habe, um für das Krankenhausareal weitere Investoren zu suchen
CDU-Sprecher Thomas Brantner grätschte mit einem Antrag zur Geschäftsordnung dazwischen: Thema laut Tagesordnung sei das Popup-Labor und nicht die Wifög.
Was heißt Pop-up-Labor?
Eisenlohr versuchte zu beschwichtigen und meinte, wie die Referentin ihre Präsentation gestalte, sei deren Sache. Der Begriff „Pop-up“ sei halt ein Modebegriff, übernommen aus dem Einzelhandel, wo Popup-Geschäfte für kurze Zeit ein Produkt anbieten, dann aber wieder verschwinden. Sie habe es noch in ihrer Zeit bei der Wifög für Schramberg beantragt, und der damalige OB Thomas Herzog und Wirtschaftsförderer Manfred Jungbeck hätten sofort „machen wir“ gesagt. Auch von der Szene 64 habe sie die Zusage erhalten, die Räume kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Es sei nicht eine große Veranstaltung, sondern bestehe aus vielen kleinen Bausteinen. Auch Schramberger Start-ups wären mit Workshops dabei, so Eisenlohr. „Ein Bonbon wird eine Veranstaltung Jazz und Innovation sein.“ Stanley meinte, mit dem Pop-up-Labor habe man „für die Region ein Netzwerkstreffen an Land gezogen“.
Und da ist sie wieder: Die Außenstelle einer Hochschule
Stattfinden soll das Ganze in der Szene 64 an der Geißhalde. Ein Ort, der Eisenlohr ins Schwärmen kommen ließ: Die Geißhalde sei voller Innovationsgeist. „Das könnte ein Innovationscampus werden. Eine Außenstelle einer Hochschule…“
Ratsmitglieder, die noch OB Herbert O. Zinells Bemühungen in dieser Richtung in Erinnerungen hatten, blieben lieber stumm und hakten das Thema Wifög und Popup-Labor ab.