OneCoin: Lebt Ruja Ignatovas Ehemann in einer Milliardärs-Villa?
Anklage gegen Ruja Ignatovas Ehemann ausgeweitet / Karlsruher Reporter auf Spurensuche
Hat Ruja Ignatova, die in Schramberg aufgewachsene „Kryptoqueen“, ihrem Ehemann B. S. eine Villa gekauft? Ein schlossähnliches Anwesen in einem Villenvorort von Frankfurt, in dem etliche Reiche und Superreiche leben? Eine Villa mit einer „dunklen Vergangenheit“? Ein Reporter der in Karlsruhe erscheinenden „Badischen Neuesten Nachrichten“ (BNN) hat vor Ort recherchiert und ist sicher: Die Villa, die S. zumindest gelegentlich bewohnt, gehörte einst einer Milliardärs-Familie. Im Sommer 2017 verkaufte die damalige Besitzerin das große Anwesen an S., den Kaufpreis aber überwies angeblich eine Firma aus dem OneCoin-Imperium.
Karlsruhe/ Schramberg. BNN-Autor Daniel Streib hat sich die Villa in einer vornehmen Villengegend bei Frankfurt angeschaut. Ein Nachbar bestätigte ihm, dass hier ein Mann mit einem Mädchen lebe. „Sie sind aber nur phasenweise da.“
Ein Schloss-ähnliches Anwesen Ignatovas Ehemann?
S. und Ruja Ignatova haben eine gemeinsame Tochter, die eine Leihmutter ausgetragen hat. Das Kind kam 2016 zur Welt.
Eine Frau, die laut eigenen Angaben mit Ignatova bei McKinsey gearbeitet und sie aus dieser Zeit Anfang des Jahrtausends gut kennen will, berichtete schon im März 2021 der NRWZ, die Tochter werde in Gucci- und Dolce&Gabbana-Kleidchen gesteckt. „Zwischendurch hatte B. vier (!!!) Nannys für die Kleine.“
Die Frau, die in ihren Mails ein Pseudonym verwendet hat, schrieb: „Er selbst wohnt in einem netten Vorort von Frankfurt, in einem Schloss-ähnlichen Haus mit einem Kaufwert von circa acht Millionen Euro.“
Damals war noch nicht bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Darmstadt gegen B. S. wegen Geldwäscheverdacht ermittelt. Dass es neben einer Geldüberweisung von Ruja Ignatova an ihren Ehemann in Höhe von 7,69 Millionen Euro auch um ein Grundstück geht, ist erst im November öffentlich geworden.
Neben Geldwäsche nun auch „ein Grundstück“?
Auf eine Anfrage schreibt die Staatsanwaltschaft Darmstadt am 13. November 2024: „Der Anklage nach soll der Angeschuldigte mehr als sieben Millionen Euro sowie ein Grundstück in … durch die Taten erlangt haben.“ Der Sprecher des Landgerichts Darmstadt wollte dies gegenüber der NRWZ unter Bezug auf den Datenschutz „weder bestätigen noch dementieren“.
Bezüge in den Schwarzwald
Diese Villa sei lange leer gestanden, berichtet ein Nachbar dem BNN-Reporter: Vor ein paar Jahren sei der Mann mit dem kleinen Mädchen eingezogen, sage der Nachbar. „‚Seine Frau, die Kryptoqueen, hat ihm die Villa gekauft‘, glaubt der Nachbar zu wissen.“
Gemeinsam mit seinem Vater hat S. mehrere Firmen. Die Firmenadresse liegt in einer anderen Stadt aus dem Frankfurter Umland. Dort besitzt S. ein vergleichsweise einfaches Einfamilienhaus. Er nutzt wohl nur die Einliegerwohnung. Eine Nachbarin vermutet, das Haus sei vermietet. B. S. wohne schon länger nicht mehr da, er hole nur ab und zu die Post. Ein Briefkasten für die Einliegerwohnung verweist auf S..
Die Nachbarin erinnert sich laut BNN: „Frau Ignatova kam am Wochenende mit dem Taxi und hatte ihr Köfferchen dabei.“ Das sei aber vor der Zeit mit OneCoin gewesen.
Verheiratet waren die beiden, die sich im Studium in Konstanz kennengelernt haben, seit Ende 2010. Ignatova, die 1999 am Schramberger Gymnasium Abitur gemacht hatte, arbeitete nach ihrer Promotion als McKinsey-Beraterin in ihrer Heimat Bulgarien.
Dann kam sie zurück nach Deutschland und kaufte mit ihrem Vater Plamen eine insolvente Gießerei in Waltenhofen. Die Verträge hatte ihr Ehemann S. ausgearbeitet und unterschrieben. Die Gießerei hat Ignatova geplündert und dafür 2016 vom Amtsgericht Kempten 14 Monate Haft auf Bewährung und eine hohe Geldstrafe kassiert.
Wieso ist S. bisher ungeschoren davon gekommen?
Die Informantin der NRWZ wunderte sich im März 2021, dass gegen S. kein Verfahren laufe. Sie behauptete, er sei von Anfang an intensiv bei der Entstehung von OneCoin beteiligt gewesen und habe Zugriff auf „Beträge in dreistelliger Millionenhöhe“. Die NRWZ kann das nicht überprüfen.
14 Monate nach diesem Hinweis berichtete die NRWZ, dass die Staatsanwaltschaft Darmstadt tatsächlich gegen S. ermittelt.
Seit Mai 2023 liegen die Ermittlungsergebnisse beim Landgericht Darmstadt. Dort prüft das Gericht seither, ob die Anklage tatsächlich zugelassen wird, also ein hinreichender Tatverdacht besteht.
