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    OneCoin: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Ignatovas Ex-Mann

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    Darmstadt/Münster/Sofia. Die deutsche Justiz rückt den OneCoin-Verantwortlichen immer näher auf den Pelz. In Darmstadt hat die Staatsanwaltschaft ihr Ermittlungsverfahren gegen einen „44-jährigen Rechtsanwalt aus Neu-Isenburg“ abgeschlossen und das Verfahren ans Landgericht Darmstadt weitergeleitet.  Es gehe um „Geldwäsche in drei Fällen“. Er soll 7,7 Millionen Euro gewaschen haben, hat auf Nachfrage der NRWZ ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigt.

    Dieser „46-jährige Rechtsanwalt“ ist mutmaßlich Björn S., der Ehemann von Ruja Ignatova, der Erfinderin und ehemaligen Chefin von OneCoin. Aus Gründen des Datenschutzes bestätigen weder die Staatsanwaltschaft noch das Gericht die Identität des Mannes. Der Sprecher des Landgerichts Darmstadt Dr. Jan Helmrich hat auf Nachfrage der NRWZ berichtet, dass die Anklage beim Landgericht eingegangen sei. Sie befinde sich jetzt in einem „Zwischenverfahren“. Dabei prüfe das Gericht, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werde.

    Landgericht prüft die Anklage

    Dabei können die Anwälte des Beschuldigten die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Dokumente und Beweise prüfen und eigene Argument vorbringen. Sie werden versuchen, das Gericht davon zu überzeugen, dass es gar nicht erst die Anklage zu einer Hauptverhandlung zulässt. Ein solches Überprüfungsverfahren kann sich mehrere Monate bis zu einem halben Jahr hinziehen.

    Erst wenn das Gericht zur Überzeugung kommt, dass die Anklage Aussicht auf Erfolg hat, wird das Hauptverfahren eröffnet und werden Verhandlungstermine bestimmt, so Gerichtssprecher Helmrich.

    Laut Staatsanwaltschaft sollen bereits im Jahr 2016 von einer am 20. Dezember 2011 gegründeten und in Hongkong ansässigen Firma 7,69 Millionen Euro auf das privat geführte Konto des Beschuldigten überwiesen worden sein. „Diese Zahlung soll von der Ehefrau des Beschuldigten veranlasst worden sein und mutmaßlich aus Betrugsstraftaten herrühren“, teilte die Staatsanwaltschaft der NRWZ mit.

    Enge Verbindung Björn S. und Ruja Ignatova

    Björn S. hat nach Informationen der NRWZ gemeinsam mit Ruja Ignatova in Konstanz studiert. 2010 haben die beiden geheiratet. Später hat Ignatova eine Firma aufgekauft und in Rilacap umbenannt. Rilacap hatte dort ihren Sitz, wo auch eine Firma von Björn S., die Matunos, ihren Sitz in Neu-Isenburg hat. Als Ignatova dann mit einer weiteren Firma „Maineptun“ die Verträge für die Übernahme der Gießerei in Waltenhofen im Allgäu schloss, war Björn S. als Anwalt beteiligt.

    S. war etliche Jahre als Rechtsanwalt in einer großen internationalen Frankfurter Kanzlei tätig, zuletzt als Managing Associate, also Geschäftsführender Gesellschafter, ist dort aber Mitte Januar 2022 ausgeschieden.

    Bei OneCoin war S. an zahlreichen Events anwesend, aktiv ins Geschäft eingebunden war er aber nach NRWZ-Informationen nicht.

    Handelsregisterauszug der Maineptun…

    …und  Impressum der Matunos.

    Ausriss aus Kaufvertrag für Gusswerk Waltenhofen.

    Martin B. erzürnt den Vorsitzenden Richter

    Unterdessen verzögert sich in Münster das Verfahren weiter. Ursprünglich hatte der Münchner Rechtsanwalt Martin B. über seine Anwälte angekündigt, er werde Ende April erstmals zur Sache eine Erklärung abgeben. Auch B. muss sich unter anderem wegen Geldwäsche verantworten. Er soll  beispielsweise  20 Millionen Euro für den Kauf eines Londoner Luxus-Apartments für Ignatova dorthin transferiert haben.

    Wegen Krankheit eines Prozessbeteiligten fiel die Sitzung Ende April aus. Aber auch eine Woche später, am 2. Mai, kam keine Erklärung Martin B.s. Seine Begründung, sein eigentlicher Anwalt sei nicht anwesend, machte den Vorsitzenden Richter zornig, wie ein Prozessbeobachter berichtet. Man habe den Rest des Verhandlungstags mit dem Verlesen von Dokumenten verbracht. Nun ist die Aussage B.s für den kommenden Dienstag angekündigt.

