Etwa 70 Millionen Euro hat das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr auf verschiedenen Konten im Zusammenhang mit OneCoin sichergestellt. Das Geld ist möglicherweise Teil der etwa 320 Millionen Euro, die Frank R. und Manon H. aus Greven mit ihrer Firma IMS für die angebliche Kryptowährung von Ruja Ignatova eingesammelt und teilweise auf Konten bei Banken auf den britischen Jungferninseln und andere Steueroasen weiter geleitet haben sollen.
In Münster nichts Neues
Vor dem Landgericht geht das Mammutverfahren gegen das Grevener Ehepaar und den Münchner Rechtsanwalt Martin B. in die nächste Phase. Den Dreien wird ein Verstoß gegen das Finanzdienstleistungsgesetz und Betrug beziehungsweise Geldwäsche vorgeworfen.
In den ersten fünf Verhandlungstagen der zweiten Verfahrensauflage habe wie schon beim ersten Anlauf vor einem Jahr das Gericht Videos zu OneCoin angeschaut und Sachverständige zum Thema „Blockchain“ gehört, so eine Sprecherin des Landgerichts auf Nachfrage der NRWZ. Am Dienstag werde eine Mitarbeiterin der Firma IMS gehört.
Bisher habe es keine Gespräche über eine Verständigung gegeben. „Das steht nicht im Raum.“ Erst im nächsten Jahr würden dann Zeugen gehört, die Opfer von OneCoin geworden sind, so die Gerichtssprecherin.
Luxemburg will Frank Schneider nicht
Ein bisschen weiter westlich in Lothringen sitzt Frank Schneider im Hausarrest. Ruja Ignatovas Ex-Sicherheitsberater wartet auf die Entscheidung der französischen Regierung, ob er an die USA ausgeliefert wird. Dagegen wehrt sich der ehemalige Operationschef des Luxemburger Geheimdiensts. Er hofft, dass das Großherzogtum gegen ihn ein Verfahren einleitet und seine Auslieferung nach Luxemburg erwirkt.
Doch diese Hoffnung bekam jetzt einen Dämpfer. Wie das Luxemburger Tageblatt berichtet, hat Premierminister Xavier Bettel am Freitag im Parlament erklärt, die Regierung denke nicht daran, sich in Angelegenheiten der französischen Justiz einzumischen, die demokratische Grundsätze respektiere. Außerdem könne sich Schneider ja noch an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden.
Mehrere Abgeordnete hätten gefordert, die Regierung solle Schneiders Auslieferung als Luxemburger Staatsbürger verlangen, da ihm in den USA eine weniger vorteilhafte Behandlung drohe, schreibt die Zeitung weiter. Schneider fürchtet, in den USA zu 40 Jahren Haft verurteilt zu werden.
In New York wird verschoben und verschoben und verschoben…
Unterdessen verzögern sich in den USA die Verfahren gegen die OneCoin Beschuldigten Konstantin Ignatov, Sebastian Greenwood und Gilbert Armenta immer weiter.
Rujas Bruder Konstantin sitzt mutmaßlich seit einem Jahr wieder hinter schwedischen Gardinen. Ursprünglich war für den 10. November ein Gerichtstermin angesetzt. Doch wie schon in der Vergangenheit hat die Staatsanwaltschaft auch jetzt wieder beantragt, den Termin um weitere vier Monate zu verschieben, „because the defendant’s cooperation is not yet complete“, weil die Mitarbeit des Beschuldigten noch nicht abgeschlossen sei, also.
Konstantin hatte bekanntlich mit der Staatsanwaltschaft einen Deal geschlossen, wonach er gegen alle in den USA angeklagten OneCoiner aussagen werde. Im November 2019 tat er dies auch im Verfahren gegen den mutmaßlichen Geldwäscher Mark Scott. Allerdings sagte Konstantin Ignatov nachweislich zwei Mal unter Eid falsch aus. Ein Verstoß gegen seien Kautions-Auflagen.
Deshalb herrscht im Scott-Verfahren derzeit Stillstand – und Ignatov muss ebenfalls warten. Vermutlich hinter schwedischen Gardinen.