Auf Nachfrage der NRWZ erklärte ein Sprecher des Gerichts im August, es daure so lange, weil der Vorsitz der zuständigen Kammer gewechselt habe. Die Nachfolgerin müsse sich erst in das Verfahren einarbeiten. „Schließlich hat sich mittlerweile ein neuer Verteidiger legitimiert, dem Akteneinsicht zu gewähren ist, und der sich ebenfalls in das Verfahren einzuarbeiten hat.“
B. S. am Telefon
Der BNN-Reporter hat S. vor wenigen Tagen angerufen und zu den Vorwürfen befragt. „Der Mann, der sich am Telefon als S. vorstellte, war im Gespräch ganz der Anwalt“, berichtet er der NRWZ. S. sei ihm wie ein Strafverteidiger vorgekommen, „der überhaupt nichts einräumt“.
In dem Telefongespräch, das etwa eine dreiviertel Stunde dauerte, sei er “immer wieder ausgewichen.“ Der Reporter berichtet, der Mann am Telefon habe sich in dem Gespräch zum Anwesen bei Frankfurt, das ihm angeblich gehört, bedeckt gehalten. „Als ich ihn darauf ansprach, schien er kurz durchzuatmen. Dann sagte er nur, dass er dazu gar nichts sage.“
Prozess in Darmstadt im neuen Jahr
Auf eine erneute NRWZ-Nachfrage erklärt der Gerichtssprecher Ende November, es sei „nicht ausgeschlossen, dass im Falle der Eröffnung des Hauptverfahrens Verhandlungstermine für das 2. Quartal 2025 bestimmt werden würden“. Diese Entscheidung könne im ersten Quartal fallen, teilt das Gericht weiter mit.
Dann wird sich zeigen, ob der Anwalt S. das Landgericht von seiner Unschuld überzeugen kann – oder er tatsächlich für Geldwäsche in den Knast muss. Höchststrafe fünf Jahre Haft.
Die Ehe und die Fälschung
Ob B. S. und Ruja Ignatova noch verheiratet sind? Staatsanwaltschaft und Landgericht halten sich bedeckt. Nicht mal bestätigen wollen sie, dass es sich bei dem „Beschuldigten 48 Jahre alten Rechtsanwalt“ tatsächlich um B. S. handelt. Das pfeifen zwar alle Spatzen von den Dächern rings um das Gerichtsgebäude – aber der Datenschutz….
Bekannt ist, das S. und Ignatova Ende 2010 geheiratet haben. Auf seiner Facebookseite hat er das damals veröffentlicht. Dass die liebe Ruja ihm in den Folgejahren gleich ein ganzes Sortiment an Hörnern aufgesetzt hat, ist ebenfalls bekannt.
Erst hatte sie eine stürmische Affäre mit Sebastian Greenwood, mit dem sie OneCoin aufgebaut hatte. Dann turtelte sie mit Gilbert Armenta, der für sie in den USA als Geldwäscher auftrat. Beiden Liebhabern ist ihre Nähe zu Ignatova schlecht bekommen. Greenwood sitzt eine 20-jährige Haftstrafe in New York ab. Armenta verbüßt fünf Jahre in Florida.
Da geht es B. S. deutlich besser. Er hat allerdings seinen sicher gut dotierten Arbeitsplatz bei einer internationalen Rechtsanwaltskanzlei verloren und sich mit einer eigenen Kanzlei selbständig gemacht. Sitz: sein Wohnhaus bei Frankfurt.
Fake-Ehemann Nummer 2: Daniel Dabek
Und jetzt geistert da ein weiterer Ignatova-Ehemann umher. Sogar eine Heiratsurkunde findet sich im Internet. Daniel Dabek hat demnach Ruja Ignatova am 5. Mai 2017 in Baumholder in Rheinland-Pfalz geheiratet.
Wer ist dieser Daniel Dabek? Im Internet bezeichnet er sich als „Software-Ingenieur, Diplomat und Wirtschaftswissenschaftler“. Er hat „Safex“ gegründet, ein ähnlich obskures Konstrukt wie OneCoin. Auch da geht es um eine Blockchain und Kryptowährungen. Diplomat nennt er sich, weil er als „Botschafter von Liberland“ in Serbien auftritt.
Liberland, ein Fleckchen Erde in einer Donauschleife zwischen Kroatien und Serbien, das sich als „Freie Republik“ bezeichnet. Die dortige „Regierung“ stellt Pässe aus, die allerdings niemand anerkennt.
Und dieser Daniel Dabek also soll Ruja Ignatova geheiratet haben, wie es die „Heiratsurkunde“ belegen soll? BNN-Autor Streib schickt eine Mail ans Standesamt in Baumholder, Ergebnis: alles Quatsch. Die dortige Standesbeamtin schreibt: „Beim Standesamt Baumholder wurde keine Eheschließung Daniel Dabek/ Ruja Ignatova geschlossen.“ Es handle sich um eine „offensichtliche Fälschung“.
Aber nun ist der Quatsch in der Welt und in allen möglichen Blogs und Online-Magazinen zu Kryptowährungen tauchen „Dr. Ruja Ignatova, a Ph.D. in private international law, and her husband, Daniel Dabek“ auf. Auf einer deutschen Seite liest man zu OneCoin:„ … gegründet von Dr. Ruja Ignatova und ihrem Ehemann Daniel Dabek“.