    OneCoin mit gedrosselter Kraft

    Die OneCoin-Geschäfte gehen derweil von Sofia aus weiter.  „Melanie from Germany“ beobachtet seit Jahren die Aktivitäten um die angebliche Kryptowährung. Sie findet, es sei gerade „verdammt ruhig“. Mehrere OneCoin-Propagandisten hätten sich zurückgezogen oder ihre OneCoin-Werbeseiten mit einem Passwort geschützt.

    Ein Schweizer, Emil B., in besseren Tagen schon als Co-Captain von Onecoin geadelt und bis vor kurzem noch sehr aktiver OneCoiner, sei ebenfalls verstummt: Das Portal des  „Dealshaker Country-Manager“ für die Schweiz und Liechtenstein meldet seit Mitte April nur noch: „Under Construction“. Mit dieser Ausrede seien schon viele ausgestiegen. „Wenn B. aussteigt, gibt es nur noch eine aktive Bastion in Europa: Rumänien mit Cristi C.“, so Melanie from Germany zur NRWZ.

    Screenshot: him

    „Aus Sofia kommt auch nichts Neues“. Die Abstände zwischen den Newslettern würden immer größer. Früher seien diese einmal pro Woche verschickt worden, nun dauere es schon fünf Wochen. Alles, was OneCoin für 2023 angekündigt habe, sei nicht umgesetzt:  Weder gebe es das Reise-Portal noch das versprochene Kosmetik-Portal. Und natürlich ebenfalls noch nicht am Start: das schon seit vielen Jahren von Ruja Ignatova persönlich angekündigte Devisen-Handelsportal OneForex.

    Melanie sieht Anzeichen dafür, dass der gegenwärtige Chef von OneCoin Ventislav Zlatkov „seinen Schuppen noch in diesem Jahr endgültig schließt“. Zlatkov und die Seinen wollten einmal die Zahl der Händler, bei denen man mit OneCoin bezahlen kann, auf eine Million steigern. Er habe für die registrierten Händler Verbesserungen angekündigt.

    Dennoch stagniere die Zahl der registrierten Händler nach wie vor. “Heute sind es schon berauschende 54.892 registered businesses“, spottet Melanie. Am 21. Juli 2021 waren es 137.591 – also mehr als doppelt soviel – und das alles nach eigenen Angaben.

    Ventislav Zlatkov im Erklärvideo mit dem neuen OneEco Systemlogo. Screenshot: him:

    In einem Video im Dezember 2019 hat der damalige OneCoin-Captain Simon Le aus Vietnam 1.000.000 registrierte Händler als erreichbares Ziel vorgegeben. Ruja Ignatova selbst hatte schon im Juni 2016 orakelt, eine Million Merchants oder Händler und 10 Millionen Mitglieder seien innerhalb von zwei Jahren erreichbar.

    Untergetaucht oder hinter Gittern

    Stattdessen musste sie selbst ein gutes Jahr später untertauchen und ist bis heute spurlos verschwunden. Ihre beiden Geliebten und OneCoin-Profiteure Sebastian Greenwood und Gilbert Armenta leben zwar. Aber Greenwood wartet seit 2018 in einem US-Gefängnis auf seine Strafe, und Armenta wird demnächst eine fünfjährige Haftstrafe antreten müssen.

    Auch Ignatovas Bruder Konstantin Ignatov wartet irgendwo in den USA auf seinen Prozess. Ihre Rechtsberaterin Irina Dilkinska sitzt seit März in New Jersey in Haft und wartet auf ihr Verfahren. Unter Hausarrest in Nordfrankreich befindet sich Ignatovas Sicherheitsexperte, der Luxemburger Ex-Geheimdienstmann Frank Schneider. Über sein Schicksal entscheidet der französische Verfassungsrat.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Ein Schweizer, Emil B., in besseren Tagen schon als Co-Captain von Onecoin geadelt und bis vor kurzem noch sehr aktiver OneCoiner, sei ebenfalls verstummt: Das Portal des  „Dealshaker Country-Manager“ für die Schweiz und Liechtenstein meldet seit Mitte April nur noch: „Under Construction“. Mit dieser Ausrede seien schon viele ausgestiegen. „Wenn B. aussteigt, gibt es nur noch eine aktive Bastion in Europa: Rumänien mit Cristi C.“, so Melanie from Germany zur NRWZ.

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    Auch Ignatovas Bruder Konstantin Ignatov wartet irgendwo in den USA auf seinen Prozess. Ihre Rechtsberaterin Irina Dilkinska sitzt seit März in New Jersey in Haft und wartet auf ihr Verfahren. Unter Hausarrest in Nordfrankreich befindet sich Ignatovas Sicherheitsexperte, der Luxemburger Ex-Geheimdienstmann Frank Schneider. Über sein Schicksal entscheidet der französische Verfassungsrat.

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