Sebastian Greenwood braucht Geduld und gute Anwälte
Bevor aber nicht das Scott-Verfahren beendet ist, werden auch die Verfahren gegen Sebastian Greenwood, den Top-Verkäufer von OneCoin („ZeroZeroOne“) und Geliebten Ruja Ignatovas und ihren weiteren Geliebten und mutmaßlichen Geldwäscher Gilbert Armenta nicht beginnen können. Richter Edgardo Ramos hat denn auch den Termin für Konstantin auf den 16. Februar 2023 verschoben.
Sebastian Greenwood sitzt seit 2018 in US-Gewahrsam. Seine Voranhörung soll am 20. November stattfinden, der eigentliche Prozess ist für den 15. Mai angesetzt. In Greenwoods Fall wollen Verteidigung und Staatsanwaltschaft erörtern, wie man das Verfahren gestalten oder die Zahl der Anklagepunkte einschränken könnte.
Gilbert Armenta, dessen Hausarrest das Gericht etwas gelockert hat, soll nun am 16. Dezember sein Urteil bekommen. Bis dahin erörtern die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft „verschiedene Themen zur möglichen Beschlagnahme und anderen Themen, die mit dem Urteil zusammen hängen können“. Auch in diesem Fall hat Richter Edgardo Ramos in New York dem neuen Termin zugestimmt.
Beobachter der OneCoin-Verfahren in den USA glauben allerdings nicht, dass eines dieser Verfahren tatsächlich begonnen oder beendet wird, bevor nicht ein Urteil im Fall Scott ergangen ist.
Haftstrafen in Argentinien
Ein paar tausend Meilen südlich von New York, in Cordoba in Argentinien, hat ein Gericht einen Geschäftsmann und einen Chirurgen zu mehrjährigen Haftstrafen wegen Betrugs verurteilt, berichtet La Nacion am 7. November.
Die beiden hatten ihre Beteiligung am OneCoin-Betrug gestanden. Ein Dutzend andere Angeklagte warten in Argentinien noch auf ihr Verfahren. Der Geschäftsmann Adolfo D., 34, muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis, der Arzt Aldo L., 54, sogar für vier Jahre und drei Monate. Das Gericht habe festgestellt, dass beide die angebliche Kryptowährung OneCoin als „rentable Geschäftsmöglichkeit“, verkauft hätten. Diese hätten aber gar nicht existiert, sondern sei ein Teil eines Schneeballsystems gewesen.
Die von den Beiden verkauften Token hätten keinen Wert gehabt außerhalb der von der Organisation geschaffenen „Dealshaker-Plattform“, so das Gericht in seiner Urteilsbegründung.
Unter den zwölf anderen Angeklagten befinden sich eine Ökonomin, ein Buchhalter und ein Journalist. OneCoin habe von Cordoba aus in vier argentinischen Provinzen agiert und die Bildungspakete mit den Token verkauft, berichtet la Nacion.
Vereinigte Arabische Emirate: OneCoin ist Ponzi-Scheme
Eine erstaunliche Entscheidung gab es kürzlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten: Ein Berufungsgericht in Ras Al-Khaimah entschied, eine Transaktion mit OneCoin sei ungültig. Das Gericht erklärte auch, dass es sich bei OneCoin um ein „Ponzi-Scheme“ handle, Schwindel also. In diesem Fall hatte jemand einem Käufer 40.000 OneCoin verkauft, aber nicht geliefert.
Zurück nach Deutschland. Woher die 70 Millionen sichergestellten OneCoin-Millionen stammen, geht nicht aus dem Lagebericht des LKA hervor. Eine entsprechende Anfrage der NRWZ ans LKA werde in den nächsten Tagen beantwortet, verspricht eine Sprecherin des Landeskriminalamts in Düsseldorf. Wir werden berichten.
Zwölf-Länder-Tour
Erstaunlich aber: Der Schwindel geht grade weiter. Mit leicht verändertem Logo werben die OneCoin-Vertreter für ihr OneEcoSystem. Eine Tour führt eine Gruppe von OneCoinern mit dem neuen CEO Ventislav Zlatkov an der Spitze durch zwölf europäische Länder. Mit einer Veranstaltung am 5. Dezember in London versuchen sie an die legendäre Veranstaltung in Wembley im Sommer 2016 anzuknüpfen.